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Weiss

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Titel: Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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dauerte etwas länger. Dann stand sie in Ukkolas Wohnzimmer und hatte nur den schwarzen Slip an und den BH.
    »Ist dir klar, du Verrückte, was du zuwege gebracht hast? Ich bin vom Dienst suspendiert worden!«, brüllte Ukkola. Am liebsten hätte er das Weib grün und blau geschlagen, aber er wollte Katis Fertigkeiten bei einer Schlägerei nicht einmal mit der Waffe in der Hand auf die Probe stellen.
    Kati Soisalo zog die Jeans und das Hemd wieder an, machte aber nur die zwei obersten Knöpfe zu. Sie setzte sich zwei Meter von Jukka Ukkola entfernt aufs Sofa, schaute ihm in die Augen und bemühte sich mit aller Kraft, ruhig zu bleiben.
    »Du verdammte Hure hast mit diesem jungen Mann gevögelt. Und ihr habt zusammen meine Computer ausspioniert, die Rechnerdes stellvertretenden KRP-Chefs! Hast du überhaupt nicht daran gedacht, dass es auch schiefgehen könnte? Dieser Karlsson wird wegen des Verkaufs von Drogen und wegen des Einbruchs in Datensysteme angeklagt werden, und dein Prozess beginnt auch bald.«
    Kati Soisalo saß bewegungslos da und wartete darauf, dass Ukkola sich abreagiert hatte. Für eine Weile schaute sich das einstige Ehepaar nur an.
    »Du bist hierhergekommen, um dich dafür zu rächen, dass ich das von Vilma nicht erzählt habe.« Ukkola brüllte nicht mehr. Er hatte das Seelenleben von Kati Soisalo oder anderen Frauenzimmern noch nie verstanden, aber jetzt stimmte etwas an ihrem Verhalten ganz und gar nicht. Warum saß sie nur da und starrte ihn an.
    »Ich bin nicht hierhergekommen, um mich zu rächen. Im Gegenteil, ich bin hier, um mich zu versöhnen.«
    Ukkola beugte sich zu ihr hin, die Waffe hielt er immer noch in der Hand. Meinte sie das ernst? War es ihm endlich gelungen, Katis Rückgrat zu brechen?
    »Ich bin zu allem bereit«, sagte sie. »Du bist meine letzte Chance, Vilma zurückzubekommen. Sag mir, wo sie ist, dann hole ich sie nach Finnland, und wir ziehen wieder bei dir ein.«
    Ukkola vermochte seine Befriedigung nicht zu verbergen, und er versuchte es auch gar nicht. »Das hört sich gut an. Allerdings fällt es schwer, einen Grund zu sehen, warum ich deinen Worten trauen sollte.«
    »Das ist ganz einfach. Du bekommst das alleinige Sorgerecht für Vilma, das können wir schriftlich miteinander vereinbaren. Dann bin ich gezwungen, bei dir zu wohnen, wenn ich mit Vilma zusammen sein will.«
    Ukkola brauchte nicht lange zu überlegen. Kati Soisalo stand endlich mit dem Rücken zur Wand, sie steckte in einem Dilemma, aus dem sie nicht mehr herauskam. Sie war gezwungen,sich seinem Willen zu beugen, wenn sie ihre Tochter wiedersehen wollte. »Das dürfte der intelligenteste Vorschlag sein, den du jemals von dir gegeben hast.«
    »Du bist also einverstanden. Dann sag mir, wo Vilma ist.«
    Ukkola lachte. »Es dauert ein paar Tage, bis ich die notwendigen Dinge geregelt habe. Bis dahin bleibt uns genug Zeit, die Vereinbarung über das Sorgerecht zu treffen und auch sonst zu testen, ob die Sache funktioniert. Bei gebrauchten Autos muss man immer eine Probefahrt machen und dabei ganz besondere Sorgfalt walten lassen. Du kannst dich gleich wieder ausziehen.«
    »Lässt sich der Teil der Versöhnung nicht verschieben, ich …«
    »Nein«, erwiderte Ukkola.
    Kati Soisalo zog sich aus und setzte sich aufs Sofa.
    Jukka Ukkola nahm das Magazin aus seiner SIG Sauer P226 heraus, schüttete die Patronen auf den Couchtisch und verschwand in der Küche, um die Waffe zu verstecken. Dann kehrte er ins Wohnzimmer zurück und blieb einen Meter vor Kati Soisalo stehen. Als er nach seiner Gürtelschnalle griff, ging plötzlich die Haustür auf und ein südeuropäisch aussehender Mann mit schwarzem Bart kam herein, als wäre es sein Zuhause.
    »Endlich hast du es eingesehen und deine Waffe niedergelegt. Bogdan Bojanić möchte euch beiden Grüße übermitteln«, sagte der Mann in einem Englisch mit starkem Akzent und schoss Jukka Ukkola ins Bein.
    Kati Soisalo hatte sofort begriffen, worum es ging, als sie den Mann erblickte, sie schaffte es noch, aufzuspringen und um die Ecke zur Treppe zu rennen, bevor der Serbe ihr hinterherstürmte. Ukkolas Schmerzensschreie klangen ihr in den Ohren. Nach drei Stufen packte eine Hand sie am Fußgelenk. Das bedeutete nichts Gutes. Sie drehte sich um, sah die Mündung der Waffe, die direkt auf ihren Kopf gerichtet war, und versuchte sich loszureißen. Ihr Gehirn konnte noch das Geräusch des Schusses registrieren, ehe acht Gramm Blei und Messing in ihren Hinterkopf

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