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Weiss

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Titel: Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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»Ermittlungen dieser Dimension dürften automatisch in die Zuständigkeit der KRP fallen. Kannst du die Sache erledigen?«
    »Kann ich.«
    »Ist das alles?«, fragte Fidel.
    Ukkola war überrascht, er hatte eine Standpauke erwartet. »Dann ist da noch Leo Kara. Der Mann vom UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung, der die Zahlungen von Kivijalka und Severnaja an Viktor Hofman untersucht. Er hat uns schon im letzten Jahr im Zusammenhang mit dem Fall Sibirtek große Schwierigkeiten bereitet.«
    »Kara ist bereits bei Palomaa gewesen und hat dort herumkrakeelt. Aber angeblich hat man ihn bereits außer Gefecht gesetzt, sein Chef wird dafür sorgen, dass uns durch die Informationen, die Kara beschafft hat, kein Schaden entsteht. Und er kommandiert Kara aus Finnland ab, wenn es Arbuzow befiehlt«, sagte Fidel, rollte die Zeitung zusammen und stand auf. »Wir verhalten uns ein paar Monate ganz ruhig, dann wird sich auch dieser Aufruhr von selbst legen.«
    So abweisend hatte ihn die Chefin des Kabinetts bisher nicht behandelt, überlegte Ukkola, als die kleine, dünne Frau auf dem Parkplatz der Kirche in ihr dunkles Mercedes-Coupé stieg.
    Jukka Ukkola trug die Verantwortung für die Geschäfte des Kabinetts mit Arbuzow, aber auch für das Verhalten seiner Exfrau, hoffentlich sah Fidel in ihm nicht denjenigen, der an den aktuellen Problemen schuld war. Er wusste leider nur zu genau, was daraus folgte.

14
    Samstag, 14. August
    Leo Kara trat aus der Duschkabine seines Hotelzimmers, trocknete sich ab und zog sich an. An seinem schwarzen Leinenhemd fehlte ein Knopf und an einer Hosentasche der Jeans ein paar Nieten. Auch die kalte Dusche hatte nicht geholfen, er verstand immer noch nicht, wie das passieren konnte: Er hatte Kati Soisalo mehr von seiner Lebensgeschichte erzählt als allen anderen Menschen zusammen in den letzten zwanzig Jahren. Das bereute er, den Sex hingegen nicht. Nur Menschen mit einem Netz sozialer Bindungen konnten behaupten, dass man Arbeit und Vergnügen nicht durcheinanderbringen sollte.
    Es war ein regnerischer Tag, also beschloss Kara, auf dem Elielinaukio ein Taxi zum Restaurant »Sea Horse« zu nehmen; Jussi Ketonen, der Exchef der Sicherheitspolizei, wollte, dass ihr Treffen in seinem Stammlokal stattfand, genau wie im letzten Jahr. Als er an der Hotelrezeption vorbeihastete, rief eine Angestellte, deren Gesicht ihm schon vertraut geworden war, mit lauter Stimme: »Leo Kara?«
    Er blieb stehen.
    »Zimmer 884. Hier ist ein Brief für Sie«, sagte die Frau. Kara holte den Umschlag, bedankte sich mit einem kurzen Lächeln und rannte durch den Regen zum Taxi.
    Während der Fahrt schaute er sich Helsinki an. Das Kinotheater »Bio Rex« im Glaspalast, das Einkaufszentrum »Forum«, die Buchhandlung »Suomalainen kirjakauppa« und das Warenhaus »Stockmann«, in dem er jedes Jahr einmal mit Emma herumgelaufen war. Sein Vater hatte die Angewohnheit gehabt, ihnen vorWeihnachten Geld zu geben, mit dem sie für Mutter ein Weihnachtsgeschenk kaufen sollten. Bei allem, was er sah, fiel ihm jetzt etwas aus der Vergangenheit ein; seine Kindheitserinnerungen waren nirgendwohin verschwunden, er hatte nach dem Herbst 1989 einfach nur aufgehört, an sie zu denken.
    Wenig später hielt er im Traditionslokal »Sea Horse« auf der Kapteeninkatu in Ullanlinna nach einem grauhaarigen, wohlbeleibten Mann mit Hosenträgern Ausschau und staunte, als er den abgemagerten Ketonen erblickte. Vor einem Jahr war sein Hemd über dem gewölbten Bauch straff gespannt gewesen, jetzt hing das grellgelbe Hawaiishirt herunter und sah aus wie ein Zelt. Kara vermutete, dass der Mann allein im Gesicht mehrere Kilo abgenommen hatte.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Ketonen gutgelaunt. »Wunderst du dich, wie ich aussehe? Ich habe Diabetes Typ 2. Nach Ansicht meiner Frau war das ein echter Glückstreffer, sie hatte nämlich Angst, ich könnte einen Herzinfarkt oder Schlaganfall bekommen. Die Zuckerkrankheit ist nicht ganz so gefährlich und lässt sich weitgehend mit einer Diät und mehr Bewegung, also mit Gewichtskontrolle, behandeln.«
    Kara setzte sich an den separaten Tisch und nahm die Speisekarte, die Ketonen ihm reichte. »Wie ich am Telefon gesagt habe, brauche ich wieder ein wenig Hilfe. Diesmal im Zusammenhang mit dem Kabinett.«
    Ketonen zog die Augenbrauen hoch und schaute ihn neugierig und zugleich erwartungsvoll an. Gerade als er etwas fragen wollte, kam die Kellnerin an den Tisch.
    »Eine Lachssuppe mit Sahne,

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