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Weinzirl 02 - Funkensonntag

Weinzirl 02 - Funkensonntag

Titel: Weinzirl 02 - Funkensonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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mich nicht in ihn. Jens
auch nicht in mich«, versuchte es Jo weiter mit Trotzstimme und wusste, dass
sie log. »Außerdem wollte ich ihn nur von dieser Praktikanten-Maus befreien. Er
mag diese Anmache gar nicht. Aber klar, das passiert. Er sieht ja auch süß
aus.« Jo drehte an ihrem Ring.
    »Johanna, er ist ein Mann Mitte vierzig! Da sieht man nicht süß aus,
höchstens interessant oder noch ganz passabel oder nicht ganz neuwertig.«
Andrea wurde langsam sauer.
    »Aber er kriegt so süße Sommersprossen, wenn …«
    »… ja, wenn die Sonne scheint. Gott sei Dank hat es bis heute
beständig geregnet, sonst knallst du mir noch völlig durch in deinem
Jensle-Wahn! Sei doch mal realistisch. Wie soll das weitergehen, er ist doch
jetzt schon wieder in Hamburgle, oderle?«
    Jo schwieg.
    »Na, super, du legst dich für ihn ins Zeug, und er hat
wahrscheinlich nicht mal Wiedersehen gesagt.«
    »Hat er wohl! Jetzt sei doch nicht so!«
    »Bitte Johanna, nun erzählst du mir gleich noch die alte Leier, dass
ihr gute Freunde seid, sozusagen Seelenverwandte, und ihr problemlos
miteinander ins Bett gehen könnt, weil ihr ja so was von drüber steht.«
    »Aber wenn es doch stimmt!«, begehrte Jo weiter auf.
    »Aber wenn es doch …«, äffte Andrea sie nach, »die älteste Wahrheit
der Menschheit ist, dass Männer und Frauen nicht befreundet sein können, es sei
denn, er ist schwul oder sie lesbisch oder einer von beiden hässlich wie die
Nacht schwarz. Ihr seid aber beide nicht sonderlich hässlich.«
    »Danke, sehr schmeichelhaft«, sagte Jo mit einem missmutigen Blick
in Richtung Spiegel.
    »Mensch, gerade du solltest wissen, dass es eben nicht gelingt, die
Ebenen zu wechseln. Denke an deinen olympischen Lover. An dieses entwürdigende
Versteckspiel. So was wolltest du niemals wieder erleben.«
    »Aber, Andrea, das kann man doch nicht vergleichen. Martl war ein
narzisstisches Arschloch, Jens ist ein extrem netter Kerl.«
    »Hah! Und wie ich dich Ausbund an Geduld kenne, wirst du damit
leicht zufrieden sein. Weißt du, was du tun wirst: Du wirst plötzlich Termine
in Hamburgle haben oder gerade mal auf der Durchreise sein. Sensationeller
Plan! In spätestens einem halben Jahr bist du emotional komplett im Eimerle,
ungefähr so wie bei Martele.«
    »Aber er ist nicht so ein Arschloch-Typ wie Martl.« Jo spürte, dass
ihre Argumente nicht die besten waren.
    »Umso schlimmer! Bei Martl ging es nur um Sex. Und das konnte ich ja
bis zu einem bestimmten Punkt auch begreifen. Begnadeter Skifahrerkörper und
so! Hübsche Muskeln und wenig Hirn. Aber selbst so einem Neandertaler wolltest
du Kumpel sein.«
    Jo seufzte tief. »Und was soll ich jetzt machen?«
    »Das fragst du doch nicht ernsthaft? Tabula rasa, extrem viel rasa,
aber genau das wirst du eh nicht tun!« Andrea klang resigniert.
    »Doch, das werde ich tun, weil hier der Wahnsinn über uns
zusammenklappt. Eckarts ist immer noch zugeparkt von Übertragungswagen. RTL und SAT 1 haben noch immer endlose Kabelmeter verlegt. Wir ertrinken in Stornos, ich
stehe vor einer Armee von erbosten Hoteliers und Gastwirten. Was soll ich da an
einen Jens denken?«
    Andrea runzelte die Stirn, wollte noch was sagen, aber dann kam
Patti herein. Sie sah grünlich aus.
    »Patti, geh bitte gleich wieder heim. Du luagsch aus wie’s Kätzle am
Bauch, dät mei Oma saga«, sagte Jo.
    Patti versuchte sich an einer Entgegnung, aber sie brachte kein Wort
heraus, weil sie zum Klo stürmte.
    Andrea runzelte noch immer die Stirn. »Dieses breite Allgäuerisch
steht dir, es macht dich so volkstümlich. Oder soll ich volksdümmlich sagen? In
Wirklichkeit aber übertünchst du mit dieser Witzelei eine tiefe innere
Verletzung. Ist Patti schwanger?«
    »Wenn ich einen Analytiker brauche, suche ich mir einen. Du reichst
mir als Freundin!«
    »Dann verhalte dich auch nicht wie eine Patientin«, legte Andrea
nach. »Also, ist sie schwanger?«,
    »Ich nehme mal an«, sagte Jo, »und ich freu mich für sie. Worüber
ich mich weniger freue, ist die Tatsache, dass ich meine beste Mitarbeiterin
verliere.«
    Das schien Andrea nicht zu glauben, aber ihre Erwiderung wurde
gestoppt, weil Patti retour kam.
    »Ich hab mir den Magen verdorben. Dieses dauernde Essen mit den
Journalisten macht einen ja fertig.«
    »Geh heim, du siehst wirklich aus wie ausgekotzt, und deine
Augenringe würden jedem Gothic-Anhänger zur Ehre gereichen!«
    Andrea bot sich an, Patti heimzufahren, und Jo war froh, beide los
zu sein. Sie wollte

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