weißblau queer gestreift
Dann fragt Heidi mich nach meinem Getränkewunsch.
»Cola light«, sage ich.
Da schüttelt Heidi verständnislos den Kopf und fragt: »Warum das? Du musst doch heute nicht mehr Auto fahren, oder?«
»Ach so, ja. Stimmt. Was trinkt man denn hier so?«
»Also, ich trinke Bier. Die haben aber auch Sekt, Wein, Longdrinks und so Zeug.«
»Hm. Dann hätte ich gerne eine Weißweinschorle, wenn das geht.«
»Ist recht.«
Wieder dieses mütterliche Schmunzeln von Heidi. Jetzt stört es mich aber nicht, es beruhigt mich eher. Heidi wird schon auf mich aufpassen. Heidi hat das im Griff, sie kennt sich hier aus. Während Heidi zur Bar geht, schweift mein Blick durchs Lokal. Einige Frauen stehen oder sitzen herum, trinken und unterhalten sich. Es sind insgesamt vielleicht zwanzig oder fünfundzwanzig. Der Raum wirkt noch recht leer, aber die Musik ist schon richtig laut und flott. Das kenne ich vom Calypso , der Disko in Dresden, in der ich schon ein paar Mal war. Voll wird es erst gegen halb zwölf und getanzt wird immer erst ab Mitternacht. Offenbar ein ungeschriebenes Gesetz. Finde ich eigentlich doof, weil ich um Mitternacht meist schon wieder müde werde. Aber heute bleibe ich bestimmt hellwach.
Jetzt ist Heidi wieder da. Sie reicht mir die Weinschorle, hebt ihre Bierflasche und sagt: »Prost, Mandy, auf diesen Abend!«
Wir stoßen an und trinken.
»Und? Wie findest du den Laden?« Heidi muss brüllen, weil die Musik so laut ist.
»Interessant«, brülle ich zurück.
Dann sitzen wir eine Weile stumm nebeneinander. Ist ja auch wirklich anstrengend, sich hier zu unterhalten. Das macht aber nichts, denn es ist ganz angenehm hier so schweigend neben Heidi zu sitzen. Außerdem finde ich es faszinierend, die Lesben zu beobachten. Damit habe ich erst mal genug zu tun.
Irgendwann steht Heidi auf und ruft mir ins Ohr: »Ich geh’ mal schnell auf’s Klo, bin gleich wieder da!«
Ich nicke und sehe anschließend Heidi zu, wie sie zum WC schlendert. Dabei bleiben meine Augen an zwei Frauen hängen, die sich gerade innig küssen. Ich finde, das sieht seltsam aus, sehr ungewohnt. Aber die beiden scheinen echt verliebt zu sein. Von daher ist es schon wieder süß und romantisch. Ich muss an Marcel denken, und ein scharfer Stich geht durch mein Herz. Hach, Marcel, du blödes Arschloch …
Plötzlich stellt mir jemand von hinten ein Glas Sekt vor die Nase. Ich denke erst, es ist Heidi. Doch als ich mich umdrehe, sehe ich eine sehr große, mir unbekannte Frau mit wasserstoffblonder Stoppelfrisur. Sie steht direkt neben mir, steif und stramm wie ein Soldat. Ihr Gesicht ist ganz ernst, ihre stahlblauen Augen scheinen mich zu durchleuchten. Nein. Sie sagt nichts. Sie steht einfach nur da und starrt mich an. Mein Puls rast. Hilfe! Wo bleibt Heidi! Was soll ich jetzt tun? Was will die Frau von mir?
Ängstlich drehe ich meinen Kopf in die Richtung, in die Heidi verschwunden ist. Bitte, bitte, Heidi, komm doch zurück! Die blonde Lesbe verharrt stumm und regungslos neben mir. Ich spüre ihren Blick. Ich glaube, sie sieht mir auf den Busen. Das Herz schlägt mir bis zum Hals. Da endlich sehe ich Heidi kommen. Sie nähert sich mit flottem Schritt. Im Handumdrehen steht sie vor uns. Heidi widmet der Wasserstoffblonden einen strengen, fast vernichtenden Blick, nimmt das Sektglas und drückt es ihr in die Hand. Dann setzt sie sich neben mich und legt demonstrativ den Arm um meine Schultern. Die Unbekannte runzelt die Stirn, nickt und verschwindet. Wortlos, genau wie sie gekommen ist. Ich atme tief durch und schmiege mich an meine Retterin.
»Danke«, seufze ich aus ganzem Herzen. »Wenn du das nächste Mal auf’s Klo gehst, komme ich einfach mit!«
»Arme Mandy«, sagt Heidi und grinst. Dann nimmt sie ihren Arm wieder von mir. »Das kann dir hier schon mal passieren. Für die Frauen bist du ein heißer Fang.«
Ich spüre, wie mir Farbe ins Gesicht schießt. »Wie meinst du das?«
»Naja, schau dich doch mal an. Du siehst gut aus, hast eine tolle Figur, lange Haare, alles was dazugehört. Lesben wollen auch schöne Frauen, gerade die Maskulinen.«
»Ach, du heiliger Bimbam.« Ich beginne zu überlegen. »Darf ich dich was fragen, ohne dass du es mir übel nimmst?«
Heidi setzt ihr frechstes Grinsen auf. »Keine Sorge«, sagt sie. »Ich will nichts von dir, ganz bestimmt nicht. Bei mir bist du sicher.«
»Und warum willst du nichts von mir?«
»Ähm … weil … naja, zum einen bist du zu jung für mich. Und außerdem sind wir
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