Weinstrassenmarathon
landeten schlieÃlich im Weingut Schuster, etwas oberhalb vom Kallstadter Hof, der bekannt für gutes Essen war. Röder hatte die beiden Schorle in der Hand, die er durch die Menge zu Anastasia balancierte, die in einer schönen Ecke des Hofes zwei Plätze an einem Klapptisch freihielt. Er zückte sein Handy und entschuldigte sich kurz, er musste sich um seine Kinder kümmern. Auf der StraÃe tippte er nacheinander die Nummern von Raphaels, Marie-Claires und Felicitasâ Handy ein, bekam jedoch niemanden an die Strippe. Sorgenfalten standen auf seiner Stirn, als er an den Tisch zurückkehrte.
»Was ist los?«, fragte sie ihn.
»Meine Töchter sind hier auf dem Fest, und keine geht ans Telefon. Ich mache mir so langsam Sorgen.«
»Wie alt sind sie denn?«
»Sechzehn und vierzehn. Ich habe noch eine kleine Tochter zu Hause, die in wenigen Wochen acht wird.«
»Da bist du ja der Hahn im Korb«, sagte sie lachend.
Er prostete ihr zu. »Mariusz hat das Handy von Woyczynski. Er ist sein Cousin.« Anastasia pfiff durch die Zähne und bat Röder, zu berichten.
»Warum übergibst du die Sache nicht an Steiner?«
»Der nimmt die Spur nicht ernst. Der glaubt nicht an einen Zusammenhang zwischen dem alten Mord und dem Hehler von wertvollen Kulturgütern.«
»Ich komme vor Montag nicht mehr in die Dienststelle, ich bin noch beurlaubt, dann werde ich das mit meinem Chef besprechen. Ich habe übrigens auch Neuigkeiten.« Sie schluckte. »Möglicherweise spielte Udo ein doppeltes Spiel. Er soll Demlmaier mit Informationen aus den Ermittlungen gegen ihn versorgt haben. Er war wahrscheinlich die undichte Stelle.«
»Dann wusste Demlmaier über dich Bescheid?«
Sie zuckte resigniert die Schultern. »Das ist anzunehmen.«
»Fassen wir mal zusammen: Hoffmann will Demlmaier etwas Wertvolles verkaufen. Demlmaier würde gerne, bekommt aber von einem korrupten Polizisten gesteckt, dass gegen ihn ermittelt wird und eine Undercoveragentin bei ihm arbeitet. Hoffmann fällt beim Marathon tot um, Demlmaier wird in München erschossen, nachdem ein Mordanschlag auf einen Winzer verübt worden ist. Ein paar durchgeknallte Südamerikaner versuchen einen waghalsigen Raubüberfall am helllichten Tag, und der Maulwurf wird erschossen in einer Wohnung in Ludwigshafen gefunden. Das alles ergibt wenig Sinn. Ich sehe keine Zusammenhänge.«
»Es könnte wohl einen Zusammenhang geben. Ein toter Winzer vor fünf Jahren, ein Grab, von einem zwielichtigen Kurator als unwichtig eingestuft. Was wäre, wenn Hoffmann damals etwas Wertvolles entdeckt und es vor ein paar Wochen an Demlmaier weitergegeben hat, der es verkaufen soll? Hoffmann hat das wertvolle Stück die ganze Zeit in seinem Keller gehabt, aber jetzt braucht er Geld. Er will den Deal zusammen mit Demlmaier machen, mit dem Hoffmann schon in der Vergangenheit zusammengearbeitet hat. Demlmaier merkt, dass ich ihm auf den Fersen bin. Er bekommt kalte FüÃe und kann das Stück nicht verkaufen.«
»Dann hätte Hoffmann mit Demlmaier ein Problem gehabt, was vielleicht noch keinen Mord rechtfertigt, aber schon ein wenig nach Motiv riecht. Dummerweise ist Hoffmann aber vor Demlmaier ermordet worden.«
»Die verrückten Südamerikaner warenâs. Hoffmann hatte sich ihrer als Helfer bedient.«
»Jetzt argumentierst du wie Steiner.«
»Mit einem Unterschied. Was wäre, wenn Hoffmann vor fünf Jahren den Winzer mit Hilfe des Polen kaltgemacht hat?«
»Woyczynski hätte doch ausgesagt, wenn er einen Auftraggeber gehabt hätte.«
»Vielleicht Geld. Vielleicht hat Hoffmann sich das Schweigen erkauft.«
»Und Woyczynski geht für Geld freiwillig fünfzehn Jahre in den Knast?«
Auf Röders Handy ertönte Magnum. Raphael war am anderen Ende. Röder sprach kurz mit ihm. Raphael würde mit Marie-Claire in den Winzerhof kommen. Nein, wo Felicitas sei, wisse er nicht. Er hatte sie zuletzt mit ihrer Clique gesehen, sein kleiner Bruder war auch dabei. Nicht gerade beruhigt drückte Röder auf die rote Taste.
»Gell«, sagte die ältere Frau neben ihm, »die Kinner fange immer frieher an zu saufe. Moi Enkel, vierzehne is er worre, hannâse letschtes Johr noâem Stadtmauerfeschd ins Kronkehaus bringe misse, so hat der gâsoffe.«
»Ach Erna, du iberdreibschd. Der is aufân Kopp gâfalle, des
Weitere Kostenlose Bücher