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Weiß (German Edition)

Weiß (German Edition)

Titel: Weiß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harper Ames
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auf das warme Lo dern in ihm, das langsam wuchs und seine nun nicht mehr unbekannten Folgen verspüren ließ. Seine Haut kribbelte, wurde warm und … plötzlich erlosch das Feuer wieder.
    Überrascht öffnete Lewin die Augen und blickte instinktiv auf seine Hände. Nichts. Da war nichts. Fragend schaute er zu dem Kater hinüber und heulte vor Enttäuschung laut auf, als er feststellen musste, dass der Ablauf bei einer Katze anders und viel weniger befriedigend als bei einem Menschen war.
    Das Tier war bereits tot und aus seinen blinden Augen lief weiße Flüssigkeit. Lewin ging hinüber und stieß mit dem Fuß gegen den reglosen Körper des Tiers. Frustration breitete sich in ihm aus. Das war nicht so gelaufen wie er es erwartet hatte. Das Hochgefühl wollte sich nicht einstellen, genauso wenig wie zuvor die Ekstase. Er dachte an sein Erlebnis mit Kneif im Wald. Dort war alles viel intensiver gewesen, viel erhabener. Dort hatte er die Macht gefühlt. Hier war alles nur ein winziger Puff gewesen. Wie ein Silvesterkracher, der hinter den Erwartungen zurückbleibt.
    Lewin setzte sich neben den toten Kater auf den Boden und strich ihm gedankenverloren über das spröde Fell. Ein winziger Teil von ihm wollte sich noch weigern, es zuzugeben, aber er hatte Spaß an dieser Sache. Auch wenn er nicht wusste, was genau er da eigentlich tat, war es eine Genugtuung! Aber scheinbar nutzte sich dieses Gefühl schnell ab. Nach der Sache mit Kneif hatte er eine regelrechte Euphorie erlebt, an die der Kater nicht herangekommen war. So in etwa musste sich ein Drogensüchtiger fühlen, wenn er merkte, dass er mit der ursprünglichen Dosis nicht mehr auskam. Lewin wollte mehr. Er spürte in sich ein Verlangen. Ein Verlangen danach, dieses Gefühl in sich zu spüren. Dieses Brennen, das ihm über die Haut und durch alle Glieder fuhr. Diese Stärke, die langsam seinen ganzen Körper erfüllte. Dieses Glücksgefühl, wenn die unbekannte Kraft in ihm ihre Aufgabe erfüllt hatte. Er konnte sich nicht länger mit Katzen abgeben. Er musste jetzt zu Lydia und danach galt es, sich einer Aufgabe zu widmen, die ihm sicherlich das erwünschte Maß an Genuss einbringen würde.

Zwei
    Er sah sie schon von weitem vor dem Gebäude stehen. Die Sonne war lange hinter dem Horizont verschwunden, aber der Himmel war immer noch nicht vollkommen dunkel. Stück für Stück zeigten sich die ersten Sterne am Firmament. Bis jetzt waren sie nur kleine, schwache Lichter, die sich nur bei ganz genauem Hinsehen vom Graublau des Himmels abhoben. Aber schon in wenigen Stunden, würden tausende von ihnen beobachten, was in dieser Stadt vor sich ging.
    Lydias schlanker Schatten zeichnete sich im schwachen Licht der anbrechenden Nacht deutlich von der Umgebung ab. Lewin fühlte, wie sein Herz wieder schneller schlug. Obwohl er bisher nur wenige Worte mit dem Mädchen gewechselt hatte, hatte sie es geschafft, sich in seinem Kopf festzusetzen. Den ganzen Tag hatte er an sie gedacht und er fühlte sich ihr so nah, wie er sich schon seit langem niemandem mehr gefühlt hatte. Wenn er sich nicht ganz dumm anstellte, dann hatte er heute vielleicht die Chance auf den Abend seines Lebens.
    Lewin wusste nicht, was er erwartet hatte, als er auf Lydia zutrat, aber ihre Reaktion überraschte ihn doch. Zunächst musterte sie ihn einen Augenblick lang, so, als suche sie etwas. Dann blitzte es in ihren Augen freudig auf und sie schlang ihre Arme um seinen Hals. Ein elektrisierender Stoß huschte durch Lewins Körper, bahnte sich die Nervenleitern hoch und legte dann seinen Kopf lahm. Für einen Augenblick fühlte er nichts anderes als dumpfe Zufriedenheit. Sein Gehirn schien vollständig durch weiche, feuchte Watte ersetzt worden zu sein. Erst als er merkte, dass Lydia ihn schon längst wieder losgelassen hatte, fand er langsam wieder zu sich.
    Sie sah ihn fragend an. Lewin schüttelte verwirrt den Kopf und atmete schwer. Lydia lächelte.
    „Das war alles ein bisschen viel, hm?!“, fragte sie.
    Sie hob ihren Arm, zögerte einen Augenblick, als hätte sie Angst, ihn durch eine weitere Berührung vollends aus dem Gleichgewicht zu bringen, griff dann aber doch nach seiner Hand und zog ihn schwungvoll mit sich. „Komm. Eine kleine Unterhaltung wird dir gut tun.“
    Schweigend spazierten sie eine Weile nebeneinander her, bis sie zu einer Bank in der Nähe des Waldrandes gelangten. Lydia zog aus ihrer Umhängetasche zwei Dosen Bier und ein Päckchen Zigaretten, nahm sich jeweils ihren Teil

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