Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi
lieb gewonnen, wollen nicht, dass sie geht. „Wenn Vaclav sagt, gehen, dann muss ich gehen“, sagt sie und schnäuzt sich.
„Und wenn Vaclav sagt, spring, dann springst du“, erwidere ich.
„Nein, nicht das, aber bin ich seine Frau und er ist nicht Dieb. War nur für Fest zu Hause, wollte herzeigen guten Wein. Hab nix gewusst, sonst er nimmt keinen Wein.“ Sie macht ein grimmiges Gesicht.
„Und warum geht Tomek?“, frage ich.
„Er ist aus gleiches Dorf. Muss für Vaclav sein, nicht für österreichische Chefin.“
„Das ist doch Unsinn.“
Ana zuckt mit den Schultern und beginnt wieder zu weinen. „Vaclav ist aufgeregt. Sagt schlimme Dinge.“
Es dauert nicht einmal eine Stunde und sie sind weg.
„Na toll“, sagt Eva. „Jetzt stehen wir da mit einem, der im Krankenstand ist, und zweien, die kein Wort Deutsch können. Und sie wissen noch nicht einmal, wo alle unsere Weingärten liegen. Geschweige denn, dass sie alle Maschinen bedienen können.“
Sinnlos, sie zu fragen, ob sie die drei nicht doch hätte aufhalten können.
Eva scheint meine Gedanken gelesen zu haben. „Man muss Aufstände im Keim ersticken, sonst wird es immer schlimmer. Vaclav hat sich schon seit ein, zwei Monaten immer aufsässiger benommen. Wenn ich ihm das hätte durchgehen lassen … Warum sind Ana und Tomek so blöd und laufen ihm nach?“
„Ana ist seine Frau“, erwidere ich.
„Und? Muss man jeden Unsinn machen, den einem ein Mann anschafft?“
Schön langsam wird Eva noch zur Emanze. Ich muss schmunzeln. Vor einigen Wochen hatten wir ein Gespräch über eigenständige Frauen. Eva hat den Kopf geschüttelt und gemeint, für uns Stadtfrauen sei das mit der Emanzipation vielleicht ja ganz gut, aber sie halte nicht viel davon, den Männern den Kampf anzusagen. Alle meine Versuche, ihr zu erklären, dass es nicht um Kampf, sondern um Selbstbestimmung gehe und sie ohnehin viel emanzipierter sei als die meisten Frauen, die ich kenne, haben nichts gefruchtet. „Natürlich mache ich, was ich will, geht ja auch gar nicht anders. Aber du machst aus mir keine Feministin“, hat sie gemeint und energisch den Kopf geschüttelt.
Es hängt eben davon ab, was man darunter versteht.
Als Franjo zurück ist, erklären wir ihm die Lage. Er bittet, mit Josef und Jirji reden zu dürfen.
„Na, vielleicht sind wir sie jetzt gleich alle los. So viel zum Dank, dass ich ihn behalten habe“, knurrt Eva.
Franjo kommt wieder.
„Setz dich“, sagt der Großvater.
Er möchte lieber stehen bleiben. Wir halten den Atem an.
„Will nix Schlechtes über Kollegen sagen“, beginnt er, „aber Vaclav hat getan, als wenn er Chef ist. Ist besser, er ist weg. Wir bleiben natürlich. Ich kann schon wieder arbeiten.“
„Wir sind zu wenig“, seufzt Eva, aber ich merke, wie ihre Kraft wieder kommt, „und du kannst noch nicht alle Arbeiten machen.“
„Ich halte viel aus, habe gute Muskeln. Und wenn Sie wollen, ich organisiere neue Leute.“
„Ich würde vor allem jemanden brauchen, der sich um den Haushalt kümmert.“
Franjo schüttelt den Kopf. „Da weiß ich nicht … Meine Freundin, sie ist bei einer Bank in Bratislava, die kommt nicht. Und Jirji hat keine Frau. Ich kann Josef fragen, aber ich glaube nicht. Seine Frau ist in Fabrik und sie haben drei Kinder.“
„Vielleicht findest du jemand anderen“, meine ich, „und solange niemand da ist, kann ich zumindest einkaufen und kochen – abgesehen von ein paar Tagen kommende Woche, da muss ich nach Salzburg.“ Ich habe noch eine Idee, aber darüber rede ich nicht.
„Zwei Männer mehr wären gut, vielleicht auch drei“, meint Eva.
„Ich werde telefonieren und organisieren.“ Franjo verschwindet, er hinkt immer noch stark.
„Ich werde sie alle anlernen müssen, wie soll das gehen?“, murmelt die Winzerin.
„Es wird gehen“, erwidere ich. Es muss gehen.
Vesna ziert sich am Telefon. „Ich war in Bosnien lang genug auf dem Land, außerdem: Wo soll ich schlafen?“
„Du bekommst ein Zimmer beim Herbst, ich zahle.“
„Warum zahlst du, Mira Valensky? Ich soll für sie putzen.“
„Weil ich ihr helfen will.“
„Dann soll sie zahlen“, beharrt Vesna, „wer sagt, dass sie nicht ihren Mann umgebracht hat?“
Ich atme tief durch: „Ich sage das. Ich brauche dich momentan nicht für meine Wohnung, also bitte ich dich, bei Eva Berthold den Haushalt zu machen, ist das so schwierig?“
„Nicht wegen Zeit, Zeit habe ich im Sommer. Notar ist weg. Er hat das über Freund
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