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Weinprobe

Weinprobe

Titel: Weinprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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das
Durcheinander hier aufräumen lasse? Das Fenster reparieren und so weiter?«
    Er nickte. »Ich schaue mich aber draußen mal um,
bevor ich gehe. Kommen Sie mit und sagen Sie mir, was anders ist als vor dem
Einbruch.«
    Ich stand langsam auf. Wir gingen hinaus auf den
verunreinigten Flur, und wortlos schob Ridger selbst die Riegel an der schweren
Tür zurück und öffnete sie.
    »Mein Wagen stand gestern den ganzen Tag ungefähr
an der Stelle, wo er jetzt auch ist«, sagte ich. »Der Wagen von Gerard McGregor
war natürlich nicht da.«
    Ridger schlug in seinem Notizbuch nach, fand einen
Eintrag und blätterte wieder vor. Die Tür fiel auf ihre langsame Art ins
Schloß. Ridger stieß sie auf und ging hinaus. Ich trat hinter ihm an die rauhe
kalte Luft und sah zu, wie er Entfernungen abmaß.
    »Das Fahrzeug der Diebe war hier?« fragte er und
blieb stehen.
    »Ein bißchen weiter rechts.«
    »Wo stand der Mann mit der Flinte, als er auf Sie
schoß?«
    »Ungefähr, wo Sie jetzt sind.«
    Er nickte knapp, drehte sich ruckartig zu Gerards
Wagen hin und streckte den Arm vor. »Er schoß auf den Wagen«, sagte er.
    »Ja.«
    »Dann …«, er drehte den Körper mit dem noch
gestreckten Arm, bis dieser auf mich wies, »schoß er noch einmal.«
    »Allerdings stand ich dann nicht mehr hier.«
    Ridger gestattete sich ein Lächeln. »Wenigstens ein Trost, würde ich sagen.« Er ging die fünf Schritte, die uns trennten, und
strich mit der Hand über die Außenseite der Tür. »Möchten Sie sehen, was Sie
beinahe abgekriegt hätten?«
    Das grobkörnige Holz war dunkel von Kreosot, dem
erst neulich aufgetragenen Wetterschutz für den kommenden Winter. Ich sah mir
die Stelle, auf die er zeigte, genauer an, ein Bereich direkt unterhalb der
Klinke, ein paar Zentimeter von der Türkante entfernt. Tief eingegraben in das
Holz, als ob sie zur Maserung gehörten, waren Dutzende und wieder Dutzende von
kleinen schwarzen Schrotkörnern, die meisten in einer dichten Traube gebündelt,
während andere im weiteren Umkreis sich ausnahmen wie Holzwurmlöcher.
    »Eine normale Patrone enthält dreihundert davon«,
bemerkte Ridger ruhig. »In dem Bericht, den wir vom Krankenhaus erhielten,
stand, daß man Ihnen elf Stück aus dem rechten Arm gepult hat.«
    Ich blickte auf die tödliche Gruppierung der
kleinen schwarzen Einschüsse und mußte an die irrsinnige Angst denken, mit der
ich durch die Tür gehechtet war. Meinen Ellbogen hatte ich zu weit und einen
Sekundenbruchteil zu lange draußen gelassen.
    Die dichteste Traube im Holz befand sich ungefähr
in Höhe meines Herzens.

11
     
    Mrs. Palissey und Brian trafen pünktlich ein
und verfielen in diverse Schreckensäußerungen, was nicht zu ändern war. Ich bat
sie, den Laden zu öffnen, bat Brian, mit dem Aufräumen anzufangen, und blieb
draußen auf dem Hof. Dabei wußte ich, daß es mir vor allem darum ging, die
Beantwortung ihrer eifrig bohrenden Fragen hinauszuschieben.
    Ridger stapfte immer noch umher, schätzte
Entfernungen ab und machte sich Notizen, bis er schließlich zu einem
dunkelroten Fleck auf dem schmutzigen Beton kam.
    Stirnrunzelnd sagte er: »Ist das Blut?«
    »Nein. Es ist Rotwein. Die Diebe haben da eine
Kiste mit Flaschen fallen lassen. Ein paar sind in der Kiste zerkracht und
ausgelaufen.«
    Er blickte sich um. »Wo ist die Kiste jetzt?«
    »In dem Ausguß im Waschraum. Ihre Beamten haben sie
gestern abend reingebracht.«
    Er machte sich eine Notiz.
    »Sergeant …?«
    »Ja?« Er hob nur die Augen, sein Kopf blieb über
das Notizbuch gebeugt.
    »Würden Sie mich auf dem laufenden halten?«
    »Über was beispielsweise?«
    »Ob Sie den Lieferwagen finden … Ob Sie einen
Hinweis auf Paul Young entdecken.«
    Er blickte voll auf, nüchtern, und lehnte nicht
rundheraus ab. Ich konnte sein Zögern fast spüren und jedenfalls sehen, und als
seine Antwort kam, war sie typisch vieldeutig.
    »Wir könnten Sie vielleicht verständigen, falls Sie
zu einem späteren Zeitpunkt für eine Identifizierung gebraucht werden.«
    »Danke«, sagte ich.
    »Kein Versprechen, wohlgemerkt.« Er zog sich auf
das Notizbuch zurück.
    »Nein.«
    Schließlich war er fertig und ging, und
Mrs. Palissey genoß ihre Uh-Aah-Sensationen. Mrs. Palissey tendierte
nicht zum Weinen und Wimmern und brauchte kein Riechsalz. Ihre Augen leuchteten
beglückt über den Nachrichtenwert des Einbruchs und den
Gott-wie-furchtbar-Klatsch, den sie in der Mittagspause mit dem Verkehrswart
haben würde.
    Brian fegte ohne

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