Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weinstrassenmarathon

Weinstrassenmarathon

Titel: Weinstrassenmarathon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Guthmann
Vom Netzwerk:
Tür zurück, das Messer immer noch in der Hand, höchstens einen Meter an Röder vorbei.
    Ruhe breitete sich aus. Totenruhe. Aus der Ferne glaubte Röder das Martinshorn zu hören. Er ließ den Feuerlöscher polternd fallen. Hellinger regte sich wieder. Keiner von beiden traute sich das Bad zu verlassen. Sie sahen nur, wie sich die rote Pfütze vor der Badezimmertür rasch ausbreitete.
    * * *
    Sie saßen im Büro des Hotelmanagers, wohin sie von einigen ratlosen Polizisten gebracht worden waren. Ein Kriminalbeamter vom Dauerdienst hatte ihre Personalien aufgenommen und Fragen zum Tathergang gestellt. Nun sollten sie hier warten, bis der leitende Ermittler eintreffen würde. Der Arzt hatte etliche Holzsplitter aus Hellingers Arm gezogen und ihn sauber verbunden. Der Winzer war völlig farblos im Gesicht. Witze machen konnte er noch nicht. Sehr ungewöhnlich für Hellinger, den normalerweise nichts umwerfen konnte. Röder zitterte immer noch am ganzen Leib, als sein Freund wackelig aufstand, zu ihm herüberkam und ihn wortlos in den Arm nahm. Er fing bitterlich an zu weinen. »Ohne dich wäre ich jetzt tot«, sagte er unter Tränen. Seine Selbstmordabsichten hatte er offensichtlich vergessen. Er hatte nur deshalb keine Schrotladung im Bauch, weil er nicht vor der Tür stand, als er entriegelte. Er war gerade aus der Duschwanne gestiegen und hatte sich aus dem Bad heraus gebeugt, um das Schloss zu bedienen. Er stand schräg daneben, ein ungeheueres Glück. Er hatte gedacht, Röder habe die Zimmerkarte vergessen und würde klopfen.
    Â»Wer von Ihnen ist Hellinger?«, fragte eine rüde Stimme hinter ihnen und schreckte sie auf.
    Der Kommissar war Ende fünfzig, hatte eine glimmende Kippe in der Hand, gelbe Finger, pappige Haare.
    Â»Ich.« Hellinger hatte sich gefasst.
    Â»Dann sind Sie also Röder?«
    Röder bejahte. »Und wer sind Sie?«
    Â»Keller, Kommissar Keller.«
    Â»Wie bitte?«, fragte Röder.
    Â»Keller. Und machen Sie bloß keine Witze, ich kenne sie alle. Ich bin etwa dreißig Jahre jünger als die Fernsehserie.«
    Â»Nun mal langsam, Herr Keller.«
    Â»Ah, ich kann auch anders. Wie wäre es, wenn ich Sie einbuchte?« Der Mann war auf hundertachtzig.
    Â»Mit welcher Begründung?«
    Â»Wie wäre es denn mit Anstiftung oder Beihilfe zum Mord?«
    Röder verschlug es die Sprache. »Anstiftung zum Mord?«
    Â»Wir nehmen Sie mit aufs Revier. Wir haben Ihnen ein paar Fragen zu stellen.«
    Â»Herr Röder ist Staatsanwalt«, warf Hellinger ein.
    Â»Umso besser. Dann brauchen die Herren ja keinen eigenen Anwalt.« Die anwesenden Polizisten lachten.
    Â»Ich protestiere. Warum wollen Sie uns mitnehmen?«
    Â»Paragraph 58   Strafprozessordnung: Die Zeugen sind einzeln und in Abwesenheit der später zu hörenden Zeugen zu vernehmen. Das kann ich nur im Dezernat gewährleisten. Also los, auf geht’s!«
    Röder und Hellinger wurden aus dem Gebäude geleitet, vor dem eine Journalistenmeute lauerte und sofort Blitzlichtgewitter auf sie niedergehen ließ. Sie wurden getrennt zur Polizeidirektion gebracht und in verschiedene Räume geführt. Röder wartete geschlagene zweieinhalb Stunden, bevor Keller sich bequemte zu erscheinen. Röder hatte noch nie auf dieser Seite des Tisches gesessen. Keller eröffnete das Gespräch ohne Floskeln.
    Â»Erzählen Sie mir, was passiert ist.«
    Â»Das habe ich doch schon alles Ihrem Kollegen erzählt.«
    Â»Gut, dass Sie mich daran erinnern, Sie Schlaumeier.«
    Â»Herr Keller, Sie vergreifen sich im Ton. Ich bin tatsächlich Staatsanwalt in Frankenthal, und Ihr Auftreten könnte Sie in Schwierigkeiten bringen.«
    Â»Ich weiß, wer Sie sind. Ich habe gerade ein längeres Telefonat mit Herrn Steiner geführt. Er war nicht gerade begeistert, dass Sie hier sind. Und apropos Schwierigkeiten: Sie ermitteln hier auf eigene Faust. Also erzählen Sie mir nichts von Vorgehensweise. So wie es aussieht, haben Sie zuerst ein Disziplinarverfahren am Hals.«
    Â»Ich bin hier nur auf einem Ausflug mit einem Freund.«
    Â»Genau der sagt aber was ganz anderes. Und was Steiner so von Ihnen erzählt, da glaube ich nicht an eine Vergnügungsreise.«
    Röder fluchte innerlich. Hellinger würde ihn ganz bestimmt früher oder später den Job kosten.
    Â»Ich mache Ihnen ein Angebot. Sie erzählen mir

Weitere Kostenlose Bücher