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Weinzirl 02 - Funkensonntag

Weinzirl 02 - Funkensonntag

Titel: Weinzirl 02 - Funkensonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Kopf.
    Hermine Cavegn gab ihr die Hand, drückte sie fest. »Rufen Sie mich
mal an, ich würde mich freuen.«

9.
    Gerhard war am Montag früh im Büro. Nachdem er der Maschine Kaffee
entlockt hatte, zog er seine Lederjacke an und streckte den Kopf zu Evi und
Markus rein. »Ich bin kurz weg, mobil zu erreichen.«
    Evi sah nicht mal hoch. Gerhard war fast nie mobil zu erreichen.
Sein Handy war meist aus, verloren, verschollen, ins Wasser gefallen, der Akku
leer oder einfach viel zu leise in Gerhards Hundert-Dezibel-Bus.
    Als Gerhard Rettenberg erreicht hatte, war es zehn Uhr. Am Grünten,
dem Wächter des Allgäus, reckte sich der Sendemast zu einer letzten Wolke
hinauf, gerade so, als wollte er sie aufspießen und wie einen Luftballon
zerplatzen lassen. Sehnsüchtig blinzelte Gerhard in die Sonne.
    Der Schnee unterm Gipfel war wahrscheinlich heute kanadisch pulvrig,
und auch zwischen den Grüntenliften und dem Kammeregg hätte man in
Tiefschneeträumen schwelgen können. Hätte man, wenn man wie die Feriengäste
jetzt losziehen könnte. Sie stapften durch den Ort, der Schnee knirschte unter
den Sohlen. Es war acht Grad minus, es gab alles, was ein Winter braucht.
    Gerhard war nicht unglücklich darüber, dass das geplante Alpincenter
von der Bevölkerung abgeschmettert worden war. Nun würde der marode deutsche
Skisport eben keinen Aufschwung aus dem Allgäu erfahren. Das Trainingscenter
für den Nachwuchs war gestorben. Und auch wenn so mancher Skifreak nicht bloß
die Rettenberger Weltcup-Lokalmatadorin Petra Haltmayr liebte, sondern auch die
Idee der Ski-Talentschmiede – die Leute hatten sich gegen den Rummel und die
Landschaftsversiegelung entschieden. Gerhard dachte an den gefloppten
Carmina-Burana-Bombast in Oberstdorf und an Rümmeles Event Castle letztes Jahr.
Auch das Castle war ein abstruses Gigantonomie-Projekt gewesen, das letztlich
am Widerstand der Bevölkerung gescheitert war. Gerhard stöhnte. Der
Rümmele-Fall kam ihm rückblickend wie Kasperle-Theater vor: jede Menge Motive,
jede Menge Verdächtige, die Rümmele gehasst hatten. Aber hier, bei Adi
Feneberg, hatte er nichts außer Canna-Bier und irgendwelche schwindelerregenden
Theorien von okkulten Sekten.
    Ein Schild am Ortseingang begrüßte sowohl Petra Haltmayr als auch
die Besucher. Sonst war Rettenberg eben Rettenberg, das Brauereidorf. Das fand
Gerhard völlig ausreichend, und er beschloss, auch zukünftig mal an Vollmond
beim Vollmondbier-Event dabei zu sein. Und gleichzeitig ahnte er, dass in
Vollmondnächten wahrscheinlich die Kriminalitätsrate ansteigen würde und er
sich auf die Jagd nach Werwölfen oder anderen Wahnsinnigen machen musste. Nach
Leuten, die andere in Funken warfen, beispielsweise. Wie der Haggenmüller?
    Als Gerhard im Empfangsbüro der Brauerei seinen Ausweis vorlegte,
lachte ihn das nette Mädel hinter dem Schreibtisch ausgesprochen aufgeräumt an.
    »Wir brauen nach dem Reinheitsgebot, wir machen gar nichts
Illegales.«
    »Das hätte ich auch nicht angenommen, aber ich würde gern den Chef
sprechen«, sagte Gerhard, die Stirn in Dackelfalten gelegt.
    »In welcher Sache soll ich Sie melden?« Sie konnte ihre Neugier
nicht verbergen. Wann kam hier schon mal die Kripo vorbei?
    Gerhard setzte wieder sein bei Damen überaus effektvolles
Lausbuben-Knitter-Lächeln auf. »Bei mir ist einfach Hopfen und Malz verloren.
Das darf ich Ihnen leider nicht sagen. So, und wo ist jetzt der Chef?«
    Sie seufzte. »In der Abfüllanlage.«
    In der Abfüllanlage herrschte jenes Klirren, bei dem Gerhard ganz
warm ums Herz wurde. Flasche um Flasche glitt da sein Lieblingsgetränk dahin,
aufmerksam beäugt von einem Mitarbeiter, der vom Chef flankiert wurde. Ab und
zu griff der eine Flasche heraus, die augenscheinlich nicht richtig gefüllt
war. Mit einem unwirschen Wer-stört-Blick sah er Gerhard an, der seinen Ausweis
zückte.
    »Das passt mir momentan ganz schlecht, wir haben ein Problem mit der
Anlage!«, brüllte er Gerhard entgegen.
    »Es dauert nur einen Moment!«, schrie Gerhard zurück.
    Der Chef gab ein Kopfrucken von sich, das Gerhard verhieß, ihm aus
der Lärmzone in einen Nebenraum zu folgen. Er zündete sich eine Zigarette an
und schaute fragend.
    »Ich will Sie gar nicht lange aufhalten. Ich habe nur eine kleine
Frage, die Sie mit einem einfachen Ja oder Nein beantworten können. Haben Sie
Kenntnis darüber, dass Ludwig Haggenmüller Hündle Bräu verkaufen wollte?«
    »Ja, habe ich.« Der Brauereichef klang völlig

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