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Weiss

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Titel: Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Staates sein und …«
    »Endlich wird im Verteidigungsministerium einmal zugegeben, dass man gelegentlich auch mit Diplomatie etwas erreicht«, sagte der Außenminister. »Mein Ministerium hatte sich an Dutzende verschiedene Seiten gewandt, an alle NATO-Staaten, an Indien, China …«
    Der Premierminister unterbrach ihn: »Wie lange dauert es, einen Inspekteur auf das U-Boot zu bekommen?«
    »Ich würde denken, das geht ziemlich schnell. Im WienerHauptquartier der UNO wird sich ein Sachverständiger finden«, antwortete der Chef des MI5.
    »Wenn die Russen die Absicht haben, einen Inspekteur auf das U-Boot zu lassen, dann sind die Elemente nicht dort«, gab Betha Gilmartin zu bedenken.
    »Wo sollen sie denn sonst sein?«, entgegnete der Oberkommandierende der Streitkräfte verärgert. »Sowohl die ›Pacific Hero‹ als auch ›MS Mu San‹ wurden gründlich durchsucht.«
    »Vielleicht lassen die Russen den Inspekteur am Ende gar nicht auf ihr Schiff. Vielleicht wollen sie nur Zeit gewinnen«, spekulierte der Verteidigungsminister.
    »In dem Falle werden sie wohl Erfolg haben. Wir müssen jetzt bei der Überprüfung des U-Boots schnell vorwärtskommen«, erklärte der Außenminister.

31
    Dienstag, 17. August
    Kati Soisalo saß zu Hause in Herttoniemi regungslos auf dem Sofa und starrte das an, was sie auf den Couchtisch gelegt hatte: ihre Lieblingsfotos von Vilma und die Glock 19. Das waren ihre Alternativen.
    Vor einer Stunde war sie mit der Maschine aus Venedig auf dem Flughafen Helsinki-Vantaa angekommen und mit dem Taxi nach Herttoniemi gefahren. Ursprünglich wollte sie sich die Autoschlüssel und ihre Waffe schnappen und auf der Stelle zu Jukka Ukkolas Haus in Pitäjänmäki fahren, doch nach einem Blick in Vilmas Zimmer hatte sie sich hingesetzt und angefangen nachzudenken.
    Sie fühlte sich ausgehöhlt und vollkommen leer, wusste aber, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die bodenlose Trauer um den Verlust Vilmas und der grenzenlose Hass gegen Jukka Ukkola sie ganz beherrschen und ihren Verstand lähmen würden. Deshalb musste sie jetzt einen Entschluss fassen.
    Jukka Ukkola hatte ihr Leben über Jahre zur Hölle gemacht, er hatte sie vergewaltigt, misshandelt, versucht, die Firma ihrer Eltern in den Konkurs zu treiben, jemanden beauftragt, ihre Schwester zu verprügeln und eine Anklage gegen sie inszeniert. Und seine neueste Heldentat war es gewesen, Drogen in Paranoids Wohnung zu verstecken, um unter diesem Vorwand die Computer ihres Freundes zu beschlagnahmen. Das hatte sie erst heute Morgen erfahren, als Paranoid nach den Verhören durch die KRP freigelassen worden war.
    Doch nur eine seiner Taten führte dazu, dass sich Kati Soisaloernsthaft mit dem Gedanken beschäftigte, Ukkola hinzurichten. Er hatte seit Vilmas Verschwinden, also die letzten drei Jahre, gewusst, wo sie sich befand. Die ganze Zeit, in der sie ihre Tochter verzweifelt gesucht und sich halb zu Tode getrauert hatte und manchmal überzeugt gewesen war, dass sie nicht mehr lebte. Der Mann hatte wissentlich zugelassen, dass seine eigene Tochter in der Obhut fremder Menschen blieb, das war das Entsetzlichste. Das zu verzeihen oder zu verstehen war unmöglich, nur ein vollkommen gefühlloser Mensch war zu so etwas fähig. Konnte sich Ukkola wirklich nicht vorstellen, was seine kleine Tochter erleiden musste? Hatte er das eigene Kind geopfert, um seine kriminellen Kumpane und sich selbst zu schützen?
    Wenn sie Ukkola tötete, bedeutete das, Vilma endgültig aufzugeben. Das wäre eine unwiderrufliche Entscheidung, und zwar in vieler Hinsicht. Das wurde ihr klar, als sie sich an die Frage der Ärztin im Krankenhaus von Eira erinnerte:
Hast du daran gedacht, weitere Kinder zu bekommen
? Wäre sie imstande, die Suche nach Vilma zu beenden? Würde sie für den Rest ihres Lebens den Schmerz um den Verlust des Mädchens spüren und immer Vilmas Gesicht vor sich sehen und ihre Stimme hören? Würde sie jemals aufhören, darauf zu warten, dass Vilma wieder nach Hause kam?
    Plötzlich piepte ihr Handy.
    »Ukkola ist zu Hause«, lautete der Text der SMS. Kati Soisalo verließ sich auf Paranoids Mitteilung, sie wusste, dass er nahezu alles herausfinden konnte.
    Kati Soisalo nahm ihre Pistole und betrachtete die glänzende schwarze Oberfläche. Physisch würde sie mit Ukkola fertigwerden, das bereitete ihr überhaupt keine Sorgen, man trainierte das von der israelischen Armee entwickelte Nahkampfsystem Krav Maga nicht, um bei irgendwelchen

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