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weißblau queer gestreift

weißblau queer gestreift

Titel: weißblau queer gestreift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brandl
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müsse, sei ebenfalls klar. Und sie hat sich für mich gefreut, dass ich schon neue Freunde gefunden habe.
    Gestern habe ich noch einen echt süßen Jungen kennen gelernt. Er heißt Jens und ist schon im dritten Semester. Babsi hat ihn mitgebacht, er ist ihr Bruder und studiert an der gleichen Uni wie wir. Jens und ich haben uns ewig unterhalten, über alles Mögliche. Er hat mir zum Abschied seine Telefonnummer gegeben und gesagt, dass er sich freuen würde, wenn ich mich bei ihm melde. Das fand ich echt lieb! Um zwei Uhr mussten wir leider alle gehen, weil das Lokal zugemacht hat. Ich hätte noch ewig da sitzen und plaudern können. Naja, wir werden uns ja alle wiedersehen. In der Uni und auch so. Bestimmt werden wir öfter gemeinsam weggehen. Und von Jens habe ich sowieso die Telefonnummer …
    Um halb drei bin ich endlich in Dabering. Ich parke das Auto vor dem Garten der Hinterdoblers und steige aus. Da kommt gerade Heidi aus der Gartentür.
    »Hallo Heidi! Du warst bei deinen Eltern?«
    »Ja. War kurz beim Kaffeetrinken.«
    »Wie schön! Bist du doch noch dort gewesen! Aber warum gehst du schon wieder?«
    »Weil es mir reicht. Nein, ich habe mich diesmal anständig benommen, keine Sorge! Aber ich steh’ nun mal nicht auf Kaffeekränze. Bin nur hin, damit wieder Frieden ist.«
    »Ah so. Schade, dass wir uns verpasst haben. Ich habe mich etwas verspätet, weil ich in Passau übernachtet habe.«
    »Ja, ich weiß. Und war’s schön?«
    »Ganz toll! Aber nimm’s mir nicht übel, Heidi, ich muss jetzt zu deinen Eltern. Bin schon spät genug dran. Reden wir ein anderes Mal weiter, ja?«
    »Mhm.«
    Ich verabschiede mich von Heidi und betrete den Garten der Hinterdoblers. Als ich einen kurzen Blick über die Schulter werfe, steht Heidi immer noch da. Was ihr wohl gerade durch den Kopf geht? Keine Ahnung. Manchmal werde ich aus ihr einfach nicht schlau.
     
    ◊◊◊
     
    Am Sonntag wurde ich das erste Mal von Mandy einfach stehen gelassen. Das fühlte sich merkwürdig an. Der Grund fürs Abwimmeln war mir schon klar, sie wollte schnellstmöglich zum Kaffeekranz kommen. Aber trotzdem: Irgendetwas scheint sich zwischen mir und Mandy geändert zu haben. Es ist schon ungewöhnlich genug, dass sie ein Gespräch mit mir einfach so abbricht und geht. Aber noch dazu habe ich sie seither nicht mehr gesehen. Vier Tage lang nicht! Sie klopft nicht an meine Tür, quasselt mich nicht voll, bleibt einfach fern. Will sie mir nur meine Ruhe lassen, damit ich an meiner Magisterarbeit schreiben kann? Oder verliert sie allmählich die Lust an unserer Freundschaft? Sicher hat sie inzwischen genug andere Freunde, Freunde, die nicht so schwierig sind wie ich. Ja, es sieht fast so aus, als wolle sie sich von mir entfernen. Aber das ist doch nicht fair! Warum sagt sie dann, ich werde sie so schnell nicht loswerden, weil ihr die Freundschaft wichtig ist? War das nur so ein Spruch? Vielleicht habe ich die Kleine überschätzt, vielleicht ist sie wesentlich unreifer und untreuer, als sie nach außen hin tut. Oder will sie abwarten, ob ich von alleine auf sie zukomme? Ebenfalls möglich.
    Na schön. Ich werde mal zu ihr gehen. Vom Rumsitzen und Grübeln werde ich auch nicht schlauer. Ich gehe die Treppe hinab und poche gegen Mandys Tür. Mehrmals und laut. Doch die Tür bleibt verschlossen. Mandy scheint nicht da zu sein. Womöglich ist sie wieder bei ihren neuen Freunden. Ein Anflug von Eifersucht überkommt mich. Verdammt, bin ich ihr denn gar nicht mehr wichtig?
    Was nun? Ich mag nicht mehr über Mandy nachdenken. Der Gedanke an sie macht mich so wütend! Ich sollte irgendetwas tun, um mich abzulenken. Wie wär’s mit Einkaufen? Mein Kühlschrank ist ohnehin fast leer. Na gut, dann mache ich das. Hauptsache, Mandy geht mir ein wenig aus dem Kopf. Ich darf mich nicht noch mehr in die Sache hineinsteigern. Da laufe ich lieber durch den Supermarkt und vergleiche die Preise. Mal sehen, was für zehn Euro so drin ist. Mehr sollte ich nicht ausgeben, mein Verdienst vom Globus kommt erst Ende der Woche aufs Konto. Na gut, dann gehe ich mal los, um mir Mamas Auto zu borgen.
    Als ich auf das Haus meiner Eltern zugehe, sehe ich das neue Traumpaar auf der Terrasse sitzen: meine Mutter und Mandy. Daneben mein Vater. Aber da sitzt noch eine vierte Person mit am Tisch … Im ersten Moment denke ich, es ist Jockl. Doch nein, der Bursche ist zwar auch blond, aber viel kleiner und dünner. Skeptisch mustere ich den Fremdling, während ich mich ihm nähere.

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