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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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vor meine Erleichterung, dass dir vorhin großer Kummer erspart geblieben ist?“
    Franz erschrak, weil er Ernst ein weiteres Mal verletzt hatte. „Nein, nein!“, wehrte er ab, „das glaube ich nicht! Ich höre jetzt auch auf, dummes Zeug zu plappern. Nur eines möchte ich noch sagen: Ich bin dir für deine selbstlose Hilfe unendlich dankbar.“
    Amüsiert über den hastigen Wiedergutmachungsversuch konnte Ernst nicht länger böse sein. Er lenkte das Gespräch auf Dinge, die ihm am Herzen lagen. „Hast du dich beim Anblick der Leiche auch gefragt, wie jemand dazu imstande ist, einen Menschen so zu verstümmeln?“
    Dem Soldaten fiel sofort dieses und jenes ein, war jedoch darauf bedacht, kein weiteres Mal zu schockieren, nickte deshalb nur und wartete, was Ernst dazu zu sagen habe.
    „Die Sache hat mich betroffen gemacht. Ich finde, wir Mediziner sind es dem Opfer einfach schuldig, dabei zu helfen, das Verbrechen aufzuklären. Nach unserer vielgeschmähten Arbeit werden Professor Josephi und ich wissen, wie das Opfer zu Tode gekommen ist.“
    „Ich dachte, das sei offensichtlich.“ Sofort bereute Franz, nicht den Mund gehalten zu haben, hatte er doch kurz zuvor gelobt, nie wieder vorschnell daherzuplappern. Er biss sich schuldbewusst auf die Zunge.
    „Da weiß ich aber schon mehr als du“, erwiderte Ernst überlegen.
    Franz war erleichtert, nicht erneut Anstoß genommen zu haben und belohnte den Arzt mit einem erstaunten Blick.
    „Professor Josephi hat mich schon wissen lassen, dass der Tote vermutlich von hinten erstochen worden sei. Nach Untersuchung des Stichkanals können wir unsere Schlüsse zur Todesursache, zur verwendeten Waffe und vielleicht sogar zu dem Täter ziehen.“
    Franz war nun doch beeindruckt, und sah die Notwendigkeit, Obduktionen durchzuführen, in einem anderen Licht. „Dann ist also der Professor vom Kommissär beauftragt worden, so etwas herauszufinden?“, stellte er fest.
    „Das Gericht erteilt die Anordnung, und Doktor Josephi kann mich als Kollegen zu der Untersuchung hinzuziehen. Oder fällt dir eine legale Möglichkeit ein, an die Untersuchungsergebnisse heranzukommen?“
    Franz beschlich ein ungutes Gefühl. „Du nimmst an, es gäbe eine Verbindung zwischen dem Toten und meinem Bruder?“, fragte er reserviert.
    Ernst schaute Franz vorsichtig von der Seite an und formulierte sehr behutsam: „Ich dachte zunächst daran, es könnte nicht schaden, mehr von ihm zu wissen, als in der Zeitung steht. Nachdem zu vermuten bleibt, dass der Tote kein Rostocker Bürger ist, sind die Behörden gezwungen, die Ermittlungen auszudehnen. In dem Falle wird sich die Justiz Kanzlei einschalten.“
    „Meine Anzeige ... glaubst du, Goltzow kümmert sich darum?“
    „Er ist sogar von Amts wegen dazu verpflichtet. An deiner Stelle würde ich schnellstens Johanns Unterlagen durchsehen, bevor dir der Kommissär zuvorkommt und die Sachen als Beweismaterial beschlagnahmt. Oder willst du abwarten, was die Polizei herausbekommt?“
    Franz schüttelte energisch den Kopf. „O nein! Auf gar keinen Fall, dann könnte ich ebenso gut gleich abreisen“, sagte er leidenschaftlich und zog die Mundwinkel herunter. Vor seinem inneren Auge stiegen bereits Bilder auf, in denen Mudder Schultzen den Polizeibeamten in Johanns Wohnung herumwühlen lassen muss.
    Plötzlich hatte er es sehr eilig. „Ernst, du hast recht! Sei mir bitte nicht böse, wenn ich dich jetzt deiner Aufgabe überlasse, aber ich muss weg. Ich werde das Gefühl nicht los, Goltzow ist schon dabei, sich mit Johanns Korrespondenzen aus dem Staub zu machen.“
    „Mach dir um mich keine Sorgen. Ich habe zwar meiner Frau versprochen, heute pünktlich zu sein. Aber sie wird mir ohnehin in den Ohren liegen, weil ich wieder einmal nach Leiche stinke. Treffen wir uns morgen wieder? Zur selben Zeit in meiner Praxis?
    „Ja gern, wir sehen uns also morgen und grüß unbekannterweise deine Angetraute recht schön von mir.“
    Franz machte auf dem Hacken kehrt und stob davon.
     

Marie
     
    Die Schockwelle des Schnitts setzte sich vom Halm bis in die Ähre fort. Ein kurzes Zittern lief durch die Pflanzen, bevor die Sensen ihr Werk vollbrachten. Das Geräusch des scharfen Stahls, der mit einer einzigen Bewegung viele hundert Halme unerbittlich von den Wurzeln trennte, wiederholte sich ein um das andere Mal. Mäuse und Hamster spürten die ungewohnten Schwingungen und ergriffen panisch die Flucht.
    Seit dem frühen Morgen schlugen die Männer ihre

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