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Weiss

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Titel: Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Nacht im Hotel »Scandic« ein. Er hatte keine Lust, im »Vaakuna« abzusteigen, dort hatte er schon zu viele Nächte voller Alpträume verbracht.
    Kaum hatte er seine Schuhe von den Füßen fallen lassen und die Flasche Linie in das Gefrierfach der Minibar hineingezwängt, klopfte es an der Tür.
    Ein freundlicher Hotelboy reichte ihm einen Brief, und Kara zögerte, ihn entgegenzunehmen. Er wollte keine einzige Überraschung mehr erleben.
    Die Tür fiel ins Schloss, und Kara riss das Kuvert auf, unangenehme Dinge erledigte man am besten gleich.
     
    Leo,
     
    Du wirst bald erfahren, dass ich am Leben bin. Ich bin einer von den Dutzenden Wissenschaftlern, die man zwingt, für die Verwirklichung von Zielen zu arbeiten, die ich keinesfalls akzeptieren kann.
     
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Noch immer kenne ich nicht alle Einzelheiten der Ereignisse des Jahres 1989, ich weiß nur, dass die ganze »Vorstellung« meinetwegen inszeniert worden ist.
     
    Vor ein paar Tagen wurden wir aus Weißrussland in ein anderes Forschungszentrum gebracht, ich habe keine Ahnung, in welchem Land ich mich derzeit befinde. Ich werde später wieder versuchen, Verbindung zu dir aufzunehmen.
     
    Vater
     
    Leo Kara musste laut lachen. Was hätte er auch sonst tun sollen.
    ***
    Alberts Jaguar schnurrte am Samstagvormittag halb zehn auf der Autobahn A4. In Kürze würde Leo Kara bei Betha und Albert ankommen. Er hatte in Helsinki drei unruhige Nächte verbrachtund war dreimal bei Kati Soisalo gewesen. Sie lag immer noch im Koma. Jetzt hatte er Zeit und konnte Betha zur Seite stehen. Es würde eine Weile dauern, bis sie sich von ihrem Herzanfall erholte.
    Die Ereignisse der letzten Wochen waren alles andere als abgehakt, er hatte das Gefühl, dass er nicht einmal die Hälfte von dem wusste, was passiert war.
    Kara parkte den Jaguar in East Putney und schlug mit dem eisernen Türklopfer an die Tür der Gilmartins, bis Albert öffnete. Seine dunklen Augenränder, die zu Berge stehenden Haare und die gebeugte Haltung verrieten Erschöpfung und durchwachte Nächte.
    »Gut, dass du da bist«, sagte Albert und schaute besorgt auf Karas mitgenommenes Gesicht. »Ist bei dir alles in Ordnung?«
    »Das sind bloß oberflächliche Kratzer. Wo ist Betha?«
    »Im Schlafzimmer. Man hat sie gestern aus dem Krankenhaus des SIS nach Hause gehenlassen, aber eine Privatschwester weicht nicht von ihrer Seite. Betha hat oft nach dir gefragt. Doch jetzt haben wir ja keine Eile mehr. Ich gehe und richte dein Zimmer her«, antwortete Albert und verschwand im ersten Stock. Kara streifte seine Schuhe in der Flurecke ab und eilte in Bethas Schlafzimmer.
    Betha musste die Schwester regelrecht anflehen, bis der weiße Engel endlich bereit war, sie beide allein zu lassen. Als Kara die Tür schloss, sah er, wie sie mit grimmiger Miene einen Stuhl zur Schlafzimmertür trug.
    »Ich werde nun übrigens nicht der nächste Chef des SIS. Sir Anthony Richardson war schon gestern bei mir und hat es mir erzählt. Ich bin zu krank«, sagte Betha.
    »Was willst du tun, kannst du als stellvertretende Chefin weiterarbeiten?«, fragte Kara.
    »Darüber werde ich nachdenken, wenn es mir wieder bessergeht.«
    Sie erzählten sich ihre Krankengeschichte und versichertensich gegenseitig, dass es nichts Lebensgefährliches wäre. Dann berichtete Kara detailliert, was er von Lilith Bellamy und Manas gehört hatte, und Betha erzählte von dem Raub in Sellafield und den darauf folgenden Ereignissen. Zwischendurch öffnete die Krankenschwester die Tür, um sich zu vergewissern, dass ihre Patientin wohlauf war.
    »Wie hat der FSB … haben die Russen erfahren, dass die ›HMS Astute‹ diese ›Pacific Hero‹ überwachen sollte?«, fragte Kara, als Betha ihren Bericht beendet hatte.
    »Im britischen Sicherheitsapparat gibt es einen Maulwurf der Russen. Der MI5 kennt seine Identität bereits, der Mann wird aufgedeckt, sobald sich ein geeigneter Augenblick ergibt.«
    »Wie will sich Russland von all dem reinwaschen?« Kara war wieder mit Feuereifer bei der Sache. »Irgendwie müssen sie doch erklären, warum das U-Boot ›Wladimir Monomach‹ zur selben Zeit an der K1-Boje war wie die ›Pacific Hero‹ mit der Fracht aus Sellafield.«
    Betha lachte. »Die Russen sind schlau, dieses Spiel beherrschen sie besser als jeder andere. Sie behaupten, dass die ›Wladimir Monomach‹ während einer Probefahrt auf hoher See zufällig diese interessante Situation an der K1-Boje angetroffen hat. In

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