Weiss
würde sagen –
Angriff
auf Finnland der Schlüssel zu allem. Dessen Ziel und Motiv sind immer noch ein Rätsel. Aus irgendeinem Grund erarbeiteten die Abteilung für Internationale Beziehungen und die Abteilung für Propaganda beim Zentralkomitee der KPdSU 1986 unter strenger Geheimhaltung einen ganz einzigartigen Plan. Seine Bezeichnung war ›Komplexer Plan der Finnland betreffenden ideologischen Arbeit für die Jahre 1987–89‹. Ich kenne sogar das Aktenzeichen noch auswendig: St-34/6«, sagte Ketonen lachend und schob die Hände unter die schlaffen Hosenträger. »Das war ein echter großer ideologischer Angriff auf Finnland, der Plan einer gigantischen Gehirnwäsche, der sich gegen einen ganzen Staat richtete, und noch dazu gegen eine westliche Demokratie. Und er wurde voll und ganz umgesetzt, das weiß man. Obendrein fasste das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der Sowjetunion in denselben Jahren Dutzende streng geheime Beschlüsse in Bezug auf Finnland, deren Inhalt immer noch nicht offengelegt ist.«
Nun waren die Kohlrouladen mit Pilzen an der Reihe. Ketonen schnitt die Rouladen längs durch und quetschte Preiselbeermarmelade und ein Klümpchen Butter zwischen die Hälften.
»In den Jahren 1988 und 89 fing die Sowjetunion zudem an, in hektischem Tempo Gemeinschaftsunternehmen mit ihren ausländischen Partnern zu gründen, auch mit vielen finnischen Firmen. Diese Unternehmen entwickelten sich zu einem neuen wichtigen Kanal der Arbeit des KGB, der setzte natürlich seine eigenen Leute in all diese Joint Ventures.«
Ketonen schob ein Stück Kohlroulade in den Mund, und sein Gesichtsausdruck wurde ernst. »Das Kabinett spielte nach 1989 aufgrund dieser Entscheidungen, die man in der Sowjetunion getroffenhatte, eine große Rolle in Finnland, so viel habe ich seinerzeit herausgefunden.«
Zu seiner eigenen Überraschung geriet Kara in Wut und schnitt so ungestüm ein Stück vom Zwiebelsteak ab, dass sein Messer auf dem Teller knirschte. Ließ ihn denn dieses verdammte Jahr 1989 nicht wenigstens mal für eine Weile in Ruhe? »Das hilft mir nicht viel weiter.«
Ketonen schaute ihn mit väterlicher Miene streng an. »Als die Sowjetunion ein paar Jahre später zusammenbrach, wurde das gewaltige Vermögen der kommunistischen Partei im Wert von Milliarden mit Unterstützung des KGB und unter seiner Kontrolle in private Hände kanalisiert. Das Eigentum der Sowjetunion wurde mittels Geldwäsche in der ganzen Welt angelegt. Westliche Unternehmen, Stiftungen, Organisationen … alle verlässlichen Partner des KGB, die nur irgendwie konnten, beteiligten sich natürlich voller Begeisterung an diesem Prozess. So auch das Kabinett. Das waren stürmische Jahre«, sagte Ketonen und lachte. »Stell dir mal vor, da versuchten 1990 drei Russen bei einer finnischen Bank einfach so reichlich zehn Milliarden Dollar einzuzahlen, in bar, und wollten das Geld in die Schweiz überweisen.«
»Das Kabinett betrieb also Geldwäsche, es legte Eigentum der Sowjetunion in Finnland an?«, fragte Kara.
Ketonen nickte, trank etwas Sauermilch und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab.
»Wo hat das Kabinett das Geld aus Russland investiert?« Kara wollte es genauer wissen.
Ketonen hob die Arme.
»Ich brauche Namen«, sagte Kara. »Ich weiß nur, dass der stellvertretende Chef der KRP Jukka Ukkola eines der Mitglieder des Kabinetts ist.«
Ketonen schob wieder die Hände unter die Hosenträger. »Ukkola ist dort erst eingestiegen, als ich die SUPO bereits verlassen hatte. Das ist freilich schon ein paar Jahre her.«
»Über Ukkola werden wir kaum an das Kabinett herankommen, ich brauche den Namen einer Person, die … leichter verwundbar ist«, bat Kara.
»Den größten Teil meiner Informationen über das Kabinett habe ich vom ehemaligen Generaldirektor der Finnsteel AG Henri Pohjala erhalten, aber der ist letztes Jahr ums Leben gekommen, wie du weißt. Doch auch Pohjala war nicht bereit, Namen von Kabinettsmitgliedern zu verraten. Einmal, nach einem besonders feuchten Abendessen, hat er allerdings den Rufnamen Fidel erwähnt.«
Karas Frust wurde immer größer. »Du hast zweiunddreißig Jahre bei der finnischen Sicherheitspolizei gearbeitet, davon die letzten acht Jahre als ihr Chef, und du sagst, dass du jahrelang Untersuchungen zum Kabinett angestellt hast. Du musst doch irgendetwas wissen.«
Ketonen wirkte verärgert, er schaufelte die ganze Erdbeermarmelade vom Tellerrand auf den Stapel Eierkuchen, der inzwischen
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