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Weiss

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Titel: Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Wettbewerben erfolgreich zu sein, sondern um seinen Gegner nötigenfalls mit einem anständigen Schlag vor den Ballon auszuschalten. Krav Maga war das Gegenteil einer gewaltfreien Kampfsportart. Aber Ukkola war nichtdumm, seit Kara ihn gezwungen hatte, seine Beteiligung an Vilmas Verschwinden einzugestehen, wusste er, dass sie kommen würde. Und Ukkola wäre garantiert bewaffnet.
    ***
    Leo Kara war die über dreihundert Meilen von London nach Northumberland nicht gefahren, um die nordenglische Landschaft zu bewundern, aber wenn man hinterm Lenkrad saß, konnte man sie unmöglich übersehen. Unberührte Wiesen und Weideland, Schafe in einem hügeligen Gelände und kleine alte Dörfer. Das musste der Winkel Englands mit der geringsten Bevölkerungsdichte sein. Vor kurzem hatte er im Zentrum der kleinen mittelalterlichen Stadt Alnwick haltgemacht und im »Hot Wok« gebratene Nudeln mit Huhn gegessen. In einem asiatischen Fastfoodlokal brauchte man nicht unnötig lange zu warten.
    Aus irgendeinem Grund fiel Kara das widerliche Essen in der Knabenschule von Winchester ein. Der grün gestrichene Speisesaal, der Geruch von Desinfektionsmitteln, Aufwaschlappen und Bratfett, das Tischgebet, das Amen und als Hauptgericht viel zu oft Gemüse, vor allem gekochter Rosenkohl und Blumenkohl mit Käse überbacken, dazu Nierenpastete und Kartoffeln und als Nachtisch natürlich Obstsalat aus der Dose.
    Wenig später wurde die Gegend immer ländlicher, und Kara erreichte das Dorf Edlingham. Nach Lilith Bellamys Angaben musste man hier irgendwann nach rechts abbiegen, die Straßennummer hatte sie nicht erwähnt, und das Navigerät bot viele verschiedene Trampelpfade als Alternativen an. Der Jaguar fuhr auf der Straße B6341 im Kriechtempo, ein junger Mann mit Rucksack überholte ihn auf seinem Fahrrad mit Gangschaltung.
    An der nächsten Wegkreuzung lösten sich Karas Probleme wie von selbst, als er die Schilder der Arzneimittelfabrik Sanofar Alnwick und auch des Landmaschinengeschäfts George D. Brown erblickte. Die Gebäude beider Firmen lagen an derselben Straße.
    Kara bog nach rechts ab, beschleunigte und hoffte, dass die morschen Zäune die Schafe, die überall herumliefen, von der schmalen Asphaltstraße fernhielten. Ein paar Minuten später tauchten hinter Hügeln mit frischem Grün zwei größere Hallen auf. Kara bremste etwas ab und brauchte nicht einmal auszusteigen, um zu erkennen, dass in dem Landmaschinenhandel von George D. Brown nichts anderes geplant wurde als Geschäfte. Die riesigen Schiebetüren der beiden großen Maschinenhallen standen an dem warmen Tag sperrangelweit offen, und Kara konnte in beide hineinschauen. Nichts als Maschinen und Geräte.
    Nun blieb nur noch eine Chance – die Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Arzneimittelfirma Sanofar Alnwick. Er fuhr auf der Straße, die sich durch die Landschaft schlängelte, noch einige hundert Meter weiter und schließlich einen Hügel hinauf, der etwas höher war als die anderen. Vor ihm lag grüne naturbelassene Wiese, so weit das Auge reichte, und mitten darin wie eine Warze ein asphaltiertes Gelände, das nicht eingezäunt war. Darauf stand eine mindestens einen Hektar große weiße, fensterlose, einstöckige Industriehalle. Der Ort wirkte nicht gerade geheim und auch nicht sonderlich gut bewacht. Plötzlich kam es Kara so vor, als hätte er die Halle schon einmal irgendwo gesehen.
    Er fuhr bis auf etwa zwanzig Meter an das Gebäude heran, parkte den Wagen neben einem hohen Lichtmast und erkannte jetzt die Einzelheiten des Gebäudes: Der braune Sockel war aus Ziegeln gemauert und hatte einige vergitterte Fenster und Glastüren. Die mindestens zehn Meter hohe Fassade aus Holz durchbrachen acht weiße Hubtüren, durch die ein Lastzug passte. Über ihnen waren ein großer Scheinwerfer und eine Überwachungskamera angebracht. Von außen betrachtet sah der Ort verlassen aus, auf dem Parkplatz stand kein einziges Auto, nicht einmal ein Fahrrad. Auf einmal wurde Kara klar, wo er das Gebäude gesehen hatte: Die Fotos auf dem Computer von Manas waren hier aufgenommen worden. Er hatte … etwas gefunden.
    Kara ging zu einer Glastür, schaute in das Gebäude hinein und war überrascht: Mitten in der geräumigen und hell erleuchteten Halle stand ein Apparat so groß wie der Laderaum eines Lkw, umgeben war er von Leitern, Hebebühnen, Menschen in weißen Kitteln und allen möglichen Geräten. Ansonsten befanden sich in der Halle nur die Zugmaschine eines Lasters und

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