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weißblau queer gestreift

weißblau queer gestreift

Titel: weißblau queer gestreift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brandl
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ich mit einem derart heißen Hasen ankomme!
    Nun steht Mandy lächelnd vor mir. Ich rieche ihr Parfum. Ein bisschen süß, aber zu ihr passt es.
    »Komm, du Rockerin!«, sagt sie neckisch und stolziert voran. Ich folge ihr zum Auto.
    Während der Fahrt nach Plattling zeigt sich Mandy munter und vergnügt. Sie stellt mir Fragen über die Disko, zu der wir fahren, und will wissen, welche Musik dort gespielt wird. In Plattling müssen wir noch eine Dreiviertelstunde auf den Zug warten, weil der erst kurz nach acht geht. Ich hatte total vergessen, vorher auf den Fahrplan zu sehen. Dabei weiß ich doch, dass die Züge nach München nur einmal die Stunde fahren. Wären wir zehn Minuten eher gestartet, hätten wir die frühere Bahn noch erwischt. Ist aber egal. Im Bahnhof ist ein kleines Café, und wir beschließen dort noch was zu trinken. Mandy bestellt sich einen Cappuccino, ich will ein Bier. Wir zahlen gleich, damit wir dann sofort los können.
    Mandy verrührt sorgfältig den Süßstoff in ihrer Tasse und ich nehme einen großen Schluck Helles.
    »Und?«, frage ich dann. »Wie geht’s dir, nach gestern?«
    Mandy blickt in ihren Kaffee. Plötzlich wirkt sie gar nicht mehr so heiter.
    »Naja. Weiß auch nicht. Lass uns bitte nicht über Marcel reden. Ich will mich heute von dem ganzen Mist ablenken.«
    »Ja, freilich. Lassen wir den Scheiß daheim. Erzähl’ mir was über dein Studium. Grundschullehramt, oder?«
    Das Thema gefällt Mandy. Schon beginnt sie eifrig zu berichten. Sie spricht über die Vorlesungen, die Dozenten, die Mitstudenten und die Prüfungen, die im Juli anstehen. Sie erzählt mehr, als ich erwartet hatte. Weitaus mehr, als mich interessiert. Aber ich lasse sie gern reden und versuche so zu wirken, als würde ich konzentriert zuhören. Immerhin strahlen ihre Augen jetzt wieder und sie ist guter Dinge. Ich möchte sie heute von ihrem Liebeskummer ablenken. Oder geht es mir nur darum, einen schönen Abend zu haben? Na, es wird wohl eine Mischung aus beidem sein: Ich will Party und ich will eine fröhliche Mandy an meiner Seite. Und das ist doch auch völlig legitim so.
    Verstohlen sehe ich immer wieder auf die Uhr. Da Mandy vor lauter Reden wahrscheinlich die Zeit vergisst, sollte ich ein wenig darauf achten. Sie ist schon eine echte Quasselstrippe. Ein Kerl würde sofort auf Durchzug schalten und ihr heimlich auf die Möpse starren. Letzteres tue ich fast gar nicht. Weil ich mich gut im Griff habe. Außerdem finde ich ihr Geplapper mit dem sächsischen Akzent alles andere als erotisch. Diese vielen »Ä’s« und »Ö’s« verträgt mein bayerisches Gehör nicht besonders gut. Ich stehe mehr auf bayerische Frauen oder auf Hamburgerinnen. Letztere haben so eine kühle Art und einen trockenen Humor. Ich hatte mal eine Kurzbeziehung mit einer Hamburgerin. Die Frau war klasse. Nur zu weit weg und zu untreu. Egal. Mandy passt jedenfalls überhaupt nicht in mein Beuteschema. Und sie passt auch nicht hierher. Das wird sie schon noch merken. Man kann aus hundert Metern Entfernung erkennen, dass sie nicht aus der Gegend kommt. Die Mandy aus Dresden. Ein echter Saupreiß, wie wir hier sagen …
    »Warum grinst du so, Heidi?«
    Als ich meinen Namen höre, bin ich wieder wach. »Ach, mei. Mich wundert nur, wie schnell du reden kannst.«
    »Machst du dich über mich lustig?«
    »Ein ganz kleines bisschen vielleicht.«
    Eine leichte Ärgerfalte bildet sich zwischen Mandys Brauen, verschwindet aber sofort wieder.
    »Du Nase«, sagt Mandy und lächelt mich an. »Sei ehrlich: Hast du mir überhaupt zugehört?«
    »Naja, größtenteils, also fast. Egal … Du, es ist schon fünf vor acht. Wir müssen langsam los, sonst fährt uns der Zug davon.«
    »Okay«, sagt Mandy und steht auf. Die Stelle zwischen ihren Augenbrauen ist glatt. Sie scheint es mir gar nicht übel zu nehmen, dass ich kaum zugehört habe. Sie ist wirklich ein gutmütiges Geschöpf. Und gerade die Lieben und Braven werden doch immer wieder verarscht im Leben. Kein Wunder also, das mit dem Marcel. Aber bestimmt hat sie bald einen neuen Lover. Die Burschen stehen schließlich auf Mandys.
    Während der Zugfahrt redet Mandy nicht ganz so viel. Dafür stellt sie mir zig neugierige Fragen, und weil sie die Antworten wissen will, lässt sie mich auch zu Wort kommen. Die meisten ihrer Fragen haben mit dem Lesbischsein zu tun. Ich antworte recht freimütig, sehe keinen Grund, Mandy etwas zu verheimlichen. Sie wird schon dichthalten. Außerdem weiß sie bereits

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