Weiss
gewisser Weise stimmt das auch, die ›Wladimir Monomach‹ folgte der ›HMS Astute‹ nämlich, seit das U-Boot aus dem Flottenstützpunkt Faslane ausgelaufen ist. Und dadurch, dass sie den UN-In spekteur auf ihr Schiff gelassen haben, konnten sie beweisen, dass sie eine weiße Weste hatten.«
Kara schnaufte verärgert. »Wir wissen beide, dass Russland irgendwie in all dem mit drinsteckt. Laut Manas sind FSB und Mundus Novus zwei Seiten einer Medaille.«
Betha legte sich ein zweites Kissen unter den Kopf, sie sah nicht nur müde, sondern auch sehr ernst aus. »Wir müssten die russische Staatsführung zu fassen kriegen, die Silowiki, und das ist schwierig. Fast unmöglich.«
»Was weiß der SIS über die Silowiki?«
»Nicht viel mehr als jeder andere auch. Die Silowiki sind nicht in irgendeiner festen Gruppierung organisiert. Der Kern der Gruppe ist eine ganze Schar von KGB-Hardlinern, die sich durch Gorbatschow und Jelzin verraten und entehrt fühlten, als die Sowjetunion zusammenbrach. Sie wollten einen starken Staat und ein starkes Staatsoberhaupt und keine Demokratie. Dieser Wunsch wurde Wirklichkeit, als der damalige Chef des FSB Wladimir Putin zum Ministerpräsidenten gemacht wurde. Während seiner Amtszeit als Präsident erweiterten die FSB-Leute ihre Macht ständig und bauten den FSB gewissermaßen zu einem Staat im Staate aus, so ähnlich wie der KGB seinerzeit. Jetzt beherrschen der FSB und der Auslandsnachrichtendienst SVR den Kreml, die Verwaltung des Staates, die Medien und einen großen Teil der Wirtschaft Russlands und natürlich die Armee und die Geheimdienste. Nach Ansicht der Russischen Akademie der Wissenschaften haben vier von fünf führenden Politikern und Beamten entweder in einem der Nachrichtendienste gearbeitet oder arbeiten immer noch dort. Sie sind die Silowiki – die starken Männer. Aber heutzutage sind sie nicht mehr nur ein Staat im Staate, sie sind der Staat. Russland. Dank Putin.«
Kara verdaute Bethas Erklärung, und ihm fielen keine weiteren Fragen ein.
»Das sind aber leider noch nicht alle schlechten Nachrichten.« Betha seufzte und fuhr fort: »Gilbert Birou ist tot. Er hat sich selbst mit irgendeinem Gift umgebracht, das für die Tötung von Tieren verwendet wird«, fuhr Betha fort und erzählte, was dem Mann in der letzten Zeit widerfahren war.
»Deshalb wollte er nicht, dass die Ereignisse in Mayfair an die Öffentlichkeit gelangten, kein Wunder«, sagte Kara, als er von Birous Vorlieben erfahren hatte. »Aber er hat sich entschieden, einen ziemlich hohen Preis für sein Hobby zu bezahlen.«
»Birou hatte seit seiner Studienzeit für den KGB und den FSBgearbeitet, vierzig Jahre lang. Er hat eine äußerst umfassende Liste seiner russischen Kontaktpersonen und der Unterlagen, die er ihnen geliefert hat, hinterlassen. Auf dieser Liste finden sich auch fast alle deine Zusammenfassungen zu Mundus Novus. Der FSB weiß alles, was du weißt. Deine Arbeit über zwei Jahre war für die Katz.«
Kara sah schockiert aus. »Noch am letzten Montagvormittag habe ich für Birou einen sehr umfassenden Bericht geschrieben, darin habe ich alles berichtet, was ich über das Kabinett wusste.«
»Er konnte leider auch den noch an den FSB liefern.« Betha hörte man die Enttäuschung an.
Kara musste sich sehr zusammenreißen, um nicht die Fassung zu verlieren.
»Aber die überraschendste Neuigkeit hast du noch nicht gehört«, sagte Betha. Für einen Augenblick sah es so aus, als zögerte sie, weiter zu sprechen. »Du erinnerst dich doch an Sabrina Pianini.«
»Diese entführte italienische Wissenschaftlerin.«
»Auf ihrer Flucht aus dem Forschungszentrum von Mundus Novus in Weißrussland hat sie ein Dokument mitgenommen, eine Liste der Mitglieder der Forschungsgruppe, in der sie arbeiten sollte. Auf dieser Liste stand auch ein … vertrauter Name.«
Kara zog die Brauen hoch.
»Dein Vater. Er ist am Leben. Er gehört zu den vielen Wissenschaftlern, die gegen ihren Willen in die Forschungsgruppen von Mundus Novus gezwungen wurden.«
Kara sah nicht sehr überrascht aus. Bethas Worte bestätigten nur, was Vater in seinem Brief geschrieben hatte, der zwei Tage zuvor in das Hotel Scandic gebracht worden war.
»Wie ist das möglich? Die Leichen wurden doch identifiziert«, fragte Kara.
»Natürlich wurden sie identifiziert. Aber die Proben für die DNA-Tests mussten aus Knochenmark entnommen werden, etwasanderes wurde in dem Koksofen der Fabrikhalle im Park Royal nicht gefunden.
Weitere Kostenlose Bücher