weißblau queer gestreift
mir hoch. Die große, ungeschickte, traurige Heidi. Bestimmt würde ihr eine Umarmung jetzt genauso gut tun wie mir.
Kapitel 8
Ich stehe vor dem Haus meines Bruders. Mein Herz rast. Wie Hilde auf mich reagieren wird? Oder Schorsch? Vielleicht öffnet er heute die Tür … Ich gebe mir einen Ruck und läute. Flehend starre ich auf das dunkle Holz, hoffe, dass die Tür geschlossen bleibt. Was natürlich total unwahrscheinlich ist. Schon geht die Tür auf. Und Hilde steht vor mir. »Grüß dich, Adelheid. Bist du wieder gesund?«
»Ähm, ja.«
»Na, dann komm! Fahren wir los.«
Als wir im Auto sitzen, schweigen wir uns an. Wie immer eigentlich. Aber heute wird mir dabei ganz unheimlich zumute. Richtig schwindlig ist mir schon. Was Hilde von mir denken mag? Ob sie mich auf diese Sache anspricht? Ganz vorsichtig schiele ich in ihre Richtung. Da dreht Hilde ihren Kopf zu mir und grinst.
Ich schlucke. »Warum grinst du so?«, frage ich heiser.
»Ach, nur so. Ich find’s übrigens super, dass es endlich heraus ist.«
Mein Herz setzt einen Moment aus. »Was?«
»Na, dass du eine Lesbe bist. Das hab’ ich mir fei schon länger gedacht.«
»Ach so? Dann findest du das nicht schlimm?«
»Geh, Adelheid! Ich leb’ doch nicht hinterm Mond. Warum sollte ich das schlimm finden? Es gibt halt solche Menschen und solche Menschen. Das hat’s schon immer gegeben.«
Verblüfft starre ich auf Hilde. Diese Reaktion hatte ich garantiert nicht von ihr erwartet.
»Und Schorsch?«, frage ich. »Was sagt der Schorsch dazu?«
»Dem ist das ziemlich egal. Er hat sich nur gewundert, dass du das so lange verheimlicht hast.«
»Ach so.«
»Hast Angst gehabt, gell? Vor dem, was die Leute reden?«
»Ja.«
»Mei, einige hier denken recht altmodisch. So wie die Winkelmoserin. Aber die Leut’ werden das schon noch akzeptieren.«
»Hm. Weißt du was von der Winkelmoserin? Lebt’s noch?«
»Ja, sie lebt. Liegt aber weiterhin auf der Intensivstation. Dass es mit der noch was wird, bezweifle ich. Ist ja schon 88 Jahr’ alt und hat zig Gebrechen.«
»Hätt’ sie sich halt nicht so aufgeregt.«
»Das denk ich mir auch«, sagt Hilde, schmunzelt und schweigt wieder.
Ich blicke auf meine Schwägerin. Anscheinend ist sie gar nicht so übel. Sie hat jedenfalls mehr zu bieten als ihr leeres Geschwätz über Diäten und Kuchenrezepte.
Die Arbeit im Globus geht mir überraschend gut von der Hand. Eigentlich ist es gar nicht schlecht, dass ich was zu tun habe. Das lenkt mich ein wenig von meinem Frust ab. Dennoch muss ich immer wieder an Birgit denken. Hauptsächlich an ihre traurige Stimme am Ende unseres Telefonats. Ich habe mich wirklich dumm benommen. Erst bin ich enttäuscht, dass sie am Apparat ist, und lasse das auch noch heraushängen, und dann druckse ich blöd herum, als sie mich fragt, was ich für Mandy empfinde. So ein Scheiß! Dabei scheint mich Birgit echt gern zu haben, womöglich ist sie sogar ein bisschen in mich verliebt. Habe ich nicht genau auf so einen Glückstreffer schon ewig gewartet? Wäre nur der ganze Trubel mit Mandy nicht … Wir könnten vielleicht schon ein Paar sein, Birgit und ich. Kann ich denn nie Glück mit den Frauen haben? Kaum mache ich mal ein paar Schritte in die richtige Richtung, rollt mir sofort was vor die Füße und ich falle mit voller Wucht auf die Schnauze.
Die Gedanken an Birgit, begleiten mich noch bei der Heimfahrt. Ich erzähle auch Hilde davon. Eigentlich hat sie mich nach Mandy gefragt, wie es ihr denn so geht und wie wir miteinander auskommen. Da habe ich ihr von dem unsinnigen Gerücht berichtet, mit dem Mandy derzeit im Dorf zu kämpfen hat. Und davon, dass ich mit ihr zerstritten bin und warum. Dann beginne ich von Birgit zu erzählen und von unserem gestrigen Telefonat. »Ich hab’s echt vermasselt«, schließe ich meine Ausführungen. »Dabei hätte mit Birgit alles so einfach sein können. Oh mei. Da ist wohl nix mehr zu machen …«
»Meinst du? Birgit scheint dich echt gern zu haben. Willst du sie nicht noch mal anrufen und mit ihr reden?«
»Ich weiß nicht recht …«
»Einen Versuch könnte es doch wert sein, hm?«
»Hm.«
Wir sind bereits in Dabering angekommen. Hilde parkt das Auto vor ihrem Haus. Wahnsinn, ist die Fahrt heute schnell vergangen! Wahnsinn auch, wie viel ich mit Hilde geredet habe! Ich glaube, wir haben an diesem Abend mehr Wörter gewechselt als in den letzten acht Jahren zusammen.
Hilde sieht mich an. »Servus, Adelheid. Bis morgen. Und
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