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Weiss

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Titel: Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Wissenschaftlerin aus seiner Brusttasche und verglich es mit der zu Tode erschrockenen Frau. Die Ähnlichkeit war verblüffend. Ärgerlich war nur eins: Die geflohene Ausländerin konnte kein Wort Weißrussisch und auch keineandere slawische Sprache, die Schöne hingegen, die da vor ihm lag, sprach den mit rollendem R gewürzten südwestlichen Dialekt des Weißrussischen mit solcher Schnelligkeit, dass sie ihn garantiert nicht im Laufe einen Tages aus dem Wörterbuch gelernt haben konnte.
    »Нічога не разумею!«, rief die Frau Kirill Butko hinterher, aber der Major war schon mit einem größeren Problem beschäftigt. Was würden seine Vorgesetzten wohl tun, wenn sie hörten, dass sich auch der letzte ernstzunehmende Hinweis auf die geflohene Wissenschaftlerin als falsch erwiesen hatte?
    ***
    Dr. Andrej Rostow und Manas saßen im zweiten Kellergeschoss des Forschungsinstituts von Osintorf. Auf dem Betonfußboden des Telekommunikationsraumes lagen keine Teppiche, und die Wände waren größtenteils mit Monitoren bedeckt.
    »Katastrophen ereignen sich immer in Dreierserien«, sagte Manas. »Die Zerstörung des Prototyps bei dem Brand, Pianinis Flucht und der Misserfolg in Sellafield.«
    »Eine rechtzeitige Fertigstellung des Prototyps ist noch möglich, und Pianini wird binnen kurzem gefunden werden, aber der Fehlschlag in Sellafield lässt sich nicht wiedergutmachen. Wegen dir ist unser ganzes Projekt in Gefahr.« Rostow verfolgte auf einem Bildschirm die Nachrichtensendung im ersten Programm des weißrussischen Fernsehens, in der umfangreich über die Suche nach einer unter Terrorismusverdacht stehenden Frau berichtet wurde. Sabrina Pianinis Foto war ständig zu sehen, die Zuschauer sollten sich ihr Gesicht einprägen.
    Rostow hätte Manas am liebsten in noch schärferer Form Vorwürfe gemacht, aber er brauchte den Mann und konnte es sich deshalb nicht leisten, ihr Verhältnis übermäßig zu belasten. Manas fühlte vielleicht nichts, verstand aber sehr wohl, wann man ihn kritisierte. »Nach dem Anschlag von Sellafield sollte mit allenDiebstählen von seltenen Metallen und Elementen Schluss sein, und wir wollten von der Bildfläche verschwinden. Was ist schief gelaufen?«
    »Der Leiter der Abteilung für die Lagerung hat einen Fehler begangen«, antwortete Manas. »Der Mann war ein gekaufter Helfer. Du weißt so gut wie ich, dass Geld allein ein schlechter Motivator ist. Der Mensch wirft erst dann seine ganze Seele in die Waagschale, wenn er glaubt, für irgendein höheres Ziel zu arbeiten. Ich habe sofort den Befehl zur Zerstörung des Lkws durch Fernzündung gegeben, als wir sahen, dass man ihn stoppen würde.«
    Andrej Rostow war nicht versöhnt. »Mundus Novus wird möglicherweise eine bessere Erklärung verlangen. Unsere Operation in Sellafield hätte gelingen müssen, das ist dir ja wohl klar. Andere Alternativen bieten sich uns ganz einfach nicht mehr. Die Verantwortung für die praktische Umsetzung der Operationen liegt bei dir, wie willst du jetzt weiter vorgehen? Ein neuer Anschlag kommt zumindest in nächster Zeit nicht in Frage, so viel verstehe auch ich von der direkten Aktion. Wir haben unsere Karten aufgedeckt, unser Hauptziel genannt.« Der Gesichtsausdruck und das Verhalten von Manas verrieten nichts, so sehr Rostow ihn auch unter Druck setzte. Man konnte einfach nicht abschätzen, ob in seinem Gefühlszustand irgendwelche Veränderungen vor sich gingen.
    »Ich trage die Verantwortung für die Planung der Operationen, nicht für deren Ausführung«, korrigierte Manas. »Ich kann nicht zur gleichen Zeit an mehreren Orten sein.«
    »Warum hast du nicht selbst an diesem Anschlag teilgenommen? Er war wichtiger als alle vorher.«
    Manas nahm an, dass Rostow dumme Fragen stellte, weil ein Mensch, wenn er wütend ist, das Enzym TPH absondert, das die Intelligenz vorübergehend herabsetzt. Allerdings würde er nicht den Fehler begehen, Andrej Rostow zu unterschätzen. »Die Behörden wissen, dass ich den Anschlag in Marcoule geleitet habe,und unser gemeinsamer Besuch in Barga bei Sabrina Pianini ist ihnen auch bekannt. In Großbritannien wurde für die Terrorismusgefahr die Stufe ›kritisch‹ ausgerufen, momentan sollte ich wirklich nicht dorthin reisen.«
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet, wie willst du weiter vorgehen?«, fragte Rostow.
    »Wir liefern einen Beweis unserer Macht und zwingen sie, uns zu geben, was wir haben wollen.«
    Rostow wartete vergeblich darauf, noch mehr zu

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