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Weinrache

Weinrache

Titel: Weinrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Kronenberg
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stocksauer, und ich bin ihrem Zorn ausgeliefert.«
    Norma hatte eine ungemütliche Vorstellung von dessen Ausmaßen. Die Galeristin war eine ebenso gepflegte wie launische Dame, und ihre Szenen besaßen einen sagenhaften Ruf. »Warum machst du den Zirkus mit ihr überhaupt mit?«
    Lutz hob ratlos die Schultern. »Als junger Mann war ich Frauen gegenüber nicht annähernd so kompromissbereit. Mittlerweile warte ich ergeben ab, bis Undine sich wieder beruhigt. Ob sich so die Weisheit des Alters ankündigt?«
    »Deine Weisheit in allen Ehren«, bemerkte Norma trocken. »Die liebe Undine hält dich am Gängelband.«
    Er lächelte schwärmerisch. »Ach Norma, wenn du nicht meine Schwiegertochter wärst … Hast du den Schlüssel?«
    »Alter Schmeichler!« Norma klapperte mit dem Bund. »Lass uns vorsichtshalber klingeln! Vielleicht ist Arthur zurück und kommt uns schmollend entgegen.«
    Den Gefallen tat er ihnen nicht. Alles blieb still. Lutz übernahm den Schlüssel und öffnete die Tür. Im Flur bückte er sich nach der Post und hob die Zeitung auf. Norma wollte vom Schreibtisch aus die Mailbox abhören.
    »Ist etwas Besonderes unter den Briefen?«, rief sie Lutz zu.
    »Nur Werbung. Und bei dir?«
    »Mehrere Anrufe von Diane. Sie klingt verzweifelt und behauptet, es seit einer Woche vergeblich auf seinem Handy zu versuchen. Wie ich übrigens auch. Weißt du überhaupt …?«
    Lutz unterbrach sie. »Von dem Verhältnis zwischen Arthur und Diane? Seit gestern. Dein charmanter Polizistenkollege hat mich damit konfrontiert. Deshalb habe ich Diane Fischer am Nachmittag einen Besuch abgestattet. In der ›Villa Stella‹.«
    Er hatte die junge Witwe besucht, während sie selbst bei Tiri war. Norma wollte ihm nichts von Sundermann erzählen, solange es nicht zwingend notwendig schien. Seine Meinung über ihre neue Bekanntschaft konnte sie sich ausmalen. »Weißt du, dass Diane keinen Cent erbt? Und die Villa gehört ihr auch nicht.«
    Das war ihm bekannt. Diane sei ihm gegenüber sehr offen gewesen. »Wir haben außerdem über Arthur gesprochen. Und über eure Ehe, so wie Diane Fischer es sieht.«
    Er fasste das Gespräch in wenigen Sätzen zusammen. Norma rollte unruhig auf Arthurs Bürostuhl hin und her und hörte Lutz mit wachsendem Unmut zu. Vermutlich verschwieg er wesentliche Teile, doch, was sie zu hören bekam, reichte ihr.
    »Schlange!« Mehr war ihr dieses Thema nicht wert.
    »Was wolltest du eigentlich hier?«, fragte sie.
    Lutz wies mit dem Daumen zur Wand, hinter der die Küche lag. »Wir sollten die kleine Freundin aus der Kälte noch einmal ans Licht holen. Vielleicht können wir wenigstens diesem Rätsel auf die Spur kommen.«
    Sie gingen in die Küche hinüber. Lutz nahm das eiskalte Päckchen aus dem Gefrierschrank und wickelte den kleinen Körper aus. Kurzbeinig, das Gesicht schwarz gezeichnet, mit eingedrückter Schnauze. Die toten Augen rund und vorstehend. Am mit Strass bestückten Lederhalsband baumelte das silberne Namensschild. ›Cleo‹ war in kursiver Schrift hineingraviert.
    Lutz strich mit den Fingerspitzen durch das Fell. »Diane behauptet, sie habe die Hündin wegen Altersschwäche einschläfern lassen.«
    Norma betrachtete das Fellbündel prüfend. Der fuchsrote Pelz schimmerte in mattem Glanz. Besaß ein alter Hund ein so gesundes Haarkleid? Vorsichtig betastete sie die kleinen Pfoten, die steinhart zusammengefroren waren, bis ihre Finger vor Kälte schmerzten.
    Sie blies sich in die verschränkten Hände. »Warum hat Diane das geliebte Tierchen nicht einfach im Rosenbeet verbuddelt? Stattdessen hat Arthur den Hund eingefroren. Wozu? Was will er damit bezwecken?«
    »Mir ist im Augenblick nur eines klar. Die Polizei sollte besser nichts von dem Kerlchen hier erfahren. Deine beiden Kollegen haben sich gestern alles andere als fair gegenüber Arthur geäußert. Wir sollten ihr Misstrauen nicht durch weitere Ungereimtheiten anstacheln. Sie haben ihn tatsächlich in Verdacht, etwas mit Fischers Tod zu tun zu haben.«
    Norma packte die Wut. »Sie sollten sich lieber darum kümmern, ob ihm etwas zugestoßen ist!«
    Lutz schaute sie an, das Gesicht voller Sorge. »In was ist Arthur hineingeraten, Norma? Ob man ihn doch entführt hat?«
    Dieser Gedanke ließ ihn nicht los. Seit Tagen sprach er immer wieder davon. Falls seine Befürchtung zutraf, könnte die Konsequenz fürchterlich sein. Die Entführer hätten sich längst melden müssen. Sofern ihre Geisel am Leben war.
    Norma beugte sich zu dem

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