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Weinzirl 04 - Gottesfurcht

Weinzirl 04 - Gottesfurcht

Titel: Weinzirl 04 - Gottesfurcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Augenschein, und dann kam eins zum anderen. Die
glorreichen vier, die Schnitzer mit den Argusaugen, forschten nach, hörten sich
um, verdächtigten schließlich Kölbl und folgten ihm nach Altenau. Sie waren in
die Hütte eingebrochen und hatten das belastende Material gefunden. Sie hatten
ihn zur Rede gestellt.
    »Aber wir haben ihn
doch nicht ermordet! Wir haben in Aussicht gestellt, dass wir, wenn er sein Tun
sofort einstellt und dem Lukasverein eine gewisse Summe spendet, von einer
Anzeige absehen. Sonst aber die Sache in Oberammergau publik machen würden«,
erzählte Hareither mit dieser salbungsvollen Stimme, die Gerhard ganz kirre
machte.
    »Da hätte ja Kölbl
besser Sie ermordet! Das wäre ja sein Exodus in Oberammergau gewesen, für ihn
und seine Familie!«, entfuhr es Gerhard. Baier unterdrückte ein Lachen und
wandte sich an Hareither.
    »Sie haben ihn also
erpresst?« Baier starrte den Schnitzer mit den Engelshänden böse an.
    Der knetete nervös
seine Fingerchen. »Ich wollte das nicht. Lutz auch nicht. Das war
Stuckenzellers Idee.«
    »Soso! Hört, hört!
Wie viel sollte er denn zahlen?«
    »Fünfzigtausend
Euro.«
    »Hoppala. Herrschaft
Zeiten! Nettes Sümmchen!«, sagte Baier.
    Hareither beeilte
sich zu berichten, wie das Ganze gelaufen war: »Stuckenzeller hat uns klar
gemacht, das Geld sei so eine Art Entschädigung für den Lukasverein und dass
wir die Summe dann für einen anständige Präsentationsfläche nutzen könnten. Wie
es aussieht, müssen wir aus dem Passionstheater raus, und einzig mit der
Weihnachtsjahresausstellung im Museum sind wir einfach nicht richtig
repräsentiert. Aber es kam ja nicht zur Zahlung.«
    »Ja, weil Sie Georg
Kölbl vorher ermordet haben!«, rief Gerhard.
    »Nun gut, lassen wir
das für heute«. Baier fiel Hareither ins Wort, der sich zur Wehr setzen wollte,
und erhob sich, Gerhard sprang richtig vom Stuhl. Er schwitzte in der
überheizten Stube und hatte dauernd den Geruch von Weihwasser in der Nase. Das
konnte aber auch Einbildung sein.
    »Wieso setzt uns
Stuckenzeller auf diese Fährte? Besser wär’s, er würde von sich ablenken,
dieser kleine Erpresser. Herrschaft Zeiten!«, sagte Baier, als sie draußen
waren.
    »Weil er uns
eigentlich auf Hareithers Spur setzen will? Wahrscheinlich mag er ihn nicht«,
spekulierte Gerhard.
    »Nur weil Sie ihn
nicht mögen? Weinzirl, lassen Sie sich nicht von Emotionen leiten. Haben hier
nichts verloren.«
    Baier verabschiedete
sich unwirsch von Gerhard, als er ins Auto stieg. Gerhard war unzufrieden.
Unzufrieden mit sich selbst. Er war unnötig aggressiv gewesen, ihm fehlten
zündende Einfälle. Er war stumpf, sein Kopf reagierte nicht, sein Gehirn
versagte den Dienst. Dieses dumpfe Brüten über dem Fall war unbefriedigend und
ergebnislos. Er fuhr in den Hof in Tankenrain und ging erst mal ins Bad und
schöpfte sich eiskaltes Wasser ins Gesicht. Er stand vor dem Spiegel und
klopfte an seine Schläfe: Heh, jemand zu Hause? Die Antwort blieb aus. Gerhard
zog Turnschuhe an und eine Jogginghose, schlüpfte in einen verwaschenen,
uralten Fleece-Sweater undefinierbarer mausgraubrauner Farbe. Das Waschen hatte
ihn auf XXXL ausgedehnt, Jo hatte
ihn erst kürzlich angehabt. Er hatte ihr bis zum Knie gehangen, sie hatte mit
den überlangen Ärmeln gebaumelt und gelacht. Ein Jo-Lachen, wo die Augen
blitzten und ihr ganzer Körper zu lachen schien. Sie hatte nichts drunter
gehabt. Gerhard riss eine Stirnlampe aus einem Rucksack, als wäre er auf der
Flucht, und rannte in den Wald seiner Vermieter. Er rannte viel zu schnell, in
seinen Ohren brauste und rauschte es, die Raunachtsgesellen machten sich über
ihn lustig, so wie sie hinter den Bäumen zischelten und tuschelten.
    Als er nach ungefähr
fünfzig Minuten zurückkam, brannte Licht im Stall. Vorsichtig trat er näher und
spähte ums Eck. Die Mittelalterfee saß in einem dicken hellblauen Anorak auf
einer Holzkiste und flirtete mit ihren Kindern. Gerade küsste sie die Nase des
größeren Fohlens. Gerhard klopfte an die Wand, sie fuhr herum.
    »Oh, hallo. Sie sind
ja hartgesotten, bei der Kälte und Dunkelheit zu joggen.« Sie hob die Arme.
»Ich gestehe alles.«
    »Was?«
    »Na ja, so wie Sie
mich anstrahlen, muss das ein Verhör sein.«
    Gerhard schaute
immer noch entgeistert.
    »Die Stirnlampe!«
Sie lachte.
    »Oh, Entschuldigung!
Verzeihen Sie!«
    »Jetzt sagen Sie
halt bitte Sarah zu mir!«
    »Gerne, Sarah. Ich
heiß Gerhard!« Er setzte sich zu ihr auf die Kiste.
    Sie nahm

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