Weinland & Stahl
und Zebulon wunderte sich, woher er die Kraft nahm, die in seinem Blick funkelte. Die Antwort war einfach: Wut war ihre Quelle. Hass auf ihn, Zebulon...
»Du bist der einzige, der nicht befallen ist«, ergänzte Zaccharias, ohne zu wissen, was Zebulon gedacht hatte. »Warum trifft sie dich nicht, diese... diese
Seuche
, die in uns unstillbaren Durst schürt? Die uns ausspeien lässt, was uns Kraft geben sollte!«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Zebulon vermeintlich wahrheitsgetreu. Denn die Stimme, die in ihm flüsterte:
Doch, du ahnst es!
, ignorierte er.
»Wir alle«, – Zaccharias' Arme wiesen umher und meinten jeden Vampir, der sich hier befand – »sind von deinem Blut. Wer weiß, vielleicht war etwas darin, das sich erst jetzt entfaltet hat und uns alle in Verdammnis stürzt«, meinte Zaccharias und ahnte nicht, wie nahe er der Wahrheit damit kam.
Vielleicht konnte er es erkennen, in dem erschrockenen Blitzen, das sekundenlang in Zebulons Blick flirrte, ehe er es unter Kontrolle gebracht hatte. Die Erkenntnis, von Zaccharias' Worten genährt, keimte in dem Sippenoberhaupt. Doch Zebulon war nicht imstande, sie wirklich zu verstehen. Er sah Teile eines Bildes in sich, die offenbar zueinander passten, doch es klafften zu große Lücken dazwischen, als dass er es in seiner Gesamtheit hätte erkennen können.
»Du solltest teilhaben an unserer Verdammnis!«, keifte der Vampir am Fuße des Thronpodestes weiter. »Wir waren immer eins, haben alles geteilt – warum nicht auch das Ende?«
»Du wagst es, mir zu drohen?«, brüllte Zebulon und erhob sich. »Den Kodex unserer Rasse zu brechen?«
Das Oberhaupt der Sippe verfiel in abgrundtief böses Lachen, das jene Kraft widerspiegelte, die er im Gegensatz zu Zaccharias noch besaß und vor deren bloßer Präsenz er hätte erzittern müssen.
Doch den Gefallen tat der Vampir ihm nicht. Im Gegenteil schien sich der fiebrige Glanz des längst nicht erloschenen Willens in seinen Augen noch zu verstärken. Flammenden Blickes sah er über seine Brüder und Schwestern hinweg und rief dann zu Zebulon hinauf: »Ich allein vermag dich vielleicht nicht zur Rechenschaft zu ziehen, doch die vereinten Reste all unserer Kräfte werden noch genügen, dir das Genick zu brechen!«
»Wage es nicht...!«
Ein Schatten löste sich aus dem Dunkel hoch über ihren Köpfen, wo auch der Widerschein der Feuer nicht hinreichte, und stürzte auf sie nieder. Noch im Flug veränderte er seine Gestalt. Eine junge Frau landete sicher auf den Stufen zwischen den beiden Vampiren, glich den Aufprall federnd aus und wandte sich zähnefletschend an Zaccharias, um ihren Satz zu vollenden:
»... mir den Spaß zu verderben!«
Und damit stürzte sie sich fauchend und kreischend auf Zebulon!
Lloyd Delacroix verstaute die notdürftig geglätteten Dollarscheine in der fast schon randvoll gefüllten Metallkassette. Doch der Glanz in seinen Augen rührte nicht mehr nur von dem Anblick des gewonnenen Geldes her. Vielmehr lag es an dem, was er sich gerade in den Kreislauf gejagt hatte. Und was ihm jetzt die Kraft aus allen Gliedern sog, so dass er haltlos nach hinten stürzte und nur zufällig auf dem Bett seiner Kabine zu liegen kam.
Mit einem winzigen Rest klaren Denkens hoffte Delacroix noch, dass nicht ausgerechnet jetzt jemand zu ihm kam. Er würde unweigerlich die richtigen Schlüsse ziehen aus den noch herumliegenden Utensilien und vor allem aus den kleinen, mit weißem Pulver gefüllten Plastikpäckchen, die dort in einer offenen Kiste lagen. Es musste ja niemand wissen, womit Lloyd Delacroix seine Heuer aufbesserte, und dass er sich gerne selbst mal von dem Stoff bediente, den er einigen Männern auf den Ölfeldern Alaskas lieferte.
Dann sog der sinnverwirrende Strudel aus Bildern und Farben auch dieses letzte Bisschen klaren Verstand in sich auf und wirbelte Delacroix hinein in ein Reich von Träumen, die beängstigend und faszinierend zugleich waren.
Er wünschte, sie steuern zu können. Er würde sich darin umgeben mit den phantastischsten Weibern. Mit Frauen wie...
... gerade eine zur Tür hereinkam?
»Meine Fresse...«, lallte Delacroix, »... ist das ja irre...«
Das Mädchen, kaum älter als zwanzig, war nackt, und sie kam so zielstrebig auf ihn zu, dass sie nur das eine wollen konnte.
Lloyd Delacroix spürte ihre fummelnden Hände mit seinem verzögerten Wahrnehmungsvermögen noch überall an seinem Körper, als sie ihm längst die Kleider vom Leib gerissen hatte. Aber er
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