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Weiss

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Titel: Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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elektromagnetischen Pulsen gestört, man testete die Manipulierung von Gefühlen durch magnetische Signale, innere Organe wurden …
     
    Betha Gilmartin blätterte um.
     
    Der KGB und der FSB haben Manas mehr als zehn Jahre lang für besonders anspruchsvolle Spezialeinsätze ausgebildet. Der SIS hat trotz wiederholter Bitten von den russischen Behörden keinerlei Angaben zu seinen operativen Einsätzen in der Vergangenheit erhalten, man nimmt aber an, dass er vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion sowohl in Afghanistan und Angola als auch in Berg-Karabach gedient sowie viele Auftragsmorde ausgeführt hat.
    Die Erben des KGB, der FSB und der SVR, behaupten, sie hätten nach 1992 nichts mehr mit Manas zu tun gehabt. Doch unbestätigten Informationen zufolge trat Manas nach seiner Ausbildung in den Dienst der für Mordanschläge zuständigen Abteilung des FSB und war noch nach 1992 in der einen oder anderen Weise unter anderem an der Liquidierung folgender Personen beteiligt:
Giorgi Chanturian (gest. 1994), georgischer Oppositionsführer
Wladislaw Listjew (gest. 1995), Journalist und Direktor des TV-Senders ORT
Dschochar Dudajew (gest. 1996), Führer der tschetschenischen Aufständischen
Galina Starowoitowa (gest. 1998), einflussreiche Duma-Abgeordnete
     
    Betha Gilmartin übersprang den Rest der Liste.
     
    Manas ist ein äußerst effizienter und professioneller Killer, er hinterlässt keine belastenden Beweise an den Tatorten der Morde und meidet geschickt Überwachungskameras, wenn er sich auf öffentlichen Plätzen bewegt. Der FSB und SVR haben dem SIS trotz wiederholter Bitten kein einziges verwertbares Foto von Manas übermittelt. Uns stehen nur einige Bilder zur Verfügung, auf denen Manas entweder eine Schutzausrüstung trägt oder sein Gesicht verdeckt hat. Manas ist asiatischer Herkunft, etwa eins sechsundachtzig groß, robust gebaut und schwarzhaarig.
     
    »Nichts, wo man einhaken könnte«, dachte Betha Gilmartin und warf die Mappe auf den Schreibtisch. Ihr Blick wanderte zu Leos Foto, und plötzlich erschien ihr der Inhalt der Mappe noch bedrohlicher. Es verwunderte sie, dass der Kirgise Kara letztes Jahr im Sudan sein Gesicht gezeigt hatte, obwohl er sonst extrem vorsichtig agierte.
    Ihr Entschluss war gefasst, ohne dass sie lange zu überlegen brauchte: Leo musste auf der Stelle von den Ermittlungen abgezogen werden, bei denen er Viktor Hofman und Manas auf der Spur war. Wenn er Hofman, Manas oder Mundus Novus auch nur ein Stück näher käme, würde er eine Grenze überschreiten, nach der es für ihn kein Zurück mehr gab. Dann würde Leo Kara nichts mehr aufhalten.
    Betha Gilmartin wollte Kontakt zu Gilbert Birou aufnehmen und ihn um einen Gefallen bitten. Das könnte für Leo zur Folge haben, dass er beim UNODC rausflog, aber das ließ sich jetzt nicht ändern. Ihr war der Junge arbeitslos, aber lebendig lieber als tot.
    Gilbert Birou meldete sich nach mehrmaligem Klingeln. Er machte einen missmutigen Eindruck, als er ihre Stimme hörte. Kein Wunder, schließlich hatte sie im letzten Sommer Kara einen Teil von Birous Geheimnis verraten.
    Betha Gilmartin hielt sich nicht mit der Vorrede auf: »Auf diesen Anruf wartest du schon seit Jahren. Es ist die Zeit gekommen, dich um eine Gegenleistung zu bitten. Wenn du Kara von diesen laufenden Ermittlungen zum Iridium abziehst, ihn meinetwegen in eines eurer Regionalbüros schickst, dann betrachte ich die Ereignisse von Mayfair als erledigt.«
    Birou war sprachlos, er fühlte sich so, als hätte man ihm einen schweren Stein abgenommen, der um seinen Hals hing. »Vernichtest du auch die Beweise? Garantierst du, dass niemand mehr diesen … Zwischenfall gegen mich verwenden kann?«
    Betha Gilmartin zögerte nur kurz. »Ich gebe dir mein Wort.«
    »Ich weise Kara an, Finnland zu verlassen, am Montag, dann kommen bei uns die ersten Leute aus dem Urlaub zurück«, versprach Birou. »Für ihn wird sich ganz bestimmt ein neuer geeigneter Arbeitsplatz finden, beispielsweise in unserem Büro in Nigeria oder in Usbekistan.«
    ***
    Gilbert Birou trat in Paris von der Avenue du Docteur Brouardel in das Vestibül des Hauses im siebenten Stadtbezirk, stieg hinauf in die zweite Etage und öffnete die Tür seiner Wohnung. Der zweistündige Flug von Wien nach Paris hatte seine Geduld mehr auf die Probe gestellt als die Arbeit. Seit dem Anruf von Betha Gilmartin waren vier lange Stunden vergangen, und Gilbert Birou konnte immer noch vor Freude kaum an sich halten. Das wollte

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