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Weinen in der Dunkelheit

Weinen in der Dunkelheit

Titel: Weinen in der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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her, oder wir nehmen dich mit.«
    Ich bekam einen fürchterlichen Schreck, dachte an das Heim, den Ärger und das damit verbundene Ausgangsverbot, das war mir »Mao« nun doch nicht wert. Wie zufällig ließ ich die Plakette beim Übergehen in den Gulli vor mir fallen; ich sah »Mao« in der Kloake von Berlin verschwinden und war irgendwie erleichtert. Erika stand hinter einem Bullen, und ich streckte ihm die Zunge heraus und wollte gehen. Plötzlich siezte er mich: »Beleidigen Sie nicht meinen Kollegen! Und damit du klarsiehst«, da war er wieder beim »Du«, »ab sofort hast du Weihnachtsmarktverbot.«
    Ich zuckte mit den Schultern und ging mit Erika am Rande des Weihnachtsmarktes entlang. Ich wartete, bis sie sich ihre Mandeln geholt hatte, und in meiner Nähe warteten die Bullen. Erika kam zurück, was ist schon »Mao« gegen süße warme Mandeln! Mir war auf einmal nicht mehr kalt, ich wurde richtig fröhlich und lachte über die Bullen, die sich meinetwegen in ihrer warmen Kleidung geärgert hatten.
Verdacht
    Eines Abends, ich lag im Bett, hörte ich im Dunkeln, wie sich Regina und ihre Freundin über den Weihnachtsmarkt unterhielten. Dabei sagte Regina leise:
    »Fünfzig Mark habe ich ausgegeben.«
    Müde dachte ich: Mensch, ist das viel Geld, und schlief ein. Zwei Tage später, ich kam von der Berufsschule, sah ich Dixi in der Telefonzelle am S-Bahnhof Treptow.
    »Hallo, Dixi«, rief ich in die Zelle. Sie drehte sich zu mir um, und ich sah in ein verheultes Gesicht. »Mensch, Dixi, was ist denn mit dir los?«
    Sie weinte sofort wieder und sagte:
    »Mir hat einer fünfzig Mark geklaut.«
    »Was?«
    Mir fiel sofort das nächtliche Gespräch ein. Ich versuchte, sie zu beruhigen, behielt meine Gedanken aber für mich. Im Heim erwartete mich ein Kripobeamter. Im Hausleiterbüro wurde ich gefragt, ob ich das Geld genommen hätte. Entrüstet wehrte ich mich gegen diese Verdächtigung. Danach sollte ich einen Verdacht äußern. Ich traute diese Gemeinheit keiner aus dem Zimmer zu und sagte es auch. Der Mann von der Kripo klärte mich auf, daß sich Dixis Geldbörse versteckt in ihrem Schmutzwäschesack befand und daß sich auf der Börse nur Dixis Fingerabdrücke und
    die des Täters befinden könnten.
    Er bat mich, pünktlich um 16 Uhr auf dem Polizeirevier zu erscheinen, dort wollten sie allen Mädchen aus unserem Zimmer die Fingerabdrücke nehmen. Nach diesem Gespräch wollte er in meinen Schrank sehen.
    »Donnerwetter!« entfuhr es ihm. »Solche Ordnung hätte ich dir ja gar nicht zugetraut.«
    Typisch! dachte ich, wieder wurde ich nach meinem Aussehen beurteilt. Er wußte nicht, daß man mir diese verhaßte Ordnung mit den Jahren eingetrimmt hatte. Als er mit dem Schrank fertig war, stocherte er im Blumentopf herum, der auf meinem Bücherregal über dem Bett stand.
    »Na gut, dann bis 16 Uhr!«
    Aufgeregt diskutierten wir auf dem Weg zur Polizei, wer wohl so gemein sein könnte, und kamen zu dem Ergebnis, auf keinen Fall eine aus unserem Zimmer.
    Wie ein Verbrecher mußte ich meine zehn Finger in schwarze Farbe tauchen und über ein weißes Blatt Papier wälzen.
    Nun haben sie mein Leben lang meine Fingerabdrücke, dachte ich.
    Instinktiv fühlte ich mich nicht mehr so frei wie vorher. Bis zum Jüngsten Tag war ich polizeilich erfaßt; den anderen Mädchen erging es ebenso. Es war ein Gefühl, das man gar nicht richtig beschreiben kann, man war unschuldig und doch beschmutzt.
    Drei Tage später wurden wir ins Büro der Heimleitung gerufen.
    »So«, sagte der Polizist, »eine von euch ist die Täterin, die Fingerabdrücke stimmen zweifelsfrei überein. Ich gebe euch die Chance, daß diejenige sich freiwillig meldet, ansonsten gibt es Anzeige, und die Sache landet vor Gericht. Ihr seid noch jung und wollt euch doch nicht die Zukunft verbauen, oder?«
    Betretenes Schweigen. Ich dachte nur: Wer ist es? Als sich nach einer Stunde niemand meldete, reichte es dem Polizisten, und er sagte;
    »Ursula« - mir lief es siedendheiß über den Körper, ich wurde dunkeltet -, »du bist verdächtigt worden.«
    Alle Mädchen starrten mich an.
    »Ich war es nicht!«
    Die Worte kamen ziemlich kläglich aus meinem Mund.
    »Das weiß ich«, sagte der Polizist, »die Diebin hat dich aber als einzige Verdächtige angegeben, sie heißt Regina.«
    Regina, ich war schockiert ausgerechnet sie, die ich so nett fand, niemals hätte ich ihr so viel Gemeinheit zugetraut. Sie fing sofort an zu schreien: »Ich war es nicht!« und wurde richtig

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