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Weinzirl 02 - Funkensonntag

Weinzirl 02 - Funkensonntag

Titel: Weinzirl 02 - Funkensonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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emotionslos.
    »Wollten Sie kaufen?«
    »Ich habe zwar nicht die geringste Ahnung, was das die
Mordkommission angeht. Aber bitte: Wir haben erste Sondierungsgespräche
geführt, nichts Konkretes bisher. Es wurden keine Summen genannt, wir haben
lediglich Interesse gezeigt, im Falle einer Kaufoption mitzubieten.« Er zog an
seiner Zigarette.
    »Danke für Ihre Offenheit«, sagte Gerhard. »Was ich allerdings nicht
glaube, ist, dass Sie keine Ahnung haben, was die Mordkommission hierher
treibt.«
    Er zog die Augenbrauen hoch und meinte: »Sicher haben auch wir vom
Tod des Adi Feneberg gehört. Wir sind eine kleine Branche. Aber ich nehme jetzt
nicht an, dass Sie mich vor einem Serienmörder warnen wollen, der
ausschließlich Braumeister ermordet.«
    Gerhard lachte. »Damit auch ich mit offenen Karten spiele: An einen
Braumeister-Ripper denke ich weniger, aber wir recherchieren im Umfeld von Adi
Feneberg, und der Arbeitsplatz eines Menschen ist neben seiner Familie eben
immer ein sehr interessantes Feld.«
    »Und wenn ihm dieses Feld durch Verkauf genommen würde, dann ist das
mörderisch interessant, meinen Sie?« Er zog heftig an seiner Zigarette.
    Gerhard schwieg.
    Nach einem weiteren Zug fuhr der Brauerei-Chef fort: »Ich nehme
nicht an, dass ich Einblick in den aktuellen Stand Ihrer Ermittlungen erhalte.
Aber für uns wäre es doch gut zu wissen, ob Haggenmüller in irgendein krummes
Ding verwickelt ist.«
    »Dazu kann ich tatsächlich nichts sagen, momentan geht es mir auch
lediglich darum, ob sich Haggenmüller mit Verkaufsideen getragen hat. Und dazu
noch eine Frage: Mir ist bekannt, dass Haggenmüller ein Hanfbier brauen wollte.
Wieso will einer verkaufen, der gerade neue Produkte einführt?«, fragte
Gerhard.
    »Tja, sehen Sie, die Idee ist gar nicht so abwegig. So könnte eine
Brauerei ihr Kerngeschäft weiterführen und zusätzlich junge innovative Produkte
an einem anderen Produktionsstandort herstellen.« Inzwischen hatte der
Brauerei-Chef schon die zweite Zigarette angesteckt.
    »Und womöglich unter anderem Namen und so, dass das Image bei den
Traditionalisten nicht durch Hanf-Krampf, Ice-Bier oder irgend so eine flavoured-Brühe
beeinträchtigt wird?«, provozierte Gerhard.
    Der Chef trat seine Zigarette aus. »Das klingt aus Ihrem Mund ja
fast betrügerisch. Aber so ist das Business. Ich sage Ihnen, die
Zeitgeistspirale dreht sich immer schneller. Das macht einen ganz drimslig.«
    Gerhard lächelte angesichts dieses Ausdrucks. Drimslig. Ja, die Welt
machte einen wirklich ganz schwindelig!
    »Danke, und ich bitte Sie, unser Gespräch vertraulich zu behandeln.«
    »Das werde ich gern tun! Darf ich Sie denn noch zum Essen
einladen?«, fragte der Braumensch.
    Und obwohl Gerhard das ja sozusagen als Bestechung hätte werten
können, verzichtete er auf derartige Feinheiten und meinte nur: »Das dürfen
Sie, denn der Ankündigung von Biersuppe und Kalbsmedaillons im Bierteig kann
ich nicht widerstehen.«
    Und wie er so über seinem Essen und dem Russ saß, genoss er zwar
diese unverhoffte Köstlichkeit – sonst schob er sich mittags meist eine
schnelle Leberkäs-Semmel zwischen die Zähne –, wurde aber zunehmend sauer.
Sauer auf diesen Haggenmüller. So ein aalglattes Aas! Der hatte mit Sicherheit
mehr zu verbergen, als er zugab.
    Als Gerhard um zwei wieder ins Büro kam, berichtete er Evi von
Haggenmüllers Verkaufsabsichten.
    »Und genau damit werden wir ihn jetzt mal konfrontieren«, schloss
er.
    Sie fuhren wieder nach Knechtenhofen, dieses Mal war es kalt, klar
und puderzucker-romantisch. Am Stadtrand von Immenstadt seufzte Evi tief.
Gerhard wusste den Grund. »Bau 5« hieß das Zauberwort. Dort war ein
Fabrikverkauf diverser Sportswear-Marken, von Schiesser und Kunert. Evi
erzählte seit Tagen, dass sie immer noch einen Anorak in Apfelgrün und Flieder
suche. Gerhard konnte sich die Farben nicht vorstellen, geschweige denn ihre
Kombination. Aber bitte! Er schoss in den Parkplatz.
    »Ich gebe dir zehn Minuten. Schauen, wenn vorhanden, kaufen, dann
weiter!«
    Evi strahlte, und Gerhard grinste gutmütig. Als junge Frau und
Shopping-Freak war man bei der Kripo wirklich benachteiligt. Bei Dienstschluss
war sicher alles geschlossen. Evi, obgleich in Kempten wohnhaft, hatte inzwischen
die Vorzüge von Immenstadt kennen gelernt. Man fuhr ins »Städtle«, und damit
war stets Immenstadt gemeint. Ins Städtle, wo es gemütlich war und so ein Juwel
wie »der Bau« Shopping-Süchtige erfreute. Acht Minuten

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