Weiss
hoch. »Es handelt sich um mehr als eine bloße Zusammenarbeit. Mundus Novus und FSB sind zwei Seiten einer Medaille, beide streben dasselbe Ziel an, dienen derselben Macht. Und glaub mir, das ist nicht die Russische Föderation, obwohl es auf den ersten Blick so aussehen könnte.«
Kara dachte fieberhaft nach, aber er hatte keine Idee, wie er die Gegebenheiten ändern sollte. Es war ganz offensichtlich, dass er gegen Manas nichts ausrichten konnte, und er wäre auch nicht mehr lange imstande, ihn an der Tür zu halten.
»Ich habe übrigens im Park Royal beobachtet, wie du völlig durchgedreht bist«, sagte Manas. »Schade, dass ich jetzt nicht hierbleiben kann, es wäre interessant zu sehen, was geschieht, sobald ich die Tür abschließe. Spätestens dann, wenn diese Halle in Flammen aufgeht, wirst du den Verstand verlieren.«
»Warum erschießt du mich nicht einfach?«, fragte Kara.
Manas erkannte, dass dies der Augenblick war, in dem er lächeln müsste. »Glaub mir, ich würde dich sehr gern töten, aber auch ich muss Befehlen gehorchen. Die Lage ist immer noch dieselbe wie im letzten Jahr, ich habe nach wie vor keinen Auftrag für dich. Man beschützt dich. Du wirst sterben, wenn diese Halle abbrennt, dann kann ich sagen, dass es ein Unfall war, wenn du erschossen wirst, nicht. Die Brandsätze explodieren eine halbe Stunde nach unserer Abfahrt, und dieser Brand braucht nicht wie ein Betriebsunfall auszusehen. Sicherheitshalber habe ich so viel Benzin verwendet, dass die Halle wie ein Strohhaufen brennen wird.«
Als Manas nach der Tür griff, schien ihm etwas einzufallen. »Ich frage nur so aus Neugier: Wie viel weißt du noch von den Ereignissen im Jahr 1989?«
»Ich erinnere mich an dich, wie du meinen Vater getötet hast.Und bruchstückhaft daran, dass ich mit meiner Schwester im Keller eingeschlossen war. Du bist gekommen, um uns zu holen. Emma versuchte durch die Kanalisation zu fliehen, du bist ihr hinterher, und so konnte ich entkommen. Was ist mit meiner Schwester passiert?«
»Ich habe deine Schwester auf der Stelle getötet«, antwortete Manas und beobachtete Karas Reaktion.
Plötzlich hörte man jemanden kommen, ein Mann im weißen Kittel blieb ein paar Meter von Manas entfernt stehen.
»Es ist alles bereit«, sagte er.
Manas nahm die Pistole aus dem Schulterhalfter, warf sie in eine Ecke des kleinen Raumes und schloss die Tür ab. Aus seiner Sicht war es am besten, wenn Kara sich erschoss, aber das würde er ihm natürlich nicht sagen.
Er hatte sich kaum ein paar Schritte entfernt, da krachten Karas Fäuste schon gegen die Stahltür, und dazu hörte man den Schrei eines Wahnsinnigen.
32
Dienstag, 17. August
Leo Kara hatte zwei Alternativen: Jetzt sofort eine Kugel in den Schädel oder erst dann, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschlossen waren.
Die Zelle hatte nackte Betonwände, war weniger als zehn Quadratmeter groß, fensterlos und leer. Die Tür aus Stahl hatte innen kein Schloss, aber ein kleines Fenster aus Panzerglas. Kara hämmerte mit dem Griff der Waffe gegen die Scheibe, nahm dann sein Schlüsselbund aus der Tasche, drückte den schärfsten Schlüssel gegen das Glas und schlug immer wieder zu, bis die Scheibe sprang. Hastig zerrte und zupfte er die Scherben heraus und versuchte den Kopf hindurchzuzwängen, schaffte es jedoch nur, sich das Gesicht blutig zu kratzen. Er schob den Arm bis zur Achsel hinaus, tastete die Tür ab und fand das Schloss, in dem natürlich kein Schlüssel steckte.
Kara lief mit der Waffe in der Hand immer im Kreis. Er hatte Schuhe, Hemd und Hose, Schlüsselbund und Portemonnaie und eine Pistole. In Kürze würde die Halle in Flammen aufgehen, und Manas hatte einen derartigen Scheiterhaufen errichtet, dass sowohl das Gebäude als auch er selbst im Handumdrehen verbrennen und zu Asche zerfallen würden. Er drückte die Waffe so heftig, dass die Finger schmerzten. Die Lage war aussichtslos. Es gab nur einen Weg hinaus.
Die Waffe. Kara hatte eine Idee: Vielleicht ließ sich Hilfe herbeirufen, wenn er irgendwohin schoss. Er schob das Gesicht in die Fensteröffnung hinein, bis er im Rahmen steckenblieb, und schaute in die Halle: nur Lampen, Leitern und Gestelle, die aufdem Boden lagen, und Zubehör, das die Weißkittel zurückgelassen hatten. Den Boden bedeckten dicke Bohlen, die tragenden Konstruktionen und Wände bestanden aus Holz. Kara sah die Benzinkanister, die Manas an den Wänden im Abstand von einigen Metern aufgestellt hatte. Er zog den Kopf
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