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Weinprobe

Weinprobe

Titel: Weinprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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Schlüssel draußen in der Werkstatt. Er glaubt, Kenneth junior hat sie sich
dort geholt.«
    »Schlauer kleiner Bastard.«
    »Allerdings. Nebenbei, Kenneth Charter wie auch
Deglet haben inzwischen von Rannoch die Profilanalyse von allen drei
gestohlenen Scotch-Ladungen bekommen. Anscheinend sind sie alle etwas
unterschiedlich, weil es Zusammenstellungen aus mehr als einer Brennerei waren.
Zu technisch für mich. Jedenfalls liegen sie in unserem Büro bereit, falls wir
etwas Entsprechendes finden.«
    »Mm. Ich frage mich, ob Mrs. Alexis’ Nachbar
noch welchen hat.«
    »Was für ein Einfall! Rufen Sie mal schleunigst
an.«
    »Schade, daß sie ihren in den Spülstein geschüttet
hat.«
    Gerard und ich beendeten das Gespräch, und ich
setzte mich mit Mrs. Alexis in Verbindung, die sich forsch und unbefangen
anhörte und sagte, sie würde sich sofort dahinterklemmen. Aber nach weniger als
zehn Minuten rief sie zurück, um zu berichten, ihr Nachbar habe alles schon vor
einiger Zeit losgeschlagen und könne nicht mehr zum gleichen Preis beziehen, da
Vernon den Rabatt eingestellt habe. Sie nahm an, daß Vernon nach dem Zusammenstoß
mit ihr »Bammel« gekriegt und das Geschäft in ihrer Gegend ganz aufgegeben
hatte.
    Verdammt, dachte ich, und teilte es Gerard mit.
    »Sobald wir diesem Zeug näherkommen, scheint es
sich uns zu entziehen wir ein Phantom«, meinte er müde.
    »Vielleicht finde ich es ja morgen.«
    Er seufzte. »Der Heuhaufen ist sehr groß.«

17
     
    Flora kam atemlos am Samstag morgen ins
Geschäft, kurz nachdem ich es geöffnet hatte. Sie sei auf dem Weg, Jack nach
Hause zu holen, sagte sie, und wolle sich noch einmal für meine Hilfe in Sachen
Howard und Orkney Swayle bedanken.
    »Das ist doch nicht nötig. Ich hab’s gern getan.«
    »Trotzdem, lieber Tony, möchte ich, daß Sie das
hier annehmen.« Sie legte ein in Geschenkpapier eingeschlagenes Päckchen auf
die Theke, und als ich den Mund aufmachte, um zu protestieren, sagte sie:
»Keine Widerrede, lieber Tony, es gehört Ihnen, und es ist nicht genug, es ist
winzigklein, und wahrscheinlich haben Sie schon eins, aber wenn Jack erst
daheim ist, werde ich alle Hände voll zu tun haben, deshalb dachte ich, ich
bringe es Ihnen jetzt.«
    Sie tätschelte mütterlich meine Hand, und ich
beugte mich herunter, um sie auf die Wange zu küssen.
    »Sie sind sehr ungezogen«, sagte ich. »Aber vielen
Dank.«
    »Schon recht, mein Lieber. Wo ist Ihre Schlinge?«
    »Ich habe sie heute morgen vergessen. Sie liegt zu
Hause.«
    »Überanstrengen Sie sich nicht, ja? Und wir
brauchen wieder was zu trinken, wenn Sie mal Zeit haben.« Sie kramte in ihrer
Handtasche und zog eine Liste hervor. »Wenn Jack zu Hause ist, werden die
Besitzer sich wieder einstellen, und manche von denen saufen wie die Löcher,
obwohl ich das nicht sagen sollte, und Jack meint, daß er es ihnen als Medizin
für ihre Pferde auf die Rechnung schreibt, was man ihm ja nicht verdenken kann,
oder?«
    »Ehm … nein.«
    Sie legte die Liste neben dem Geschenk auf die
Theke, sagte, sie habe auf dem Weg zum Krankenhaus noch tausend Sachen zu
erledigen, und ging leichtfüßig davon.
    Ich packte das Geschenk neugierig aus und stellte
fest, daß es, wenn es auch klein im Format war, nicht klein im Preis gewesen
sein konnte. Die Schachtel in dem milchig weißen Papier stammte von einem
Juwelier in Reading, und sie enthielt, auf roten Samt gebettet, ein silbernes
Taschenmesser.
    Nicht unbedingt eines, das Pfadfinderherzen erfreut
hätte. Nicht knubblig mit dreizehn Klingen nebst einem Haken zum Entfernen von
Steinen aus Pferdehufen, wie dasjenige, das einst der Stolz meiner Kindheit
gewesen war. Ein schlankes, elegant gearbeitetes Ding mit einer scharfen
Stahlklinge, die in der einen Seite steckte, und einer zweiten Klinge auf der
anderen, die sich als Schraubenzieher entpuppte. Es gefiel mir vom Aussehen und
von der Art, wie es sich anfühlte, und es stimmte zwar, daß ich schon eins
hatte, aber das war alt und stumpf. Ich nahm das alte Messer aus meiner Tasche,
steckte dafür das neue ein und hegte den ganzen Vormittag freundliche Gedanken
für Flora.
    Ridger trug zu meiner Freude bei, indem er mir am
Telefon mitteilte, daß die Sauftouren für ein paar Tage flachfallen würden. Er
sei mit anderen Aufgaben betraut worden, aber am Mittwoch ginge es weiter, und
er käme dann um Viertel nach zehn bei mir vorbei.
    Ich nehme an, ich hätte ihm von Mrs. Alexis
und dem geheimnisvollen Vernon mit seiner

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