Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weiss

Weiss

Titel: Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
Vom Netzwerk:
Zollbeamten verantwortlich war, leistete ausgezeichnete Arbeit.
    Der Sattelzug hielt vor der roten, aus Holz errichteten Maschinenhalle an, und Krylow sprang hinaus, um die großen Schiebetore zu öffnen. Es tat gut, sich die Beine zu vertreten, sie waren in den letzten drei Tagen von Kiew über Minsk, Vilnius, Riga, Tallinn und St. Petersburg bis Ylämaa gefahren, zweitausend Kilometerund jede Menge Grenzübergänge. Hoffentlich war die Fracht nicht verdorben.
    Der Scania fuhr in die Halle, und die Tore wurden geschlossen. Krylow und der Fahrer öffneten die Türen des halbleeren Hängers und schoben Kisten mit Landmaschinenteilen und Zubehör beiseite, bis sie an die Bretterwand des an der Stirnseite eingebauten Verstecks herankamen.
    Krylow ächzte, als ihm der Fäkaliengestank ins Gesicht schlug.
    »Ein Kadaver. Das Herz hat wohl die Spritzen nicht vertragen«, sagte ein blasser Mann auf Russisch beim Verlassen des Verstecks, in dem er die Handelsware bewacht hatte.
    »Von denen ist immer eine krank oder einfach nur schwach. Und wir sind keine Ärzte, wenn jemand die Fahrt nicht durchsteht, dann ist er selber schuld. Begrab sie an derselben Stelle wie die anderen«, befahl Krylow und trat zur Seite, als das erste völlig verdreckte Mädchen angstvoll in der Tür des Verstecks erschien und die Augen zusammenkniff. Der Wille und der Widerstand der jungen Menschen wurden gebrochen, zum einen durch Gewalt und zum anderen, indem sie drogenabhängig gemacht wurden. Dabei musste man sehr genau aufpassen, Verletzungen, Überdosierungen und Selbstmorde durften nicht vorkommen.
    Krylow zerrte das Mädchen am Arm heraus und trieb auch die anderen lautstark zur Eile an, obwohl er wusste, dass sie kein Wort verstanden. Die begriffen aber trotzdem, worum es ging. Er wusste nicht einmal, in welchen Ländern man die Ware diesmal aufgetrieben hatte, am häufigsten wurde sie in Rumänien, Bulgarien, Albanien, Mazedonien, in der Ukraine und unter den Flüchtlingen auf dem Balkan beschafft. Dort, wo die Bedingungen so erbärmlich waren, dass die Menschen um jeden Preis wegwollten, und wo Geld so dringend benötigt wurde, dass man sogar bereit war, Menschen zu verkaufen. Kaufen war einfacher als entführen. In Südostasien, Afrika und Lateinamerika konnte man Kinder noch mühelos direkt von den Verwandten kaufen, in Europawar die Beschaffung von Ware komplizierter geworden, zugleich aber auch einträglicher.
    Die hier durften glücklich sein, dass sie in Finnland gelandet waren. Hier musste man unauffällig vorgehen, es kam also nicht in Frage, die Mädchen in Baustellenbaracken einzuschließen, die dann täglich Tausende Männer besuchten. In Paris und anderen Metropolen war das möglich. Das galt auch für den Handel mit Minderjährigen. In Großstädten konnte der Preis einer erstklassigen Jungfrau bei Versteigerungen auf mehrere zehntausend Euro klettern.
    Als auch das letzte übelriechende Mädchen den Auflieger verlassen hatte, entfernte Krylow eines der Bodenbretter und holte zwei große Stoffbeutel heraus. Er wusste nicht, was für Drogen sie diesmal enthielten, und er brauchte es auch gar nicht zu wissen, für die Herstellung und Verpackung der Drogen waren die Helfer von Arbuzow in St. Petersburg zuständig und für ihre Verteilung der finnische Polizeidirektor.
    Krylow trug die Beutel zur Tür des Büros und kehrte in die Halle zurück, wo die Jugendlichen in einer Reihe an der Wand standen. Ein abstoßender Anblick, die Ware sah erbärmlich aus, aber eine Dusche und zwei, drei gute Mahlzeiten würden zumindest bei denen, die nicht von Geburt an hässlich waren, Wunder bewirken. Es war Zeit für das Roulette.
    Er trat vor das erste Mädchen und drückte ihr grob den Mund auf, um den Zustand der Zähne zu beurteilen. Dann prüfte er die Brüste, drehte sie kurz herum, um den Hintern zu begutachten, und fragte in fünf verschiedenen Sprachen, mehr oder weniger richtig ausgesprochen, nach dem Alter.
»Возрасτ, age, vek, eră, moshë.«
    Das Mädchen antwortete in einer Sprache, die Krylow nicht verstand, er musste ihr zeigen, wie man mit den Fingern zählt. Das Fräulein war achtzehn Jahre alt, das bestmögliche Alter, legales Fleisch für jeden Verwendungszweck.
    Krylow überprüfte alle dreizehn, zehn Mädchen und drei Jungen, und verteilte sie, die einen kamen in Bordelle, die anderen würden verkauft. Dann befahl er dem Fahrer und dem Wächter, der seine Arbeit als Totengräber erledigt hatte, die Ware in die

Weitere Kostenlose Bücher