Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid
gehen, schließlich hatte sie noch anderes zu tun.
Am Montag fand die nächste Runde des Castings für Miss Hanseatic statt, die Frau war bereits eine Runde weitergekommen. Momentan hatte sie fünfundzwanzig Konkurrentinnen, doch die würde sie abhängen, dessen war sie sich ganz sicher.
»Können wir uns demnächst sehen? Unabhängig von dieser Geschichte?«, fragte Gunter und die Frau spürte leisen Ärger in sich aufsteigen. Dachte der Typ wirklich, sie interessierte sich für ihn? Hatte er denn nichts aus der Vergangenheit gelernt?
»Mal sehen«, antwortete sie vage. Wer wusste schon, wofür sie Gunter künftig vielleicht noch brauchen konnte?
Es war immer gut, sich ein Hintertürchen offenzuhalten – der Weg zum Königsthron war eben steinig. Doch die Frau hatte schon ganze andere Dinge geschafft…
17
Nummer sieben lag im Dunkeln, offenbar waren JamieTim, Leander, Aleks, Johnny, Julius, Sebastian und Ben noch unterwegs oder schliefen bereits. Ich stand ratlos vor dem alten Haus und überlegte, bei welchem der Zwerge ich klingeln sollte. Am besten verstand ich mich bislang mit JamieTim, also versuchte ich es dort als Erstes. Leider ohne Erfolg. Auch in den anderen Wohnungen blieb es still, scheinbar war wirklich niemand zu Hause.
Gerade als ich mich mit dem Gedanken vertraut gemacht hatte, vor der Tür zu campieren, bis einer von ihnen nach Hause kam, pirschte sich eine schwarze Katze maunzend an mich heran. Ich setzte mich auf die Treppenstufe und streichelte das wunderschöne Tier. Es tat gut, die Wärme seines Fells unter meinen Fingern zu spüren. Ein Hauch von Lebendigkeit, nachdem ich dem Tod ins Gesicht geschaut hatte.
Während ich mit der Katze schmuste, lehnte ich mich gegen die Eingangstür, die plötzlich nachgab und aufsprang. Nanu? Hatten die Zwerge vergessen abzuschließen?
Ich beschloss, die unerwartete Chance zu nutzen und drin zu warten. Die Katze folgte mir miauend, als ich das Flurlicht anknipste. JamieTim wohnte im ersten Stock, also würde ich mich da auf die Fußmatte setzen. Dort angekommen, folgte ich einer plötzlichen Eingebung und drückte die Türklinke. Wer weiß? Vielleicht war es in diesem Haus normal, alle Türen offen zu lassen?
Ich hatte tatsächlich Glück! Auf Zehenspitzen schlich ich durch die Diele und versuchte, mich in der Dunkelheit zu orientieren. Die Zimmertüren von JamieTim und Leander, dem schauspielernden Zwerg, waren angelehnt. Unsicher öffnete ich sie einen Spalt, doch beide Betten waren leer. Dumm, dass ich noch nicht einmal Johnny D anrufen konnte, um ihm zu sagen, dass ich gerade dabei war, ein Zimmer in der Nummer sieben zu besetzen.
Die schwarze Katze war mir in die Wohnung gefolgt und strich mir verschmust um die Beine. Ob sie Hunger hatte? Ich beschloss, in die Küche zu gehen und einen Blick in den Kühlschrank zu werfen, denn mein Magen knurrte und ich war völlig ausgedörrt. Gleichzeitig war mir von dem Adrenalinstoß und der Angst noch immer völlig schlecht.
Doch beim Blick in den Kühlschrank wurde mein Hunger übermächtig. Dort lächelte mich eine Schüssel Kartoffel-Rucola-Salat verführerisch an. Ich zögerte kurz, dann nahm ich sie aus dem Kühlschrank sowie eine Scheibe Brot aus dem Kasten. Ich schenkte mir ein Glas Saft ein und stellte alles auf den Holztisch in der Küche. Die Katze bekam ein Schälchen Milch mit Wasser und fing an, glücklich zu schlabbern. Bevor ich jedoch mit dem Essen begann, wollte ich mir noch das Gesicht waschen und einen Blick auf meine Wunde am Bauch werfen. Das Blut auf dem Top war mittlerweile zu einer dunklen Kruste geworden – und einmal mehr kam mir alles vor wie ein schlechter Film.
Ich knipste das Licht im Bad an und grinste wider Willen, als ich auf das Bord neben dem Waschbecken blickte. Wenn ich mich nicht sehr täuschte, waren es Leanders Utensilien, die hier standen und jeden freien Zentimeter belagerten. Paolo hatte ja erzählt, wie eitel der Modelzwerg war.
Paolo, Langenhorn… das schien auf einmal alles surreal und unendlich weit weg.
Als ich mein Top hochzog, sah ich, dass der Tattoo-Mann mir lediglich eine Schürfwunde beigebracht hatte. Ich reinigte sie mit warmem Wasser und fand ein Pflaster im Spiegelschränkchen. Während ich es aufklebte, vernahm ich Geräusche in der Diele.
»Nanu?«, rief eine Stimme, die ich schnell als die von Leander identifizierte. »Haben wir Besuch?«, rief er. Offenbar war er mittlerweile in der Küche angekommen. »Hier steht ein Teller mit Salat
Weitere Kostenlose Bücher