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Weinprobe

Weinprobe

Titel: Weinprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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Dienstleistungen bei optimaler Diskretion für Klienten aus
der Wirtschaft. Erfahrene Berater auf den Gebieten der
Industrie-Spionageabwehr, Betrugsaufklärung, Gebäudeüberwachung,
Personalüberwachung, Wirtschaftsrecherchen aller Art. Internationale
Verbindungen.«
    Darunter waren die Nummer eines Londoner Postfachs
sowie Telex- und Telefonnummern angegeben, jedoch keine normale Adresse.
Diskret bis ins Mark, dachte ich.
    »Keine Ehescheidungen?« fragte ich leichthin.
    »Keine Scheidungen«, bestätigte McGregor lässig.
»Keine Schuldeneintreibung und keine Privatkunden. Nur betriebliche
Aufklärung.«
    Jede Vorstellung von schäbigen Straßen ging an
McGregor vorbei. Sitzungssäle und ländliche Wochenenden, ja. Faustkämpfe und
verlottertes Nachtleben, nein.
    »Schnüffeln Sie persönlich …«, ich schnippte
mit dem Finger nach der Seite, »in Fabriken herum?«
    »Nicht direkt.« Er amüsierte sich im stillen. »Wenn
sich ein potentieller Klient an uns wendet, schaue ich zunächst einmal, worum
es geht und was gebraucht wird, und dann plane ich, je nach Umfang des Problems
allein oder mit Kollegen, wie die Sache geklärt werden kann.«
    Eine Pause trat ein, während ich darüber
nachdachte, was er mir bisher erzählt hatte und was nicht. Ich umging alle
gezielten Fragen und sagte schließlich nur: »Haben Sie keine besseren
Geschäftskarten als Fotokopien vom Telefonbuch?«
    Ungerührt sagte er: »Wir inserieren sonst nirgends.
Wir haben weder Flugblätter noch Prospekte und tragen nur persönliche
Visitenkarten bei uns. Ich habe die Kopie mitgebracht, um Ihnen zu zeigen, daß
wir existieren und was wir machen.«
    »Und Sie beziehen alle Aufträge über die Gelben
Seiten?« fragte ich.
    Er nickte. »Und über Mundpropaganda. Außerdem
kommen zufriedene Kunden natürlich auf uns zurück, wenn sie uns wieder
brauchen, und bei größeren Unternehmen, glauben Sie mir, ist das ständig der
Fall.«
    »Gefällt Ihnen Ihr Beruf?«
    »Sehr«, sagte er. Ich hörte das ruhige
Selbstvertrauen in seinem Inneren und dachte bei mir, daß ich kein Jäger war
und es niemals sein würde. Nicht ich, der sich durch Törchen schummelte, um
keine Hindernisse überspringen zu müssen, auch wenn der Fuchs dabei entkam.
    »Gelegentlich«, sagte er im Plauderton, »werden von
uns Nachforschungen in Bereichen verlangt, für die keiner unserer Mitarbeiter
ideal ist.«
    Ich sah auf meinen Kaffee.
    »Jetzt benötigen wir jemand, der sich mit Whisky
auskennt. Jemand, der Malzwhisky von Gerstenwhisky unterscheiden kann, was Sie
laut Flora können.«
    »Jemanden, der seine Nase in den großen,
grau-grünen, glitschigen Strom Limpopo steckt? Der Limpopofluß, vergessen Sie
das nicht, war voller Krokodile.«
    »Ich verlange nicht, daß Sie etwas Gefährliches
tun«, lenkte er ein.
    »Nein«, seufzte ich. »Also was dann?«
    »Was haben Sie am Sonntag vor?« sagte er.
    »Den Laden hüten von zwölf bis zwei. Das Auto waschen.
Kreuzworträtsel lösen.« Zum Teufel damit, dachte ich.
    »Geben Sie mir ab zwei Uhr den Rest Ihres Tages?«
fragte er.
    Es klang harmlos, und jedenfalls fühlte ich mich
wegen unserer Mühen in dem Zelt noch kameradschaftlich mit ihm verbunden, und
Sonntage waren schließlich deprimierend, auch ohne Pferdetransporter.
    »Okay«, sagte ich. »Von zwei Uhr an. Was soll ich
für Sie tun?«
    Anscheinend hatte er es nicht eilig, mir das
mitzuteilen. Statt dessen fragte er: »Schmecken alle Gerstenwhiskys gleich?«
    »Das ist der Grund, weshalb Sie einen richtigen
Gutachter brauchen«, sagte ich. »Die Antwort ist nein, sie schmecken nicht
genau gleich, aber die Unterschiede sind gering. Es kommt auf die verwendete
Gerste und das Wasser an und darauf, wie lange der Schnaps gealtert ist.«
    »Gealtert?«
    »Frisch destillierter Scotch«, sagte ich,
»verbrennt Ihnen den Rachen und schürft die Zunge auf wie Feuer. Er muß
mindestens drei Jahre in Holzfässern lagern, damit er trinkbar wird.«
    »Immer auf Holz?«
    »Ja. Holz atmet. In Holzfässern wird jeder Schnaps
milder, aber wenn Sie ihn auf Metall- oder Glasbehälter legen, bleibt er ewig
unverändert. Sie könnten frisch destillierten Schnaps tausend Jahre lang in
Glas verschließen, und wenn Sie ihn dann aufmachten, wäre er genauso scharf wie
am Tag der Abfüllung.«
    »Man lernt nie aus«, sagte er.
    »Jedenfalls«, setzte ich nach einer Pause hinzu,
»praktisch niemand verkauft reinen Gerstenwhisky. Selbst der billigste
Discountwhisky ist eine Mischung aus Gerste

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