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Weiss

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Titel: Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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wieder heraus und schob ihn noch einmal schräg in die Öffnung, um die Wand mit den Toren zu sehen. Durch eine Glastür entdeckte er draußen auf dem Hof ein kleines, mit Behältern gefülltes Metallgestell.
    Flüssiggas! Kara erinnerte sich, dass eines der Fotos auf dem Computer von Manas einen Stahlkäfig mit Gasflaschen gezeigt hatte. Würde er es schaffen, die Flaschen in die Luft zu jagen? Das Geräusch der Explosionen und die lodernden Flammen könnten vielleicht die Feuerwehr alarmieren, bevor die Brandbomben von Manas hochgingen.
    Kara hatte sich nur einmal in seinem Leben mit der Pistole als Scharfschütze versucht, gemeinsam mit seinem verstorbenen Freund Ewan Taylor auf einem Londoner Schießstand in angetrunkenem Zustand mit 0,5 Promille. Die Wahrscheinlichkeit, dass er die vierzig Meter entfernten Gasflaschen traf, war genauso groß wie bei Papst Benedikt, aber einen Versuch war es allemal wert.
    Er nahm die Patronen aus dem Magazin heraus, es waren zwölf, und steckte zehn wieder hinein. Die zwei restlichen würden sicherstellen, dass er nicht in der Feuersbrunst starb.
    Kara schaute noch einmal durch die Öffnung in die Halle und prägte sich den Anblick ein. Dann schob er die Hand mit der Waffe hinaus, zielte und schoss dreimal. Einer der Schüsse durchschlug die Scheibe der Glastür. Überrascht sah er, dass auch die beiden anderen Schüsse im Radius von einem Meter um die Tür eingeschlagen hatten. Rasch schob er die Hand wieder nach draußen und feuerte die nächsten vier Schüsse ab, vom Rückstoß tat ihm das Handgelenk weh. Plötzlich hörte er ein Zischen, das Flüssiggas strömte zumindest aus einer Flasche aus, vielleicht auchaus mehreren. Verflucht, musste er auch noch für den Zündfunken sorgen. Vier Patronen waren übrig.
    Kara holte tief Luft, schob die Hand durch die Öffnung und versuchte die Waffe auf die Flaschen zu richten, als er abdrückte. Der Schuss krachte, und dann hörte man in der Zelle, wie Flammen aufloderten. Vorsichtshalber schoss er das ganze Magazin leer.
    Aber eine Explosion blieb aus. Kara wartete eine Minute und noch eine, dann wurde der Druck in seinem Kopf zu groß. Im Laufschritt hastete er in der Zelle umher, verflucht noch mal, warum explodierten die Gasflaschen nicht, obwohl zumindest zwei in hellen Flammen standen. Der von Manas vorbereitete Brand würde jeden Augenblick ausbrechen.
    Urplötzlich krachte es so laut, dass Kara zusammenfuhr. Er stürzte zur Tür und hörte eine zweite Explosion. Die Gasflaschen gingen nun alle in die Luft, eine nach der anderen, die Außenwand der Fabrikhalle brannte bereits lichterloh. Die Flammen schlugen schon durch die zerbrochene Glastür herein und durch alle möglichen Löcher drang Rauch in die Halle. Bis nach Alnwick waren es reichlich zehn Meilen, die Feuerwehrautos wären schnell hier, wenn, ja, wenn jemand sie alarmierte. Falls jedoch in dem ein paar hundert Meter entfernten Landmaschinengeschäft niemand das Knattern der Gasflaschen gehört hatte, dann würde er hier in seiner Zelle bald lebendig gebraten.
    Auf einmal war eine dumpfe Explosion zu hören, die anders klang als die anderen vorher. Kara rannte wieder zur Tür und sah, wie das Feuer etwa zwanzig Meter entfernt schon die Innenwände erfasst hatte, dann schlugen ihm nach einer zweiten Explosion die Flammen ins Gesicht. Die Brandbomben von Manas gingen im Abstand von einigen Sekunden hoch. Kara zog sich an die Wand zurück und sah durch die Fensteröffnung, wie sich die Halle in ein Feuermeer verwandelte.
    Er kauerte sich auf den Boden, rollte sich zusammen wie einIgel und versuchte nicht an die Stille und Ruhe zu denken, die ihm eine leichte Bewegung des Zeigefingers auf dem Abzug schenken würde.
    ***
    Der Smart glitt durch die Öffnung in der Weißdornhecke auf den Hof von Ukkolas Haus und wirbelte beim Anhalten Sand auf. Kati Soisalo ging, ohne irgendwelche Vorkehrungen zu treffen, geradewegs zur Tür, steckte ihren Schlüssel ins Schloss und trat ein.
    Jukka Ukkola wartete mitten im Wohnzimmer und zielte mit der Pistole auf sie. »Nimm ganz ruhig deine Glock, leg sie noch ruhiger auf den Fußboden und stell dich neben den Kamin«, sagte er.
    »Glaubst du ernsthaft, ich wäre dir direkt in die Arme marschiert, wenn ich dich umbringen wollte? Ich habe keine Waffe mitgenommen«, erwiderte Kati Soisalo.
    »Zieh das Hemd und die Hose aus«, befahl Ukkola.
    Die weiten Jeans rutschten zu Boden, als Kati Soisalo den Gürtel öffnete, das Hemd aufzuknöpfen

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