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Weinprobe

Weinprobe

Titel: Weinprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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vielleicht nicht erbaut, wenn er wüßte, daß Sie mir
seine Telefonnummer gegeben haben.«
    Ihre Augen weiteten sich, und diesmal verschwand
aller Spott aus ihrem Gesicht.
    »Was mich hergeführt hat«, sagte sie tonlos, »war
der Ober im Silver Moondance. Mord geht zu weit. Aber Sie hatten nicht
gesagt …«
    Ich schüttelte den Kopf. »Entschuldigen Sie. Es
schien unnötig. Ich hatte ja keine Ahnung, daß Sie herkommen würden. Und ich
bin sicher, daß Ihnen nichts passiert, wenn Sie nur den Mund halten.
Schließlich müssen noch andere Vernons Nummern haben. Ihr Nachbar zum
Beispiel.«
    »Ja.« Sie überdachte es. »Sie haben verdammt
recht.« Ihr Gesicht leuchtete wieder in den gewohnten Zügen auf. »Wenn Sie
irgendwann mal vorbeikommen, mein kleiner Weinhändler, schauen Sie zum
Abendessen rein.«
    Sie ging mit mir in den Lagerraum, um ihre Trophäe
abzuholen, die sie mühelos unter dem Arm davontrug, als sie sich hinaus in den
Sprühregen stürzte, wo ihre Zähne und Augen unter dem grauen Himmel blitzten.
     
    Gerard meinte: »Das ist hervorragend«, und
versprach zurückzurufen, sobald seine Firma die Nummer ausfindig gemacht habe.
    »Es ist irgendwo bei Oxford«, sagte ich.
    »Ja«, stimmte er zu. »Oxforder Vorwahl.«
    Seine Stimme klang bei aller Begeisterung doch
müde, und als ich nach seiner Schulter fragte, grunzte er bloß, ohne sich näher
dazu zu äußern, was vermutlich nichts Gutes bedeutete.
    »Ich rufe Sie zurück«, sagte er, und das tat er
auch in weniger als einer halben Stunde, jedoch nicht, um mitzuteilen, er habe
Vernons Telefonnummer ermittelt.
    »Dachte, es würde Sie freuen, das zu hören …
mein Büro hat sich bei den Versteigerern in Doncaster erkundigt. Ramekin wurde
für bares Geld gekauft. Banknoten. Es gibt keinen Beleg darüber, wer ihn
gekauft hat. Das Büro ist auch der Spedition nachgegangen, und Ramekin stand, genau
wie Sie gesagt haben, in ihren Büchern. Er wurde nach Kalifornien verfrachtet
und an einen bekannten Vollblutagenten geliefert. Der Agent ist unterwegs auf
einer Japanreise, und niemand von seinem Büro will in seiner Abwesenheit
Auskünfte geben. Er wird nächsten Donnerstag abend zurückerwartet. Ramekins
Frachtkosten wurden bar bezahlt von einem Mr. A.L. Trent, der über den
gleichen Spediteur schon mehrere Pferde an den gleichen Agenten in Kalifornien
geliefert hat. Das wär’s dann. Das blankgewaschene Geld ist in Kalifornien,
entweder auf einer Bank oder noch auf den Hufen.«
    »Ich wette eine Million, daß es deponiert ist.«
    »Anzunehmen, ja. Aber bis Freitag eine Sackgasse.«
    »Schade.«
    »Wir kommen voran«, sagte er. »Und vielleicht freut
es Sie auch, von den Tankwagenschlüsseln zu hören.«
    »Was ist damit?«
    »Ich sprach mit Kenneth Charter. Er sagt, an den
Schlüsseln zum Führerhaus wie auch an den Zündschlüsseln ist nichts
Ungewöhnliches, aber er hat Spezialschlüssel für die Sicherungsklappen an den
einzelnen Zellen seiner Tankzüge. Alle diese großen Tanks sind in neun Zellen
unterteilt. Und zwar, damit der Tankzug, wenn nötig, bei einer Tour verschiedene
Flüssigkeiten in kleineren Mengen befördern kann. Jedenfalls hat jede Zelle
ihren eigenen Schlüssel, um Fehler bei der Auslieferung zu vermeiden, also
gehört zu den Scotchtankwagen je ein Bund mit neun Tankschlüsseln. Bei
unverzollten Gütern läßt Charter dem Sender und dem Empfänger stets im voraus
einen Satz Schlüssel zuschicken, damit sie sicherheitshalber nicht im Tankwagen
selbst mitgeführt werden.«
    »Sehr vorsichtig«, sagte ich.
    »Ja. Heute nachmittag ging Kenneth Charter also zu
Simpers, und tatsächlich sagten sie ihm, sie hätten zweimal einen Satz von neun
Schlüsseln dieser Art nachgemacht, und beide Male hätten sie die Schablonen
dafür erst besorgen müssen. Der junge Mann, der sie bestellte, habe jeweils
Harrison als Namen angegeben. Kenneth Charter ist fuchsteufelswild, weil der
Laden natürlich keinen Beleg über die Formen hat, die sie in die Schablonen
gestanzt haben, so daß er nicht weiß, welcher seiner Tankzüge jetzt gefährdet ist.«
    »Unangenehm.«
    »Er sagt, ob sein ganzes Unternehmen dran glauben
muß, spielt keine Rolle. Was ihn am meisten aufregt, ist, daß Kenneth junior
sich solche Mühe gegeben hat.«
    »Weiß er, wie Kenneth junior an die Schlüssel
herangekommen ist?« fragte ich.
    »Er sagt, sie werden normalerweise in seinem Büro
aufbewahrt, aber wenn die Einfüllstutzen der Tanks dampfgereinigt werden, sind
die

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