Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi
einfach gearbeiteten Edelsteinen in verschiedenen Farben. Ich küsse ihn zwischen aufgeklappten Koffern und wir tun das, was seiner Mutter gar nicht recht ist. Wir tun es nach einem Schluck Prosecco gleich noch ein zweites Mal, es ist, als wäre ich die, die heimkommt.
Ich habe in Wiens bestem Delikatessengeschäft ein paar kalte Köstlichkeiten besorgt, wir haben sie zwischendurch, hungrig und aufgekratzt, als Genuss zwischen dem Genuss verspeist. Jetzt bereite ich Lammleber auf überbackenem Weißbrot zu. Nicht weit entfernt von Treberndorf gibt es einen Schafzüchter, ohne Insiderwissen hat man keine Chance, ihn zu finden, aber über die Bertholds erfahre ich eben so einiges, das mir bisher verborgen geblieben ist.
Das Weißbrot schneide ich in zwei Zentimeter dicke Scheiben, lege es auf ein eingeöltes Backblech. Eine Packung passierter Tomaten vermenge ich mit klein geschnittenem Knoblauch, einem Ei, Pfeffer und Salz, danach gieße ich die Sauce über das Brot. Viel frisch geriebenen Parmesan drüber, mit etwas Olivenöl beträufeln, im Rohr bei zweihundertzwanzig Grad backen. Oskar liegt auf dem Sofa und sieht mir faul und entspannt zu. Die Lammleber habe ich schon gestern mit zerrissenen Salbeiblättern und etwas Olivenöl mariniert, jetzt brate ich sie in Oskars schwerer beschichteter Pfanne in Butter und dem Öl der Marinade auf beiden Seiten an, salze und pfeffere, gebe den Deckel darauf und lasse die Leber am Herdrand ziehen. Als das Brot fast fertig ist, schalte ich die Grillfunktion zu, es soll auf der Oberseite schön knusprig werden. Die Leber ist lauwarm, für zwei, drei Minuten stelle ich sie zugedeckt ganz unten ins Rohr.
„Mhmmmm“, sagt Oskar, „du weißt, wie man mich fängt.“
Während des Essens reden wir über den Prozess, den er und seine Partner gewonnen haben. Er bringt nicht nur Ehre, sondern auch eine Menge Geld. „Ich könnte nachfragen, ob die Wohnung immer noch zu kaufen ist. Oder … wir könnten uns nach einem Haus umsehen.“
Ich verschlucke mich beinahe. „Als Hausfrau bin ich nicht so toll.“
„Bei den Kochkünsten“, gurrt er und sieht zärtlich auf einen Bissen rosa Lammleber.
Ich lenke ab und erzähle über die Lage bei den Bertholds. Die Bank hat sich gemeldet, sie drängt auf den Nachweis der großen Geschäftsabschlüsse. Man müsste mit ihnen reden … Ein erfolgreicher Wirtschaftsanwalt sollte mit ihnen reden …
Oskar wiegt den Kopf. „Sieht aus, als wären sie im Recht.“
„Das glaube ich auch, aber vielleicht kann man verhandeln, ihnen klar machen, dass es besser ist, jetzt großzügig zu sein, weil der Betrieb mittelfristig sicher funktioniert. Es geht … nur um die Umbruchphase.“
„Eva Berthold weiß, dass ich mit der Bank reden soll?“
„Sie hält es für eine hervorragende Idee.“
„Ich brauche die Fakten, die Zahlen.“
„Du wirst sie bekommen. Nur … sie kann nichts zahlen.“
„Ich mache es für ein paar Flaschen Wein. Und dir zuliebe.“
Ich falle ihm um den Hals und küsse ihn.
„Okay“, grinst er, „mit wem soll ich sonst noch reden?“
Eva Berthold hat zwanzig deutsche Weinjournalisten zu betreuen, sie sind leider schon nicht mehr ganz nüchtern, als sie nach Treberndorf kommen. Oskar und ich haben den Tag damit verbracht, uns durch die Geschäftsbücher zu wühlen. Mir war nicht klar, wie viel Verwaltungskram zu einem Weinbaubetrieb gehört. Anas Kochkünste sind nicht überwältigend, aber backen kann sie: Also hat sie diverse Strudel vorbereitet. Ich habe auf die Schnelle eine Bärlauchsuppe fabriziert: Glattes Mehl in Butter anschwitzen, aber keine Farbe nehmen lassen, mit kalter Suppe aufgießen, alles mit dem Schneebesen durchrühren, damit sich keine Klumpen bilden, cremige Suppe eine Viertelstunde durchkochen lassen, immer wieder rühren, Obers dazu, ganz kurz blanchierten, klein geschnittenen Bärlauch dazu, mit frisch geriebener Muskatnuss, Pfeffer, Salz würzen, mit dem Stabmixer pürieren, fertig. Oskar und ich nehmen den großen heißen Topf jeweils an einem Griff, tragen ihn so rasch wie möglich in die Küche des Kellers, halten die Suppe auf der Elektroplatte warm. Die Gesellschaft scheint sich prächtig zu amüsieren, Eva versucht die Weine zu kommentieren, dringt aber kaum durch.
„Zeit für die Suppe“, sage ich und denke, wenn sie löffeln, halten sie den Mund.
Ana, Eva und der Großvater verteilen Teller mit der dampfenden, noch einmal aufgeschäumten Suppe, dass Oskar mithilft, hat Eva
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