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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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Zusammenkunft keine Gedanken machen sollten. Sagten Sie nicht, Sie hätten einen hervorragenden Brandmeister?“
    Der Graf nickte amüsiert.
    „Na bitte, dann ist hier doch alles in bester Ordnung und wir hätten uns nur um unsere Angelegenheiten zu kümmern. Ist es nicht so? Ansonsten vertrauen Sie Stein das ganze Jahr die Verwaltung Ihres Gutes an?“
    „Sie haben eine seltene Gabe, Baron, Sie sind ungeheuer überzeugend und man kann Ihnen nicht länger als einen Augenblick böse sein.“
    „Es freut mich, wenn Sie mir nichts nachtragen, Graf, dann fühle ich mich gleich bedeutend wohler. Kommen Sie, ich spendiere eine gute Zigarre und Sie erklären Ihrem Herrn Stein die neue Situation.“
    Es dauerte nicht lange, da widmeten sich die drei Männer mit Hingabe dem blauen Dunst und dem edlen Tropfen, wobei sie die Reisepläne zur Nebensache degradierten.
     

Ein Held unserer Tage
     
    „Nein, nein! Keine Rosen bitte“, rief Franz der Markthändlerin zu, die daraufhin erschrocken von den stacheligen Stängeln der Königin der Blumen abließ. Vorsichtig griff sie nach weißgelben Margeritten und majestätischen Lilien, dabei misstrauisch ihren wählerischen Kunden beäugend, ob er auch etwas gegen diese Sorten einzuwenden hätte. Offenbar galt dessen Abneigung nur den Rosen und so stellte die Frau mit Hilfe von Schleierkraut und dickfleischigen Bergenienblättern ein hübsch arrangiertes Bukett zusammen. Schließlich hielt sie es ihrem Kunden zur Begutachtung und Genehmigung unter die Nase.
    „Oh, sehr schön haben Sie das gemacht“, lobte Franz das Ergebnis ihrer Kunst.
    Versöhnt durch seine Anerkennung nannte sie ihren Preis, der doch nicht so hoch ausfiel, wie sie insgeheim beschlossen hatte. Franz bezahlte und wünschte einen guten Tag.
    „Netter Junge“, murmelte die Blumenfrau beeindruckt und schaute dem jungen Mann noch eine Weile nach, bis sie erneut von einem Kunden in Anspruch genommen wurde.
     
    Johanns Wohnung machte nach Franz’ Detektivarbeit der vergangenen Tage einen vernachlässigten Eindruck. Doch das Chaos hatte für Franz Methode und nur das zählte. Er hatte nicht vor, Gäste in der Studierstube seines Bruders zu empfangen und falls sich tatsächlich jemand hierher verirren sollte, was er nebenbei für ziemlich unwahrscheinlich hielt, musste der Ungebetene halt mit einem Platz zwischen Ausarbeitungen zu ökonomischen Belangen und diversen Kaufbelegen vorlieb nehmen.
    Franz kramte gerade nach einem geeigneten Gefäß, damit der Strauß bis zu seiner Überreichung keinen Schaden nehme, als es klopfte. Er vermutete Mudder Schultzen hinter der Tür und stellte augenblicklich Überlegungen an, welches Anliegen die Wirtin die Treppe hinaufgetrieben habe. Gewiss die schlichte Neugier für wen die Blumen bestimmt seien, die sie durch ihre Fenster zur Straße hin längst erspäht haben mochte.
    „Hoffentlich werde ich nicht auch mal so, wenn ich alt bin“, brummte er missbilligend in die stumme Unordnung des Zimmers. Als er sich der Tür näherte, vergegenwärtigte er sich, die verräterischen Stufen nicht knarren gehört zu haben. Er blieb stehen, horchte angestrengt und meinte, hinter der soliden Tür eindeutig Geflüster wahrzunehmen.
    Warum sollte Mudder Schultzen dort stehen und flüstern? Sie war zwar ein wenig verschroben, hatte aber ihre Gedanken noch gut beieinander. Wenn man flüstert, so dachte er, will man in der Regel etwas verheimlichen. Franz kombinierte blitzschnell. Vor seiner Tür standen mindestens zwei Personen. Allein flüsterte man nicht, es sei denn, man hatte seine Gedanken eben nicht mehr beieinander. Außerdem dürften die Klopfer schon vor seinem Eintreffen die ächzenden Stufen passiert haben. Hatte im dunklen Flur schon jemand gelauert?
    Instinktiv tastete Franz nach seinem Stilett. Er dachte an Johanns unbekanntes Schicksal und an die Leiche im Zergliederungshaus. Einer plötzlichen Eingebung folgend riss er die Tür auf, im nächsten Augenblick stürmte er mit gezückter Waffe auf den schummrigen Flur.
    Eine Halbwüchsige schlug sich die Hände vors Gesicht und stieß einen Schrei aus. Sie wich jedoch zur falschen Seite aus, sah nun ihren Rückzug von einem wild dreinschauenden Mann versperrt. Ein anderes Mädchen rannte unter Gepolter die Treppe hinunter. Franz erfasste die Situation sofort, entspannte sich augenblicklich. Er ließ verschämt die Waffe verschwinden und blieb am oberen Brüstungsgeländer stehen, ohne das Mädchen auf der Galerie aus den Augen

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