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Weinland & Stahl

Weinland & Stahl

Titel: Weinland & Stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bad Blood 01 - Das Blut der Nacht
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und erst dann wurde ihr bewusst, dass es ihr eigenes Schluchzen war, unter dem sie fröstelte.
    Sie konnte für Reuven nur noch eines tun. Ihm einen letzten 'Freundschaftsdienst' erweisen...
    Sie tat es, und sie schaffte es ohne Tränen.
    Doch die Echos des mürben Knackens begleiteten Heaven auf dem ganzen Weg hinaus aus den Tunneln unter New York.
    Hinaus in eine Welt, die ihr nie einsamer und kälter erschienen war wie heute.
     
     
    Flammen loderten, wo eigentlich nichts Brennbares war. Die schmierig schwarzen Reste der letzten Ölfracht nahmen das Feuer gierig an und ließen es über Wände und Verstrebungen laufen.
    Stahl glühte und schmolz in unirdischer Hitze, die sich nach allem streckte, was sich an Bord der NOSTROMO befand und was in nichtmenschlicher Panik vor dem drohenden Untergang floh und doch keinen Ausweg fand aus der Hölle, in die sich das Schiff verwandelt hatte.
    Nur um sich selbst herum hatte Aaron Nomad einen schützenden Wall geschaffen, den das Feuer nicht zu durchbrechen vermochte.
Noch
nicht...
    Erst wenn er all das eingesogen hatte, was das entfesselte Inferno um ihn herum aus allen Wesen presste, würde er der Glut erlauben, auch nach ihm zu greifen. In dem Wissen, dass sie ihn nicht wirklich vernichten konnte. Sie würde ihn nur einmal mehr dorthin zurückschicken, wo er einst geboren worden war und von wo er in zurückliegenden Ewigkeiten unzählige Male wiedergekehrt war wie der Phönix aus der Asche.
    Die Angst der Vampire und ihrer Kreaturen war ungleich nahrhafter als die aller anderen, von denen er sich bislang genährt hatte. Die Schauder der Menschen, seiner Besatzung, die er in all den Jahren geknechtet hatte, sie schmeckten schal und fad im Vergleich zu dem, was diese Wesen im Angesicht des Todes erlitten.
    Dann, als der Sturm ihrer Panik ihn nicht mehr länger umschmeichelte, ließ er die vernichtende Kraft auch auf sich einstürzen. Sie verschmolz ihn mit dem, was sie schon aus der NOSTROMO gemacht hatte, die stets mehr gewesen war als nur sein Schiff, und tilgte ihn von dieser Welt.
    Für
diese
Ewigkeit...
     
     
    Homer wusste nicht, wie lange er schon in der offenen Tür des Wagens stand und nur starrte, mit stierem Blick und offenem Mund. Es konnten Minuten ebenso wie Stunden sein. Vielleicht hatte er erwartet, das Bild – dieser entsetzliche Anblick, der einfach nicht sein
durfte
! – würde sich verändern, wenn er nur lange genug hinsah.
    Doch die Hoffnung erfüllte sich nicht. Alles blieb, wie es war, seit er hier angekommen war.
    Wo
Salem Enterprises
früher gestanden hatte, war nichts mehr.
    Nichts außer rußgeschwärzten Mauerfragmenten und Gebirgen aus Schutt und Asche, die vom Nachtwind hochgeweht wurde und sich wie ein gnädiger Schleier zwischen Homer und das legte, was ein fürchterliches Flammeninferno vom Versammlungsort der Vampirsippe von Sydney übriggelassen hatte.
    Unendlich matt, wie ein vielhundertjähriger Greis, der er im Grunde auch war, ging Homer auf das Trümmerfeld zu, nach irgendwelchen Lebenszeichen lauschend – egal ob von seinesgleichen, von Menschen oder auch den Kreaturen, die hier in Boraks Auftrag gezüchtet worden waren.
    Doch der Vampir hörte nichts außer dem leisen Säuseln des Windes, der über diesen Ort des Todes strich.
    Inmitten der Ruinen, die um ihn her aufragten wie die Skelette verbrannter Monstrositäten, blieb Homer stehen, mit hängenden Armen, den Kopf in den Nacken gelegt und die Nacht anstarrend.
    Er war aus New York zurückgekehrt, weil er sich nach seiner Sippe gesehnt hatte. Zum einen. Zum anderen, weil er mit Borak sprechen wollte. Weil er ihn hatte überzeugen wollen, dass sie Vorsichtsmaßnahmen ergreifen mussten gegen das, was sie zu wecken im Begriff waren. Dass sie nicht bedenkenlos mit Leben spielen durften, wollten sie ihr eigenes nicht gefährden.
    Nun konnte er alle Worte nur noch in Nacht und Wind schreien.
    Und er tat es.
    Sein Brüllen war angefüllt mit Schmerz, mit Verzweiflung, mit Wut...
    »Was ist hier geschehen?«
    Einen Augenblick lang war Homer überzeugt, dass er selbst die Frage in seinem Schreien formuliert hatte. Erst dann spürte er die Nähe eines –
    – anderen Vampirs?
    Er wirbelte herum, und sein Gesicht war verzerrt unter der Anspannung und Hoffnung, die übergangslos in ihm wuchsen.
    »Was ist hier geschehen?«, wiederholte der andere seine Frage, und die Hoffnung wich aus Homer, als er ihn erkannte.
    »Sardon.«
    Der hochgewachsene Vampir, auf dessen Wange die

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