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Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Titel: Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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Messer wieder auf und hielt es mir direkt an die Kehle: »Du hast die Wahl! Entweder du gibst mir das Ding und ich lass dich laufen oder du weigerst dich und ich muss dich töten. Den Schmuck bist du auf alle Fälle los – so oder so!«
    Der Schweiß brach mir aus allen Poren und ich zitterte so sehr, dass ich nicht in der Lage war, den Verschluss der Kette zu öffnen. Dass der Typ mir immer noch das Messer an den Hals hielt, erleichterte die Situation nicht gerade.
    »Soll ich dir helfen?«, fragte er und alles, was ich denken konnte, war: Finger weg von meiner Kette! Es ist, als würde Mom ein zweites Mal sterben .
    Plötzlich packte mich unbändige Wut. Ich würde es nicht zulassen, dass Bella mein liebstes Erinnerungsstück in die Finger bekam! Diese Wut setzte ungeahnte Kräfte in mir frei und ließ mich endlich lossprinten. Blind vor Tränen und so verstört, dass ich einfach loslief, ohne zu schauen, wohin. Ich wollte einfach nur weg. Weg von diesem Mann! Meine Beine gaben alles, immer schneller jagten meine Füße über den Asphalt. Ich würde es schaffen, ich würde heil aus dieser Geschichte herauskommen!
    Mit einem Mal knallte ich mit voller Wucht gegen einen großen, harten Gegenstand. Verflucht, das durfte doch nicht wahr sein! Ich durfte jetzt keinesfalls schlappmachen, ich musste weiterlaufen. In dem Moment war der Typ auch schon neben mir, packte mich am Arm und durchtrennte die Kette. Dann schnitt er eine Strähne meines Haares ab und verschwand so plötzlich, wie er gekommen war, in der Dunkelheit.
    Ich ließ mich erschöpft und zitternd auf den Erdboden gleiten, kalten Kunststoff in meinem Rücken. Anscheinend war ich in meiner Panik gegen die Wand einer Bushaltestelle gelaufen.
    Ängstlich lauschte ich in die Nacht und versuchte herauszufinden, ob er wirklich weg war oder mir hinter einer anderen Ecke auflauerte, um seinen Auftragdoch noch auszuführen. Etwas in mir weigerte sich, seinen Worten zu trauen. Ich musste so schnell wie möglich hier weg.
    Nur wie? Wie ein rettender Engel tauchte in diesem Moment ein Taxi auf und beleuchtete mit seinen Scheinwerfern die Straße. Trotz des schmerzenden Fußes sprang ich auf und rannte auf den Wagen zu. Er stoppte und ich riss die Autotür auf.
    »Na, wo soll’s hingehen?«, fragte der Fahrer, als ich mich auf den Rücksitz gleiten ließ. Im Radio lief leise Musik, eine Opernarie. So wunderschön und traurig, dass sie mir schier das Herz zerriss. Plötzlich kam mir die Szene von gerade eben wie ein schlechter Film vor. Aber mein noch immer viel zu schnell schlagendes Herz strafte den wohligen Eindruck, der im Auto herrschte, Lügen.
    Wo sollte ich jetzt nur hin? Es war schwer, die Frage des Taxifahrers zu beantworten, der mich bereits ungeduldig im Rückspiegel musterte. Alles in mir schrie nach den rettenden und schützenden Armen meines geliebten Vaters, aber der war in Island und würde so bald nicht wiederkommen. Und so sagte ich »Karolinenpassage Nummer sieben«. Etwas anderes fiel mir auf die Schnelle nicht ein.
    Ich betete, dass JamieTim oder einer der anderen Zwerge zu Hause war und mir Asyl für diese Nacht gewähren würde. Doch wenn ich den Worten des Tattoo-Mannes Glauben schenkte, würde eine Nacht nicht reichen. Vielmehr musste ich eine dauerhafte Unterkunft finden.
    Der Wagen glitt durch die Straßen und wir passierten Kneipen, Clubs und andere Läden, aus denen Amüsierfreudige strömten und die Sommernacht genossen. Doch das Leben hinter den Autoscheiben drang nicht zu mir durch. Meine Hände zitterten und Übelkeit stieg in mir auf. Ich öffnete das Fenster einen Spalt, schloss die Augen und versuchte, mich zu konzentrieren.
    Alles, was ich hatte, waren hundert Euro in meinem Portemonnaie, mein Ausweis, Kaugummis und die Klamotten, die ich trug. Nicht einmal mein Handy hatte ich bei mir – dabei hatte ich es sonst noch nie zu Hause vergessen. Ich stöhnte unwillkürlich – das waren keine besonders üppigen Voraussetzungen, um in der Anonymität ein neues Leben zu beginnen.

16
    Endlich klingelte das Telefon. Die halbe Nacht hatte die Frau auf diesen Anruf gewartet.
    »Der Job ist erledigt«, sagte Gunter und die Frau lächelte. Sie empfand nichts als Genugtuung und Freude.
    »Hast du die Kette?«, wollte sie wissen und auch das bejahte Gunter. Natürlich, er war ja ein Profi!
    Die Frau verabredete sich für den kommenden Tag mit ihm. Die Übergabe des restlichen Geldes und des Schmucks sollte möglichst schnell über die Bühne

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