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Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Titel: Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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mit dir gearbeitet haben?«
    Mein Herz klumpte sich für einen Moment zusammen, denn in diesem Punkt fühlte ich mich eindeutig schuldig. Ich hätte ERST recherchieren und DANN das Probeshooting machen sollen. Beziehungsweise eben nicht machen sollen.
    »Es tut mir leid«, stammelte ich. Natürlich konnte ich mir gut vorstellen, was für Biggi auf dem Spiel stand. Erst präsentierte sie mich als den Jackpot und nun machte dieser Jackpot die Biege. Dass es dafür einige gute Gründe gab, war dem Auftraggeber mit Sicherheit egal.
    Bella war mittlerweile näher gekommen und fixierte mich. Weshalb interessierte sie die Sache eigentlich so?
    »Gib mir den Hörer«, zischte sie plötzlich und für eine Sekunde hatte ich das Gefühl, sie hätte Schaum vor dem Mund.
    »Bella Schön. . . äh Sandmann am Apparat«, flötete sie in einer Tonart, die der von Biggi durchaus ebenbürtig war. »Ich bin Sarahs Stiefmutter. »Ich wollte nur sagen, wie leid es meiner… Tochter tut, dass sie nicht an dieser Kampagne teilnehmen kann. Da wir Sie aber keinesfalls hängen lassen wollen, möchte ich Ihnen anbieten, an Sarahs Stelle einzuspringen.«
    Ich kippte beinahe aus dem Bett. Was zum Teufel ritt Bella, sich hier aufzuspielen wie die Mutter der Nation und sich auch noch meinen Auftrag unter den Nagel reißen zu wollen? Mal abgesehen davon, dass sie mit ihren dünnen, halblangen Haaren nicht gerade der Prototyp des Models war, den DiandraBeauty suchte.
    Außerdem war sie blond.
    Ich hörte Biggi antworten, konnte aber nicht verstehen, was sie sagte. Doch ich sah Bellas Miene an, dass sie unzufrieden mit der Antwort war.
    »Ich könnte Ihnen meine Sedcard mailen«, bot Bella an und ich kämpfte mit einem Lachanfall. Seit wann bitte hatte sie eine Sedcard? Wusste sie überhaupt, wie man dieses Wort schrieb?
    Die bekloppteste Stiefmutter von allen ließ sich nicht abschütteln und kramte auf meinem Schreibtisch nach Stift und Zettel. Sie notierte die Mailadresse von Biggi, verabschiedete sich und legte schließlich auf. Dann drehte sie sich mit einem triumphierenden Lächeln zu mir.
    »Sie haben gesagt, ich soll ihnen meine Unterlagen mailen«, erklärte sie und ich dachte im Stillen: Na dann mal viel Spass mit dem Computer, meine Beste!
    Meines Wissens nach war Bella zwar groß darin, Paparazzi-Blogs und Homeshopping-Seiten zu durchkämmen, aber ob sie auch in der Lage war, eine Mail zu verschicken? Noch dazu mit Anhang?
    Aber mir konnte es ja egal sein. Sollte sie sich doch blamieren – wen interessierte es? Ich für meinen Teil war einfach nur froh, aus der Nummer mit DiandraBeauty raus zu sein.
    An: [email protected]
Von: [email protected]
Betreff: Ich Schaf, ich!

Hi Dad,
wollte dir nur kurz Bescheid geben, dass ich den Auftrag bekommen habe. Das Shooting war anstrengend, aber zum Glück nach zweieinhalb Stunden vorbei. Und ich musste mich auch nicht ausziehen . Keine Sorge, die Agentur ist seriös, der Auftraggeber dafür umso weniger…
    Ich schilderte Dad, was meine Recherchen ergeben hatten. Als kritischer Journalist war er bestimmt stolz auf meinen Rückzug aus dem Modelvertrag, aber was er wohl über die Reihenfolge meiner Aktionen dachte?!
    Während ich auf seine Antwort wartete, hörte ich Bella unten fluchen. Offenbar hatte sie Probleme mit dem Computer…
    Es dauerte keine Sekunde, da stand sie erneut in meinem Zimmer. Wieder ohne zu klopfen. Wenn das so weiterging, würde ich abschließen müssen, wenn ich allein sein wollte.
    »Was gibt’s?«, fragte ich betont eisig.
    »Ich äh, bräuchte deine Hilfe. Ich schaffe es nicht, mein Modelbook an das Schreiben zu hängen.« Bella lächelte schief.
    Einerseits hatte ich überhaupt keine Lust, dieser Ziege auch noch zu helfen. Andererseits wäre sie natürlich beschäftigt, wenn sie den Job bekäme – und ich hätte meine Ruhe. Mit laut vernehmlichem Murren erhob ich mich vom Bett und folgte Bella ins Wohnzimmer. Mit wenigen Mausklicken befand sich die Datei dort, wo sie hingehörte. Ich korrigierte schnell noch ein paar Tippfehler (auch wenn ich kurz versucht war, es bleiben zu lassen) und drückte dann auf Senden . Die Mail mitsamt der Fotos meiner Stiefmutter machte sich auf den Weg zu Biggis Account bei AltvonPlatt .
    »Ich geh jetzt ins Bett, Gute Nacht«, sagte ich zu Bella, die auf den Computer starrte, als würde dieser jede Minute einen hoch dotierten Modelvertrag ausspucken.
    »Gute Nacht«, entgegnete Bella abwesend und sah mich dabei nicht einmal an.

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