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Weinprobe

Weinprobe

Titel: Weinprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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wollten
sich also keinen Scherz erlauben mit der Liste der fehlenden Sachen, die Sie
gestern abend, ehe Sie ins Krankenhaus gefahren sind, dem Konstabler diktiert
haben?«
    »Nein.«
    »Ist Ihnen klar, daß sie fast identisch war mit den
Rotweinen, die im Silver Moondance gestohlen wurden?«
    »Allerdings«, sagte ich. »Und ich hoffe, Sie haben
meine Silver-Moondance- Flaschenauf Ihrer Polizeiwache sicher
untergebracht. Zwölf geöffnete Flaschen Wein. Mein persönliches Eigentum.«
    »Ich habe es nicht vergessen«, sagte er mit einem
Anflug von Steifheit. »Sie erhalten sie zu gegebener Zeit zurück.«
    »Eine davon würde ich gerne jetzt haben«, sagte ich
nachdenklich.
    »Welche?«
    »Den Saint-Estèphe. «
    »Warum gerade diesen?« Er war nicht direkt
mißtrauisch; nur von Natur aus wachsam.
    »Nicht gerade diesen. Es war der erste, der
mir einfiel. Es könnte irgendeiner sein.«
    »Wofür brauchen Sie ihn?«
    »Nur, um ihn mir noch mal anzusehen. Ihn zu riechen …
noch mal zu kosten. Man weiß nie … es könnte vielleicht weiterhelfen.
Ihnen, meine ich.«
    Er zuckte die Achseln, etwas verwirrt zwar, aber
nicht feindselig. »Na, schön. Ich besorge Ihnen eine, wenn ich kann, aber
eventuell geht es nicht. Es sind Beweisstücke.« Er blickte sich in dem winzigen
Büro um. »Haben Sie hier drin was angerührt?«
    Froh, das verneinen zu können, schüttelte ich den
Kopf. »Sie haben einwandfrei den Wein vom Silver Moondance gesucht. Die
Flaschen, die sie als erstes eingeladen hatten und auch im Lieferwagen
wegschaffen konnten, waren alle angebrochen und wieder verkorkt.« Ich erklärte
die Sache mit den fehlenden Flaschen auf und unter dem Probiertisch, und er sah
sich noch einmal draußen um.
    »Können Sie Ihrer Beschreibung von den Dieben noch
irgend etwas hinzufügen?« fragte er, als er zurückkam.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Könnte einer von ihnen der Barmann aus dem Silver
Moondance gewesen sein?«
    »Nein«, sagte ich entschieden. »Ganz anderer Typ.«
    »Aber Sie sagten doch, die hatten Perücken auf«,
wandte Ridger ein. »Wie können Sie dann sicher sein?«
    »Der Barmann hat Akne. Die Diebe hatten keine.«
    Ridger schrieb es in sein Notizbuch.
    »Der Barmann wußte genau, was Sie gekauft haben«,
bemerkte er. »Er hat jeden Posten einzeln auf Ihrer Quittung aufgeführt.«
    »Haben Sie ihn danach gefragt?« sagte ich neutral.
    Ridger warf mir einen der unsicheren Blicke zu, die
verrieten, daß er sich nach wie vor unschlüssig über meinen Status war:
Mitglied der nicht zu informierenden Öffentlichkeit oder hilfreicher
fachmännischer Berater.
    »Wir können ihn nicht finden«, meinte er
schließlich.
    Ich unterdrückte mein taktloses Erstaunen. Ich
sagte: »Seit wann?«
    »Seit …« Er räusperte sich. »Eigentlich nicht,
seit Sie ihn selbst zuletzt gesehen haben. Vorigen Montag beim Verlassen der
Bar, nachdem er das Gitter geschlossen hatte. Offenbar fuhr er sofort mit
seinem Wagen weg, packte seine Koffer und verließ ganz den Bezirk.«
    »Wo hat er denn gewohnt?«
    »Bei … ahm … Freunden.«
    »Einem männlichen Freund?«
    Ridger nickte. »Vorübergehende Beziehung. Nichts Festes.
Beim ersten Anzeichen von Ärger war er auf und davon. Wir halten
selbstverständlich nach ihm Ausschau, aber er ist schon seit dem frühen
Montagnachmittag weg.«
    »Nicht des Mordes an Zarac verdächtig«, tippte ich
an.
    »So ist es.«
    »Der Stellvertretervertreter und die Kellnerin
wußten auch beide, was ich gekauft habe«, sagte ich nachdenklich. »Aber …«
    »Zu grün«, meinte Ridger.
    »Mm. Bleibt noch Paul Young.«
    »Einer von den Dieben war er wohl nicht.« Kaum eine
Frage, mehr eine Feststellung.
    »Nein«, sagte ich. »Die waren beide zunächst mal
jünger und größer.«
    »Sie hatten es sonst bestimmt gesagt.«
    »Ja. Haben Sie, ehm … ihn gefunden? Paul
Young?«
    »Wir führen unsere Nachforschungen fort.« Er sagte
es ohne Ironie, der Notizbuchjargon kam ihm ganz natürlich von den Lippen. Er
war nicht viel älter als ich; vielleicht vier oder fünf Jahre. Ich fragte mich,
wie er wohl in seiner dienstfreien Zeit war, falls ein so selbstbeherrschter
und disziplinierter Mensch je völlig abschaltete. Wahrscheinlich war er immer
so wachsam, so gründlich, so anfällig gegen Mißtrauen. Wahrscheinlich hatte ich
den wahren Menschen vor mir.
    Ich sah auf die Uhr. Zwanzig nach neun.
Mrs. Palissey und Brian würden in zehn Minuten dasein.
    Ich sagte: »Es geht doch in Ordnung, wenn ich

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