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Weinprobe

Weinprobe

Titel: Weinprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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schließlich,
»und ich möchte annehmen, daß man dergleichen Fragen schon gründlich
nachgegangen ist, aber … ich werde es feststellen.«
    Ich fragte nicht noch mal, ob er mir das Ergebnis
mitteilen würde, und er deutete auch nichts Diesbezügliches an. Als er ging,
war es jedoch kein endgültiges Verabschieden – weniger ein Lebewohl als ein
»Bis dann«. Er wäre an allem interessiert, sagte er, was mir im Zusammenhang
mit der Flasche, die er mitgebracht hatte, einfallen würde. Sollte ich zu neuen
Schlüssen gelangen, würde ich sie doch sicher weitergeben.
    »Ja, natürlich«, sagte ich.
    Er nickte, schloß das Notizbuch, stopfte es in
seine Tasche und ging in aller Ruhe fort. Ich nahm die Flasche Saint-Estèphe behutsam mit ins Büro und steckte sie wieder in die Tüte, in der Ridger sie
gebracht hatte, damit sie nicht direkt ins Auge sprang.
    Ich setzte mich an den Schreibtisch. Das Gefühl der
Lethargie verstärkte sich. Eine Menge Bestellungen waren noch für die Lieferung
fertigzumachen; schon der erste Schritt war mir zuviel. Alles würde einen Tag
später rausgehen. Für einen achtzehnten Geburtstag am Donnerstag waren Gläser
und Sekt angefordert … bis Donnerstag fühlte ich mich vielleicht nicht
mehr so gerädert und rundum kaputt.
    Frauenstimmen im Laden. Langsam stand ich auf, ging
hinaus und versuchte ein Lächeln aufzusetzen. Das Lächeln fiel ziemlich leicht,
als ich sah, wer es war.
    Flora stand da, klein, mollig und besorgt, suchte
mit ihren freundlichen Augen mein Gesicht ab. Neben ihr, schlank und elegant,
war die Frau, die ich nach dem Unfall mit dem Pferdetransporter flüchtig bei
Gerard gesehen hatte: seine Frau Tina.
    »Tony, mein Lieber«, rief Flora aus, während sie
mir durch den Laden entgegenkam, »sind Sie hier wirklich gut aufgehoben? Sie
sehen gar nicht gut aus. Die hätten Sie mal besser im Krankenhaus behalten. Wie
die Sie nur nach Hause schicken konnten!«
    Ich küßte sie auf die Wange. »Ich hätte nicht
bleiben wollen.«
    Ich blickte zu Mrs. McGregor. »Wie geht’s
Gerard?«
    »O je«, sagte Flora. »Ich sollte euch bekannt
machen … Tina, das ist Tony Beach …«
    Tina McGregor lächelte – ein edler Zug, bedachte
man, daß ich schuld an der Misere ihres Mannes war – und sagte als Antwort auf
meine Frage, daß Gerard sich diesen Morgen die Schrotkörner hatte entfernen
lassen, aber zur Erholung noch eine Nacht dableiben würde.
    »Er möchte Sie sehen«, ergänzte sie. »Heute abend,
wenn Sie können.«
    Ich nickte. »Ich werde hinfahren.«
    »Und Tony, mein Lieber«, sagte Flora, »ich hätte
Sie ja so gern drum gebeten … aber wo ich Sie jetzt so entsetzlich blaß
vor mir sehe, wird es wohl nicht … Bestimmt wäre es Ihnen zuviel.«
    »Was wäre mir zuviel?« sagte ich.
    »Es war so furchtbar nett, daß Sie mit mir den
Stallrundgang gemacht haben, und Jack ist noch in der Klinik, sie lassen ihn
noch immer nicht heim, und jeden Tag wird er grantiger …«
    »Sie möchten, daß ich nach Gerard auch Jack
besuche?« fragte ich.
    »Aber nein!« Sie war überrascht. »Obwohl es ihn
natürlich freuen würde. Nein … ich dachte bloß … albern von mir,
wirklich … ob Sie mit mir zum Rennen gehen würden?« Sie stieß die letzten
Worte rasch hervor und sah dabei auch noch ein wenig beschämt aus.
    »Zum Rennen …«
    »Ja, ich weiß, es ist viel verlangt … Aber
morgen … wir lassen morgen ein Pferd starten, das einen sehr schwierigen
Besitzer hat, und Jack besteht darauf, daß ich dabei bin, und ehrlich gesagt,
dieser Besitzer bringt mich derart aus der Ruhe und aus der Fassung – ich weiß,
es ist albern, aber Sie konnten so gut mit diesem schrecklichen Howard umgehen,
und da dachte ich einfach, vielleicht hätten Sie ja Lust auf einen Renntag, ich
würde Sie mal fragen. Nur war das eben, bevor Tina mir von gestern abend
erzählt hat … und jetzt sehe ich, daß es doch nicht gerade ein Vergnügen
für Sie wäre.«
    Ein Tag auf dem Rennplatz … nun, warum nicht?
Vielleicht würde es mir nach einem Tag Urlaub besser gehen.
    »Welcher Rennplatz?« sagte ich.
    »Martineau.«
    Martineau Park, etwas nordöstlich von Oxford, groß,
beliebt und nicht zu weit entfernt. Wenn ich überhaupt Rennen besuchte, dann
entweder in Martineau oder in Newbury, denn beide Platze konnte ich innerhalb
von vierzig Minuten erreichen und, wenn es Mrs. Palissey gnädig erlaubte,
die Fahrt dahin mit den Geschäftszeiten verbinden.
    »Doch, ich komme mit«, sagte

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