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Weinzirl 04 - Gottesfurcht

Weinzirl 04 - Gottesfurcht

Titel: Weinzirl 04 - Gottesfurcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Hauptverantwortlichen auf …«
    Gerhard fuhr fort: »… einen verheirateten Pfarrer mit Alkoholproblem. Der vom Dorf vertrieben
wurde wegen der Schande und der wahrscheinlich gerade dabei war, das Haus zu
räumen. Er wird ihn im Pfarrhaus angetroffen haben. Wo sonst. Es wird Nacht
gewesen sein. Er wird ihn kaum ins Auto gelockt haben. Wieso hätte der Pfarrer
ihm auch folgen sollen?«
    »Ja, wieso? Nein,
ich glaube eher, dass er den Mann im Haus ermordet hat. Wenn er es denn getan
hat!«
    »Er könnte die
Leiche dann natürlich wegtransportiert haben. Und dann liegt sie wahrscheinlich
im See.«
    »Das ist mehr ein
Tümpel, Wasserleichen tendieren dazu, sich unangenehm aufzublasen und spielende
Kinder, stöbernde Hunde, nichts ahnende Angler zu erschrecken und ihnen
fürderhin Alpträume zu bescheren. Wenn er das Auto samt der Leiche so beschwert
hat, dass es erst ‘89 gefunden wurde, hätte das Skelett noch drinsitzen
müssen.«
    »Komm, das ist
makaber.«
    »Aber wahr! Im
Schwaigsee sind keine Piranhas, die einen mit Stumpf und Stiel auffressen.«
    Baier hatte die
Unterhaltung amüsiert verfolgt. »Habe eine Vorstellung, wie Ihre Ermittlungen
früher gelaufen sind. Bin aber eher Weinzirls Ansicht. Im See ist die Leiche
nicht.«
    »Und wo ist dann die
Leiche?« Gerhard Frage war rhetorisch.
    »Im Haus?«, sagte
Evi mit bebender Stimme.
    »Unentdeckt in all
den Jahren?« Gerhard wollte das Unglaubliche nicht wahrhaben. Das war doch
Wahnsinn!
    Es war still, bis
Evis Stimme erneut zu hören war. »Und kein verräterisches Herz, kein tell
tale heart .«
    Baier schaltete
schnell: »Ich mag Edgar Allan Poe nicht. Sie schon, Frau Kollegin?«
    »Sodann hob ich
drei Bretter des Fußbodens aus und verstaute alles in der Fütterung. Dann
brachte ich die Bretter so geschickt und kunstfertig wieder an Ort und Stelle,
dass kein menschliches Auge, nicht mal seins, Verdacht geschöpft haben würde. « Evi machte eine Pause. »Ich kann
fast den ganzen Text auswendig. Wir hatten in der Schule im Englisch- LK ein Poe-Projekt. Mit Theater und der
Musik von Allan Parson.«
    »Und dann beginnt
das verräterische Herz zu klopfen«, sagte Baier.
    »Es war ein
leiser, stumpfer, rasch pochender Laut, etwa wie eine in Stoff gewickelte Uhr
tickt«, zitierte
Evi, und Baier beendete die Geschichte: »Und dann wird es lauter und lauter,
bis der Mörder schließlich die Tat bekennt.«
    »Da, da – da
schlägt sein Herz, das grässliche Herz.« Evis Stimme war theatralisch.
    »Ja, liebe Frau
Straßgütl, werte Kollegin. In unserem Fall schlägt wohl kein grässliches Herz
mehr. Schon lange nicht mehr«, sagte Baier.
    »Der Untergang des
Hauses Laberbauer«, fügte Evi noch an und verabschiedete sich mit der
Bitte, sie auf dem Laufenden zu halten, und dem Versprechen, dass sie weiter
versuchen würde, Karl Laberbauer aufzutreiben.
    Gerhard war der
Unterhaltung mit wachsender Irritation gefolgt, Literatur war nun wirklich
nicht seine Stärke.
    »Liegt er da
wirklich, seit fast vierzig Jahren?«
    »Widerstrebt mir,
das zu glauben. Wir spekulieren nur. Nichts Handfestes. Eine Isetta ohne
Baujahr, längst verschrottet. Basteln da eine Geschichte ohne echte Beweise
zusammen. Schlimmer als Poe.« Baier griff zum Hörer und hatte augenscheinlich
die Gemeinde Oberhausen dran. Er plauderte ein wenig, ließ sich Zahlen und
Fakten zum Pfarrer durchgeben, bis Gerhard ihn fragen hörte: »Und das Haus
wurde wann renoviert?«
    Die Antwort stand in
Baiers Gesicht eingegraben.
    »1967«, sagte er in
Gerhard Richtung, hielt die Hand über den Hörer und sah den Kollegen fragend
an.
    Gerhard nickte und
verließ den Raum. Als er wiederkam, fand er Baier mit zerfurchter Miene vor.
»Hasse es, ich hasse es!«
    Gerhard setzte sich
wieder ihm gegenüber hin. »Ich habe die Staatsanwaltschaft informiert, sie sind
einverstanden. Herr Baier, das ist verdammt dünnes Eis, auf dem wir uns da
bewegen. Was, wenn wir nichts finden?«
    »Stellen Sie sich
vor, wir reißen da Wände auf und rücken mit schwerer Hilti an und finden
nichts.«
    »Weinzirl, mir wäre
es lieber, wir fänden nichts.« Baier knurrte.
    »Wenn wir aber was
finden, dann geht es um eine ganz andere Geschichte. Dann geht es irgendwie um
diesen Viergesang, nicht um Hareither und seine betrogenen Schnitzerfreunde.
Wenn wir das Skelett des Pfarrers finden …«, Gerhard sprach es erstmals aus.
Aus dem »Was« wurde ein konkretes Skelett, wurden die Überreste eines Mannes,
der spurlos verschwunden schien und

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