Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Titel: Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
Vom Netzwerk:
ging es mir ja auch gut und dank der Zwerge hatte ich die Lage halbwegs im Griff. Zärtlich betrachtete ich die Figurine, die Ben mir geschenkt hatte. Ich glaubte zwar nicht unbedingt an Schutzengel, aber es war süß von Ben gewesen, sie mir zu geben. Jeder der Zwerge half mir eben auf seine Art. »Der ist ja hübsch, woher hast du den?«, platzte JamieTim in meine nachdenkliche Stimmung und nahm den Engel vorsichtig in seine Hand.
    »Von Ben«, antwortete ich und schaltete das Notebook aus, das Julius mir aus der Agentur mitgebracht hatte. »Er soll mich beschützen und helfen, den Neuanfang besser zu verdauen«, erklärte ich.
    »Hilft der auch gegen Liebeskummer?«, murmelte JamieTim abwesend.
    Nanu?!
    »Bestimmt!«, antwortete ich und sah ihm tief in die Augen. Irgendwie strahlten sie heute weniger als sonst. JamieTims Schultern hingen herunter und das schlabberige Shirt sah aus, als hätte er es drei Tage ohne Unterbrechung getragen. »Was ist denn passiert? Kenne ich sie?«
    »Ja, tust du«, murmelte er mit gesenktem Kopf. »Sie war auch auf unserer Party. Alka, die süße Kellnerin aus dem Café Oriental . Erinnerst du dich?«
    Da musste ich nicht lange überlegen. Natürlich erinnerte ich mich an das rehäugige Mädchen mit den langen schwarzen Haaren. Wäre sie größer gewesen, hätte man uns von hinten glatt für Schwestern halten können. Von vorne allerdings war die Ähnlichkeit nicht mehr so groß. Mein weißer Teint und Alkas gebräunte Haut und ihre indischen Gesichtszüge lagen doch ziemlich weit auseinander. Zu ihrem guten Aussehen war Alka auch noch ausgesprochen sympathisch gewesen. Lustig, natürlich und sehr, sehr nett. Ich konnte JamieTim bestens verstehen.
    »Magst du dich nicht setzen?«, schlug ich vor und deutete auf den überdimensionalen Sitzsack, den Leander mir geliehen hatte, damit mein Zimmer nicht ganz so kahl war. Der liebeskranke Zwerg ließ sich schwerfällig darauf plumpsen und ich musste kichern.
    »Jaja, lach du nur«, maulte JamieTim. »Ich weiß, dass ich in letzter Zeit ganz schön zugelegt habe. Aber abspecken ist gar nicht so einfach, weißt du?«
    »Wieso musst du abspecken? Hat Alka das gesagt?«, wollte ich wissen und fand die Kellnerin plötzlich gar nicht mehr so nett.
    »Nein, hat sie nicht! Ich sage das! Aber erklär mir mal, wie das gehen soll, wenn ich jeden Tag bei Alka im Café sitze und literweise Yogi-Tee mit Honig und heißer Milch trinke?«
    »Und warum trinkst du nicht etwas anderes? Zum Beispiel Früchtetee?«, schlug ich vor.
    »Haha«, entgegnete JamieTim und versank noch tiefer im Sitzsack. Ich würde vermutlich Hilfe holen müssen, wenn ich ihn da jemals wieder rausbekommen wollte. »Im Grunde liegt es ja gar nicht am Tee, sondern daran, dass ich mir im Laufe der letzten Wochen einen Schutzpanzer angefuttert habe, damit ich nicht so sehr unter meinen Gefühlen für Alka leide«, behauptete er.
    »Und was genau ist das Problem?«, versuchte ich, mich an die Ursache für seinen Kummer heranzupirschen. »Empfindet sie nichts für dich?« Irgendwie konnte ich mir das kaum vorstellen. JamieTim war eindeutig mein Lieblingszwerg – abgesehen von Felix natürlich, aber der war ja streng genommen gar kein Zwerg mehr. Ich fand, dass sich jede Frau glücklich schätzen konnte, wenn JamieTim Interesse an ihr hatte.
    »Sie mag mich nur als Freund, mit dem man alles bequatschen und dem man sein Herz ausschütten kann«, erklärte JamieTim mit mittlerweile leicht theatralischem Tonfall.
    »Glaubst du das oder weißt du das?«
    »Ich weiß es! Ein Mann fühlt so etwas!«, kam die Antwort im Brustton der Überzeugung.
    Ich versuchte, nicht schon wieder zu kichern. JamieTim tat mir leid. Er war mir zwar wirklich ans Herz gewachsen, aber auch ich konnte mir nicht mehr als Freundschaft mit ihm vorstellen. Anscheinend passierte ihm das öfter.
    »Hast du ihr denn schon mal gesagt, dass du in sie verliebt bist?«, fragte ich. »Vielleicht findet sie dich ja auch toll und traut sich nur nicht.«
    Über JamieTims Gesicht breitete sich ein Strahlen. »Du hast recht!«, rief er. »Vielleicht sollte ich das endlich mal tun!«
    »Weißt du, wir Frauen mögen es trotz aller Emanzipation immer noch sehr gern, wenn die Typen den ersten Schritt machen. Dann wissen wir nämlich, dass es ihnen ernst ist«, versuchte ich, ihm einen Einblick in die weibliche Psyche zu gewähren.
    Mit einem Satz war JamieTim aus dem Sitzsack und ich erschrak fast vor so viel unvermuteter Energie.

Weitere Kostenlose Bücher