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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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zwischen den Parteien entkrampfte sich spürbar.
    Der Kommissär wollte sich nicht vorwerfen lassen, wichtige Erkenntnisse zur Aufklärung eines Mordfalles ausgeschlagen zu haben und bat folgerichtig den Professor, die Vermessung vornehmen zu lassen. Schnell wurde bei einer Überprüfung an der Leiche offensichtlich, dass der Tote nicht nur größer, sondern auch viel kräftiger gebaut war als die Gebrüder Klotz.
    Aber der Kommissär gab noch nicht auf, er wandte sich noch einmal an Franz. „Wie können Sie die Behauptung, Sie und Ihr Bruder besäßen dieselbe Statur, beweisen. Ihre Anzugtheorie ist mir etwas zu vage.“
    Füße – fiel es Franz plötzlich ein. Das Sammelsurium an Geschäftsbriefen in Johanns Sekretär enthielt unter anderem eine Mitteilung eines Rostocker Schuhmachermeisters, der dem Bruder die Fertigstellung eines Paares Winterstiefel angezeigt hatte. Wenn der Meister die Stiefel zur Abholung hatte anbieten können, hatte er zuvor an Johann Maß nehmen und Leisten anfertigen müssen.
    Er wollte den Vergleich mit den Füßen der Leiche vorschlagen, bei dem er sich sicher war, es bestehe ein erheblicher Größenunterschied, als sich noch jemand für ihn verwandte.
    „Ich kann die Angaben des Herrn bestätigen.“
    Der Kommissär drehte sich mit einem erstaunten Ausdruck dem Manne zu, dem er die Stimme zuordnete. „Herr Professor?“
    „In der Tat, Herr Kommissär! Ich kenne den Studiosus Johann von Klotz. Der junge Mann studiert nämlich schon im zweiten Jahr an unserer Einrichtung und das ist in der heutigen Zeit eher ungewöhnlich. Daher ist er mir aufgefallen, obwohl er sich nicht an der Medizinischen Fakultät eingeschrieben hat.“
    „Was meinen Sie mit ‚eher ungewöhnlich‘?“, fragte der Beamte.
    „Tja, Herr Kommissär, wir leiden seit vielen Jahren an Studentenmangel und wenn unser Landesvater angehenden Juristen, Ärzten und Lehrern, die sich in unserem schönen Mecklenburg niederlassen möchten oder eine Anstellung anstreben, nicht ein Pflichtjahr an der Rostocker Universität per Erlass abverlangte, hätten wir die für unsere Stadt so wichtige Bildungsstätte vermutlich nicht länger am Leben erhalten können.“ Josephi zwinkerte Franz vertraulich zu. „Es gibt also pro Jahrgang nur sehr wenige Studenten. Und die Zahl derer, die mehr als das eine Pflichtjahr an unserer alma mater absolvieren, ist noch geringer. Und die fallen mir halt auf.“ Der Professor machte ein paar Schritte in Franz’ Richtung und präsentierte ihn dem Kommissär wie ein Ausstellungsstück aus seiner anatomischen Präparatsammlung. Er packte ihn von hinten bei den Schultern und schob ihn ein Stück vor sich her. „Ich habe mich immerzu gefragt, an wen mich der junge Mann erinnert, es ist mir eben erst eingefallen. Ich hoffe, Sie sehen es mir nach“, setzte er versöhnlich hinzu und ließ dabei offen, ob er Goltzow oder Franz meinte.
    Franz glaubte, jetzt sei es an der Zeit, seine Trumpfkarte auszuspielen. „Mein Bruder hat sich bei einem hiesigen Schuhmachermeister Stiefel anfertigen lassen. Der Meister unterstützt gewiss Ihre Ermittlungen und wird die Leisten zu einem Größenvergleich mit den Füßen des Mordopfers zur Verfügung stellen. Ich kann Ihnen die Adresse noch heute zukommen lassen“, bot er an, dabei schaute er den Beamten herausfordernd an. Er erwartete ein abschließendes Resümee und wurde nicht enttäuscht.
    „Gut, meine Herren, lassen Sie mich nachfolgend zusammenfassen“, begann der Kommissär gewohnt souverän. „Erstens: Die Herkunft und Identität des Toten bleibt weiterhin ungeklärt.
    Zweitens: Es gibt einen weiteren Fall zu bearbeiten, nämlich das Verschwinden des Rostocker Studenten Johann von Klotz.“ Damit warf der Kommissär Franz den Ball zu und erinnerte daran, Johann liege zwar nicht grässlich verstümmelt vor ihnen, bliebe aber nach wie vor verschwunden.
    Franz’ Hochstimmung verflog, aber das Gefühl der Erleichterung konnte er festhalten.
    Der Kommissär sah offensichtlich keine Veranlassung, noch länger in fäulnisschwangerer Luft Ermittlungen anzustellen, die in einer Sackgasse angekommen waren. Er verabschiedete sich von allen Anwesenden. Auch vor Franz lüftete er höflich den Hut. „Ich danke Ihnen für die Zusammenarbeit, Leutnant von Klotz. Ich hoffe, wir müssen uns nicht unter ähnlichen Umständen wiedersehen.“
    „Sie sprechen mir aus dem Herzen, Herr Kommissär“, antwortete Franz ohne Groll.
    Damit war der Ermittler verschwunden. Franz

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