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Weinrache

Weinrache

Titel: Weinrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Kronenberg
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ihr ein Besuch bei der Nachbarin jedoch nicht angebracht.
    Norma dankte Irene für die Auskunft. »Was gibt es Neues im Fall Weinwoche?«
    Irene senkte die Stimme, bis sie kaum zu verstehen war. »Luigi und Dirk machen lange Gesichter. Die Fischer erbt keinen Cent. Nicht einmal die Lebensversicherung fällt an sie, sondern an seine Kinder aus erster Ehe. Die Fischer zieht offensichtlich keinen Vorteil aus dem Witwenstatus.«
    Unwillkürlich flüsterte auch Norma: »Das macht Diane nicht unbedingt verdächtig. Wem also nützt Fischers Tod? Was ist mit Bruno Taschenmacher?«
    »Es gab reichlich Ärger zwischen den beiden. Fischer wollte ihm in letzter Minute den Vertrag für das Restaurant in der ›Villa Stella‹ versagen, wird gemunkelt.«
    Damit hat Arthur vermutlich richtig gelegen, meinte Norma. »Eine tiefe Enttäuschung kann ein starkes Motiv sein.«
    »Durchaus«, stimmte Irene ihr zu. »Zumal es jetzt so aussieht, als habe sich das Blatt für Taschenmacher zum Guten gewendet. Aber er verfügt über das beste Alibi, das man sich wünschen kann.«
    Schließlich gehörte Norma selbst zu der langen Reihe von Augenzeugen, die dieses Alibi bezeugten. »Wem sagst du das! Und wenn Bruno jemanden beauftragt hat?«
    Diese Möglichkeit würde selbstverständlich diskutiert; allein schon wegen der Brutalität und Kaltblütigkeit des Täters. Aber ausgerechnet den Gastronomen Taschenmacher dahinter zu vermuten, erschien der Soko weit hergeholt. »Taschenmacher ist ein angesehener Mann, der sich im Leben bisher nichts zuschulden kommen ließ. Selbst wenn er von Rachegelüsten angetrieben wurde, wo sollte er einen skrupellosen Killer auftreiben? Dazu genügt keine Stippvisite ins Frankfurter Bahnhofsviertel. Dafür braucht man sehr spezielle Verbindungen.«
    »Nach denen sicherlich ermittelt wird?«
    »Selbstverständlich. Aber erste Priorität haben Fischers Geschäfte in Osteuropa. In Russland hat er Wohnhäuser für die neureiche Oberschicht gebaut. Womöglich ist er dort jemandem auf die Füße getreten, vermutet der Chef. Oder Fischer hat etwas gesehen, das er nicht sehen durfte.«
    Dafür könnte die Waffe ein Indiz sein. Den Chef würde es freuen, dachte Norma. Schon zu ihren Zeiten zählte die Russenmafia zu seinen bevorzugten Verdächtigen.
    Nach dem Gespräch begutachtete sie die Liste, ohne allzu viel Hingabe für die Espressomaschinen aufzubringen. Sie sah auf die Armbanduhr: kurz nach drei. Freitags war Bruno um diese Zeit gewöhnlich im ›Parkhof‹ anzutreffen. Ein Gespräch unter Freunden konnte nicht schaden. Sie besaß sogar einen Grund für einen Besuch: die Wagenfeld-Leuchte und ihre Gefährten, die im Karton ausharrten, wie Arthur sie hineingepackt hatte.
    25 Minuten später parkte Norma den Fiesta unter den ausladenden Ästen einer Linde. Die meisten Stellplätze waren frei, das Restaurant beim Kurpark hatte noch geschlossen. Sie ging um das Gebäude herum zum Hintereingang und klopfte an ein Küchenfenster.
    Gabi öffnete. »Norma, na so was! Hat Bruno dich nicht ausgezahlt?«
    Sie scherzte gut gelaunt. Norma fragte sich nicht zum ersten Mal, ob Brunos rechte Hand überhaupt ein Privatleben besaß oder mit ihrer Arbeit verheiratet war. Auf jeden Fall schien sie sich in ihrer Rolle wohl zu fühlen.
    »Ist Bruno da?«, fragte Norma.
    »Du hast Glück, er ist gerade zurück aus Eltville. Wir eröffnen dort eine neue Weinstube.«
    Sie strahlte Norma an, als gehörte ihr die Weinstube höchstpersönlich.
    »Wirst du dort arbeiten?«, fragte Norma.
    »In Ausnahmefällen, wenn zwei zusätzliche Hände gebraucht werden. Die Weinstube ist superschick. Aber ich bleibe dem ›Räuber Leichtweis‹ und meinen Gästen in der Wiesbadener Altstadt treu. Für das neue Weinlokal hat Bruno einen Geschäftsführer eingestellt. Einen ausgebildeten Koch.«
    Sie führte Norma in die geräumige Küche. Zwei junge Frauen putzten Gemüse, und zwei Männer unter hohen Kochmützen beschäftigten sich mit den Töpfen, ohne auf die Besucherin zu achten. Gabi bat Norma, einen Augenblick zu warten, und verschwand durch eine Metalltür. Wenige Minuten später kehrte sie gemeinsam mit Bruno zurück. Er wirkte müde und abgekämpft, sein sonst wohl gerundetes Gesicht erschien Norma deutlich schmaler, als hätte der Gastwirt in den vergangenen Tagen einige Kilo Gewicht eingebüßt.
    Er sei in Eile, verkündete er, ohne ein Wort zur Begrüßung. Gewöhnlich der Typ sanfter Riese, konnte Bruno durchaus ruppig sein, wenn er sich im

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