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Weinzirl 04 - Gottesfurcht

Weinzirl 04 - Gottesfurcht

Titel: Weinzirl 04 - Gottesfurcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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den Kopf. Helga Kölbl sagte: »Ja, ich hab ihn schon
mal gehört. Aber ich weiß nicht, in welchem Zusammenhang. Gott im Himmel, ich
habe das Gefühl, mit meinem Kopf stimmt was nicht. Ich kann keinen klaren
Gedanken fassen.«
    »Das ist alles ein
bisschen viel für Sie. Sie müssen sich entspannen, dann fällt Ihnen alles
wieder ein. Seien Sie unbesorgt, Verehrteste«, beruhigte sie Baier. Er hatte
inzwischen die Nummer von Matzke herausgefunden und schaltete sein Handy auf
laut: Eine Frauenstimme war zu hören: »Sie haben die Firma Matzke-Kunstimport
erreicht. Unser Büro ist ab 7. Januar wieder besetzt. Frohe Festtage. In
dringenden Fällen erreichen Sie Paul Matzke ab dem 30. Dezember unter …« Eine
Mobilnummer folgte.
    »Na, danke!«,
knurrte Baier. Er wählte die Mobilnummer. Mailbox. »Herr Matzke. Wir bitten Sie
dringend mit folgender Nummer in Weilheim Kontakt aufzunehmen.«
    Ob das so klug war?,
überlegte Gerhard. Zwar hatte Baier wohlweislich nichts von Polizei gesagt und
auch seine direkte Durchwahl angegeben, aber wenn Matzke schlau war, dann
checkte er die Nummer. Matzke würde mit Sicherheit etwas Unangenehmes wittern.
Er vertickte gefälschte Ware, da würde er sicher nicht freiwillig die Polizei
anrufen.
    Baier sagte
inzwischen freundlich in Helga Kölbls Richtung: »Es meldet sich tatsächlich ein
Matzke-Kunstimport in Berlin. Also doch ein Kunde? Erinnern Sie sich vielleicht
doch?«
    »Nein, ach ich weiß
es nicht. Mir kommt es so vor, als stamme der Name aus einer Zeit, die im
Dunkeln liegt. Ich kann mich wirklich nicht erinnern.« Sie war den Tränen nahe.
    »Vielleicht erinnern
Sie sich ja bald wieder. Macht nichts«, sagte nun Gerhard, obwohl es natürlich
etwas machte. Sie brauchten endlich eine Spur. Das hier war doch alles so
verwirrend. Mittlerweile standen sie wieder draußen, die Sonne war
untergegangen, es lag noch ein Rest Winterlicht über der Landschaft,
Schneelicht, die Kälte stieg aus dem Moor heraus, kitzelte in der Nase, die
Schneezeit war angebrochen. Dunkel und drohend stand der Hohe Trauchberg über
ihnen, hier im Waldwinkel an der Halbammer, dort wo der »Kini« zwischen
Linderhof und Neuschwanstein mit seiner Kutsche unterwegs gewesen war. Gerhard
kannte den Trauchberg vom Mountainbiken von der Ost-Allgäuer Seite her.
Undurchdringliche Wälder, ein großes Nichts, eine wilde Waldwelt, wie man sie
heute inmitten von Höfen und Straßen nur noch so selten fand. Eine Gegend, in
der es von Bären und Wölfen nur so gewimmelt hatte. Plötzlich erinnerte er sich
an ein Schild und dessen Aufschrift, die ihn beim Biken so amüsiert hatte: »Ein
wilder Bär, ein Ochsentier gerieten aneinander hier, der Bär dacht, krieg ich
mal ‘nen Fraß. Der Ochs verstand jedoch keinen Spaß. Ein Kämpfen gab’s voll
Grimm und Wut, bis beide lagen tot im Blut.«
    Heute fand er das
gar nicht amüsant. Er hätte sich nicht gewundert, wenn ein Bär aus den Wäldern
getreten wäre. Fremden Tieren darf man in dieser Zeit nicht trauen, weil sie
die Gestalt von Hexen annehmen können. Das hatte Kassandra gesagt. Himmel, war
er jetzt auch schon von diesem Raunacht-Hokuspokus infiziert? Statt des Bärs
war ein Reh aus dem Wald getreten und sah herüber. Es stand stocksteif da, bis
Kirchenglocken einsetzten. War das das Schreckenläuten, das böse Geister
vertreiben sollte? Das Reh witterte, und dann verschwand es in himmelhohen
Sprüngen und wurde verschluckt vom Moos. Es wurde dunkler, Gerhard hatte das
Gefühl, als fiele die Dämmerung regelrecht über ihn her. Er machte seine Jacke
zu, zog den Reißverschluss ganz hinauf und verkroch sich im Kragen. Lauter
Trugbilder, ein Leben voller Fälschungen. Fast brüsk bot er an, die Damen
wieder zurückzufahren und gleich noch bei Stuckenzellers Kumpanen
vorbeizusehen. Da fiel ihm etwas ein.
    »Sagen Sie, Frau
Kölb, von welchem der vier Herren Stuckenzeller, Lutz, Hareither und
Korntheurer, könnte denn am ehesten das Modell für die Maria und auch die
Figuren hier drinnen stammen? Von Herrn Stuckenzeller wurde ich insofern
gebrieft, dass Lutz abwesend sei und Korntheurer naturblöd. Entschuldigen Sie,
ich zitiere nur.«
    »Stuckenzeller,
dieser Klotz! Mit Verlaub, Herr Weinzirl, Herr Baier! So verroht, wie er
spricht, sind auch seine Figuren. Er macht sehr schöne Großskulpturen, Sie
wissen schon, so ab zwei Meter Höhe, der Schmied von Kochel oder so was. Das
Feine liegt ihm nicht. Markus Lutz ist tatsächlich immer über Weihnachten bei
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