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Weinen in der Dunkelheit

Weinen in der Dunkelheit

Titel: Weinen in der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Nachtwanderungen mit Kommandos endete. Im Heim konnte ich die Mädchen nur vor diesem Ausbilder warnen.
Vorweihnachtszeit
    Der Weihnachtsmarkt an der Sporthalle auf der KarlMarx-Allee hatte geöffnet, und ich gönnte mir mit Erika einen Bummel. Hier war immer etwas los. Die Jungs umlagerten die Karussells und die Mädchen, wir standen in Cliquen und redeten über dies und jenes. Wo sollten wir auch sonst hin. In den Bierzelten waren es die besoffenen Männer, die uns nur anpöbelten und die Lokale kosteten Eintritt. Das war uns zu teuer. Lustig wurde es, wenn ich Leute aus meiner Berufsschule traf. Redete man in der Schule auch kaum miteinander, so war das hier auf dem Weihnachtsmarkt ganz anders. Man rief sich »Hallo« zu, blieb stehen und alberte miteinander. Erika staunte, wie viele Leute ich kannte, vor allem Jungs. Sie als Verkaufslehrling hatte an ihrer Schule keine Jungs, und bei mir waren die Mädchen Ausnahmen.
    Wir liefen über den Markt; was wir uns leisten konnten, hatten wir probiert. Langsam wurde mir kalt, meine Füße und Hände begannen zu schmerzen. Die Hände vergrub ich hin und wieder in meinen Jackentaschen, aber meine Füße steckten in billigen, ungefütterten Stiefeln und waren trotz dicker Socken kalt. Wir mußten uns im Jugendwohnheim von unserem Lehrlingsgeld selbst einkleiden, dazu kamen Heimkosten, Fahrgeld, Spargeld (Mindestabgabe fünf Mark) und alles Sanitäre auch noch, da blieben von meinen achtzig Mark monatlich keine großen Summen übrig.
    Erika wollte zum Aufwärmen nun doch mit mir in ein Bierzelt gehen. Ich wollte aber nicht.
    »Komm, laß uns lieber nach Hause fahren.«
    »Na gut«, sagte sie, »aber wir kaufen hier noch Mandeln.«
    Ich ließ mich überreden und ging mit ihr frierend zum Mandelstand, als plötzlich ein Windstoß meine Haare nach hinten wehte. Genau in diesem Augenblick standen mir zwei Polizisten gegenüber, und Mao blinkte im grellen Karussellicht auf. Ich besaß noch als letzte diese Plakette, die anderen hatten schon eher Pech gehabt und sich von ihr unfreiwillig trennen müssen. Für einen winzigen Augenblick sahen wir uns in die Augen, und ich wußte, daß sie Mao gesehen hatten.
    »Schnell«, sagte ich zu Erika, »wir müssen hier abhauen.«
    Da hörte ich schon hinter mir das Rufen:
    »Halt! Stehenbleiben!«
    Ich tat, als gelte es nicht mir, und ging mit Erika weiter. Die Leute drehten sich suchend um, wer war wohl gemeint?
    Ich hörte ihre Schritte und wußte, daß sie hinter mir herliefen. Mir war es einfach zu albern, jetzt loszurennen, und ich blieb stehen, ich hatte ja nichts getan. Als sie vor uns standen, hieß es gleich:
    »Los, mitkommen!«
    »Warum denn, ich habe doch nichts gemacht«, sagte ich.
    »Das wirst du gleich sehen, los, mach schon.«
    Dabei faßte mich einer grob am Arm und schob mich durch das Gedränge der Neugierigen zu einem Platz in U-Bahn-Nähe. Hier fragte er mich:
    »Was hast du da?«
    Als ich fragte: »Was denn?«, sagte er drohend: »Werd nicht frech, du weißt genau, was ich meine.«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Na, das Ding da, was du trägst.«
    »Ach so, das ist eine Plakette.«
    »Das sehe ich auch«, sagte er, »und wer ist drauf?«
    »Sieht man doch«, sagte ich, »aber falls Sie ihn nicht kennen, es ist Mao.«
    Es reichte ihm. Jugendliche hatten sich um uns versammelt und verfolgten lachend das Frage-und-Antwort-Spiel. Mit seiner Beherrschung war es vorbei, er schrie mich an:
    »Los, nimm die Hände aus den Taschen, stell dich ordentlich hin und mach das Ding ab! Es ist verboten, so etwas zu tragen. Gib es mir!«
    Erst hatte ich das Hin und Her lustig gefunden, aber nun wurde ich sauer. Er behandelte mich wie einen Verbrecher, duzte mich, und nun sollte ich noch militärische Haltung einnehmen. Ich stellte mich übertrieben stramm hin, wie ein Soldat, gelernt ist eben gelernt.
    Als ich ihn fragte, warum es verboten sei, »Mao« zu tragen, antwortete er:
    »Auch dafür werde ich mir eine Stunde Zeit nehmen, dir das zu erklären.«
    Ich war mir nicht mehr sicher, ob es eine Drohung war oder ob er dicke Bücher wälzen wollte. Meiner unguten Ahnung folgend, machte ich die Plakette lieber ab. Er freute sich über seinen Erfolg und fragte: »Weißt du, weshalb du dieses Ding überhaupt trägst?« Und ob ich es wußte, nur zu gut hatte ich noch den Vortrag des Chinesen im Kopf und legte los. Das machte die Jugendlichen lebendig, einige klatschten, andere pfiffen und lachten.
    Ich hörte den Satz: »Das Ding

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