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Weinprobe

Weinprobe

Titel: Weinprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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ihm nur so aus den Poren. Ich sagte ihm, er sollte doch mal
Wein bei Ihnen kaufen, also tut er es vielleicht.«
    »Vielleicht«, sagte ich. »Haben Sie seine Telefonnummer?«
    »Natürlich«, sagte Flora vergnügt und suchte sie
mir heraus. Ich notierte sie, und wir legten auf. Ich betrachtete die Nummer
immer noch unentschlossen, als ich um neun Uhr den Laden schloß.
     
    »Halb hatte ich erwartet. Sie würden absagen«,
meinte er, als er mich um zwei am nächsten Tag abholte.
    »Fast hätte ich’s auch.«
    »Aber?«
    »Neugier, wahrscheinlich.«
    Er lächelte. Weder er noch ich wiesen darauf hin,
daß gerade Neugier dem Elefantenkind die größten Unannehmlichkeiten mit den
Krokodilen im Limpopofluß beschert hatte. Dabei ging mir das ganz entschieden
im Kopf herum, und Gerard – er hatte mir angeboten, ihn so zu nennen – gehörte
einer Generation an, die mit Kiplings Tiermärchen aufgewachsen war.
    Er trug an diesem Nachmittag ein kariertes
Wollhemd, eine gestrickte Krawatte und eine Tweedjacke, ähnlich wie ich, und
sagte mir, daß wir nach Watford fahren würden.
    Ich spürte eine Veränderung bei ihm, sobald ich
mich festgelegt hatte und buchstäblich zu weit mitgegangen war, um ihn zur Umkehr
auffordern zu können. Sehr viel oberflächliche Höflichkeit verschwand und
machte einer professionellen Härte Platz, die mir das Gefühl gab, jede belanglose
Äußerung müßte mir im Hals steckenbleiben. Ich hörte daher schweigend zu, und
er redete durchweg mit nach vorn gerichteten Augen, ohne in meinem Gesicht nach
Reaktionen zu suchen.
    »Unser Klient ist ein Mann namens Kenneth Charter«,
sagte er. »Geschäftsführender Direktor und Gründer von Charter Transport, einer
Firma, die per Tankwagen Flüssigstoffe über Land befördert. Die Firma
transportiert jede annehmbare Flüssigkeit. Einzige Bedingung ist, daß es
möglich sein muß, den Tankzug hinterher gründlich zu reinigen, damit der Inhalt
gewechselt werden kann. Die Salzsäure von heute, beispielsweise, darf nicht den
Pflanzenschutz von nächster Woche verunreinigen.«
    Er fuhr stetig, nicht schnell, aber mit müheloser
Einschätzung des verfügbaren Raumes. Ein Mercedes, ziemlich neu, mit
Samtpolstern, Walnußverkleidung und surrender Automatik.
    »Über die Hälfte der Aufträge«, berichtete er
weiter, »besteht im Transport von entzündbaren Stoffen verschiedener Art, und
zu dieser Kategorie zählen sie auch Whisky.« Er hielt inne. »Es ist natürlich
in ihrem Interesse, daß sie eine Fracht in der Nähe von dort aufnehmen können,
wo sie eine andere abgeliefert haben, wobei die Reinigung wiederum Bedingung
ist. In ihrer Zentrale in Watford haben sie Dampfreinigungsanlagen und chemische
Putzmittel, aber die stehen nicht überall zur Verfügung. Jedenfalls besteht
eine ihrer regelmäßigen Touren darin, daß sie Gin nach Schottland fahren, den
Tankzug mit Wasser auswaschen und mit Scotch zurückkommen.«
    Er unterbrach seinen Bericht, um uns durch die
engen Straßen einer Stadt zu manövrieren, dann sagte er: »Solange der Scotch im
Tankwagen ist, gilt er als eingelagert. Das heißt, er ist noch unter
Zollverschluß. Der Zoll ist noch nicht bezahlt.«
    Ich nickte. Das war mir bekannt.
    »Da Charters Tankzüge jeweils
siebenundzwanzigtausend Liter fassen«, sagte Gerard gleichmütig, »übersteigt
der jeweils damit verbundene Zoll gut und gern hunderttausend Pfund. Der Whisky
selbst ist, wie Sie wissen, von relativ geringem Wert.«
    Wieder nickte ich kurz. Zoll, Mehrwertsteuer und
die vom Ladenbesitzer gezahlte Einkommenssteuer bedeuten, daß drei Viertel vom
Verkaufspreis jeder Standardflasche Whisky auf die eine oder andere Art an die
Staatskasse gehen. Ein Viertel wird bezahlt für Produktion, Flaschen, Versand,
Werbung und die gesamte erforderliche Arbeitskraft zwischen dem Aussäen der
Gerste und dem Einpacken im Geschäft. Die Flüssigkeit selbst kostet in diesem Zusammenhang
so gut wie nichts.
    »Dreimal in diesem Jahr«, sagte Gerard, »hat ein
Tankzug von Charter nicht seinen Bestimmungsort erreicht. Es wäre unzutreffend,
den Tankwagen als gestohlen zu bezeichnen, denn er tauchte jedes Mal wieder
auf. Aber der Inhalt war natürlich verschwunden. Der Inhalt war jeweils Scotch.
Die Zollbehörde bat umgehend zur Kasse, da ja der Scotch nicht mehr im Tankzug
war. Charter Transport mußte zweimal voll bezahlen.«
    Er wartete, als wollte er mir Zeit geben, seinen
Worten zu folgen.
    »Die Firma ist natürlich versichert,
beziehungsweise war

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