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Weinen in der Dunkelheit

Weinen in der Dunkelheit

Titel: Weinen in der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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nach Adlershof zu einer politischen Veranstaltung, danach ist Tanz. Die »Genossen Soldaten« haben eine Einladung geschickt. Erika und ich hatten keine Lust, aber unsere Erzieherin meinte:
    »Na gut, wenn ihr nicht wollt, dann will ich beim nächsten Mal auch nicht.«
    Ab und zu erhielten wir die Erlaubnis zum verlängerten Ausgang, aber das waren Ausnahmen. Wir verstanden den Wink und fuhren notgedrungen mit.
    Die Band spielte schon, als wir eintrafen, nur es tanzte niemand. Mir wurde sofort klar, was hier lief: Die Mädchen fehlten, und wo bekommt man auf die Schnelle so viele Mädchen her?
    Natürlich aus einem Heim. Stinksauer ließ ich jeden Soldaten, der mit mir tanzen wollte, abblitzen. Ich hatte meine Schuldigkeit mit meiner Anwesenheit getan, glaubte ich. Daß es sich nicht so verhielt, bekam ich im Heim mit einer Standpauke der Hausleiterin zu hören. Während sie vor mir stand und mein unmögliches Verhalten gegenüber der Nationalen Volksarmee rügte, stellte ich sie mir nackt vor und mußte plötzlich lachen.
    »Drei Wochen Ausgangsverbot«, schrie sie.
    Ich konnte gehen.
    Am nächsten Wochenende hatten fünf Mädchen Stubenarrest. Wir legten zusammen und ließen uns von einem Mädchen aus der ersten Etage vier Flaschen Rotwein ins Heim schmuggeln. Es galt im Heim ein absolutes Alkoholverbot!
    Mit unseren Zahnputzbechern setzten wir uns gemeinsam in ein Zimmer, tranken das eklige Zeug und wurden immer lustiger. Irgendwie hatten wir plötzlich ein Kondom in unserer Runde. Woher das Ding kam, wußte ich nicht, es war ja auch egal. Wir lachten uns halb tot darüber, dann wollten wir wissen, wieviel Wasser da hineingeht. Vor Lachen konnten wir den aufgefüllten Ballon kaum halten. Plötzlich gab es einen Knall - wie eine Explosion, und das Wasser ergoß sich auf den Fußboden. Aber, wo war das Ding geblieben? Nirgendwo war es zu finden. Ich drehte mich zu einem Mädchen um, das sich gerade am Spiegel in der Schranktür die Haare zurechtmachte. Ich dachte, ich sehe nicht richtig, auf ihrem Kopf lag das kaputte Kondom. Jetzt konnte ich mich nicht mehr halten, ich fiel rückwärts aufs Bett und krümmte mich vor Lachen. Ich war nicht in der Lage, ihr den Grund zu sagen. Als ich mich halbwegs gefangen hatte, zeigte ich auf den Kopf und lachte wieder los. Langsam wurde sie sauer, endlich stand ich auf und nahm es von ihrem Haar. Als die Mädchen sahen, was ich in der Hand hielt, lachten sie noch mehr. Wir mußten mit unserem Lachen im ganzen Haus zu hören gewesen sein, denn die Tür öffnete sich ruckartig, und eine Erzieherin stand im Raum.
    »Na, ihr seid aber lustig, habt ihr was getrunken?«
    »Niemals«, sagte ich, »wir erzählen uns nur Witze.«
    »Na, dann viel Spaß noch.«
    Damit verließ sie uns wieder. Hatten wir ein Glück, wir lachten weiter. Kerne von uns hätte sich draußen besser amüsiert. Wir hielten dicht und verbrachten die restlichen zwei Wochenenden auch noch ohne Langeweile.
Eine Enttäuschung und ein Entschluß
    Wenn Erika sich mit ihrem Freund traf, erzählte sie mir, daß er so gerne mit ihr schlafen wolle, sie aber Schiß habe.
    Ich wußte auch keinen Rat. In der Schule war es das Thema Nummer eins unter den Mädchen.
    »Wann machst du es denn endlich?« fragten sie mich. »Oder willst du als alte Jungfer sterben?«
    So beschloß ich, es bei der ersten Gelegenheit hinter mich zu bringen. Beim Tanzen lernten Erika und ich zwei Typen kennen. Der eine war schon alt, ich schätzte ihn auf siebenundzwanzig Jahre. Sein Freund war erst achtzehn Jahre alt und gefiel mir sofort. Groß, schlank, schwarzes, welliges, langes Haar, wunderschöne Zähne, und er war humorvoll.
    Seit ich mir die Jungs ansah, achtete ich auf ihre Zähne. Dabei stellte ich fest, daß die meisten kein besonders schönes Gebiß hatten. Wichtig fand ich auch die Hände, ich ekelte mich vor schmutzigen Fingernägeln. Bei Jürgen stimmte alles. Erika verabredete sich mit dem anderen, der für sein Alter noch gut aussah. Mit Jürgen konnte ich über alles reden, niemals wurde er aufdringlich. Im Gegenteil, ich entdeckte, wenn ich mit ihm allein war, seine Schüchternheit. Wir wurden beide verlegen, wenn wir uns zufällig berührten. Nach dem ersten Kuß war ich bis über beide Ohren verliebt.
    Mit seiner Mutter verstand er sich überhaupt nicht. Weshalb, erzählte er mir nicht. Einmal, seine Mutter war nicht zu Hause, nahm er mich mit in die Wohnung. Die Wände seines kleinen Zimmers waren über und über mit Plakaten von

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