weißblau queer gestreift
hängen. Sieht wirklich gut aus! Da kein Gast von außerhalb da ist, muss ich mich selbst bedienen. Ich schütte ordentlich Milch und Zucker in meinen Kaffee und schneide mir ein großes Stück von der Schwarzwälder Kirschtorte ab.
»Wo ist denn Mandy?«, frage ich und schiebe mir Torte in den Mund.
Meine Mutter antwortet: »Ah, die hat gesagt, dass sie ein bisserl später kommt. Die hat heut’ in Passau übernachtet.«
»Was hat’s denn in Passau gemacht?«
»Sich mit ein paar Freunden vom Studium getroffen. Werden ein wenig gefeiert haben, die jungen Leut’. Und dann hat Mandy bei einer ihrer Freundinnen geschlafen.«
»Aha.«
»Hast du nicht gewusst, dass die Mandy über’s Wochenend’ in Passau ist?«
Ich schüttle den Kopf. Während ich das Tortenstück aufesse, denke ich über Mandy nach. Sie hat also schon neue Freunde an der Uni gefunden. War auch nicht anders zu erwarten gewesen. Ich hatte an der Uni, als ich noch zu den Vorlesungen musste, nur wenige Freunde. Eigentlich nur zwei, um genau zu sein. Aber enge Freundschaften waren das auch nicht. Naja. Ich habe ja recht oft die Vorlesungen geschwänzt. Und wenn ich mal da war, war ich meist recht stumm, müde und grantig. Wer will schon so eine Freundin haben? Seit drei Semestern schreibe ich nun daheim an meiner Abschlussarbeit. Kontakte zu ehemaligen Mitstudenten habe ich keine mehr.
Still esse ich meine Torte und lausche dem Dialog zwischen meiner Mutter und Hilde. Sie unterhalten sich angeregt über die neue Brigitte- Diät. Kurz darauf sprechen sie über Kuchenrezepte. Ganz angestrengt ratschen sie, als ginge es um hohe und bedeutende Politik. Mein Vater und der Schorsch hingegen sind recht schweigsam. Genau wie ich. Hin und wieder macht der Schorsch einen trockenen Kommentar über Hildes Diäten und deren mangelnden Erfolg. Mein Vater stimmt ihm meist mit einem Nicken oder einem Brummen zu. Als er seinen Kaffee getrunken hat, holt er sich ein Bier. Ganz automatisch nimmt er dem Schorsch eines mit. Ich lade mir ein zweites Stück Torte auf den Teller und sehe verstohlen auf die Uhr. Die Zeit will gar nicht so recht vergehen. Ich sitze erst seit zwanzig Minuten hier, und es kommt mir so vor, als dauere das alles schon Stunden. Egal, ich werde bald wieder gehen. Erstens sowieso und zweitens muss ich auch Mandy nicht unbedingt begegnen. Wegen ihr und weil sich dazu meine Mutter bestimmt wieder ganz albern und künstlich benimmt, wenn das Mädel da ist.
Kapitel 6
Ich fahre schnell, da ich spät dran bin und die Hinterdoblers nicht zu lange warten lassen will. Außerdem freue ich mich auf das Kaffeetrinken. Ich habe extra nur eine Orange gefrühstückt, damit ich mir den Appetit für die Torte aufspare. Und viel Zeit zum Essen hatte ich ohnehin nicht, weil ich erst mittags aufgestanden bin. Ich war aber auch gestern bis um halb vier wach, da ich noch so lange mit Susi geplaudert habe. Susi ist eine ganz Liebe, wir haben uns schon richtig gut angefreundet. Ich fand es echt nett von ihr, dass sie mir gleich angeboten hat, bei ihr zu übernachten. Nach dem Frühstück bei Susi habe ich mich aber ganz schnell zurechtgemacht und Maria angerufen, um ihr zu sagen, dass ich ein wenig später komme.
Maria hat mir inzwischen das Du angeboten. Sie scheint mich wirklich gern zu haben. Im Gegensatz zu Heidi hat sie immer Zeit für mich. Die beiden sind wirklich sehr verschieden. Kaum zu glauben, dass sie Mutter und Tochter sind. Zu Herrn Hinterdobler darf ich jetzt »Franz« sagen. Er ist ein ganz Ruhiger, aber er begrüßt mich stets nett, und immer öfter setzt er sich auch zu uns. Hin und wieder erzählt er ein bisschen was, zum Beispiel über seine Arbeit damals, bei der Post. Aber mehr als ein paar Sätze am Stück spricht er nie. Manchmal erinnert er mich ein wenig an Heidi, wenn er so nachdenklich guckt oder still in sich hineinschmunzelt. Auch seine hellblauen Augen ähneln denen von Heidi. Ich glaube, Franz ist ein intelligenter Mann. Er mag das vielleicht nicht so nach außen kehren und lieber für sich behalten.
Huch, ich sollte besser auf den Tacho schauen! Nicht, dass ich noch geblitzt werde!
Ich drossle das Tempo und sehe ungeduldig auf die Uhr. Schon Viertel nach zwei. Ich hasse es, mich zu verspäten. Aber ich sollte gelassen bleiben. Maria und Franz wissen ja, dass ich später komme. Und Maria meinte, es sei gar kein Problem. Junge Leute sollten auch mal weggehen und sich ordentlich amüsieren. Dass man danach richtig ausschlafen
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