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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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Anwesenden kund.
    Es entstand eine peinliche Pause. Charlotte, die bereits eine Weile um den Erfolg ihrer Abendgesellschaft gebangt hatte, blickte hilfesuchend zu ihrem Gatten hinüber. Ernst erfasste die Situation sofort und versuchte sich in der Kunst der Diplomatie: „Äh, ja ... mit Rücksicht auf die Damen sind wir dir überaus dankbar, dass du auf die unschönen Details verzichtest.“ Er lächelte unsicher, jedoch als seine Gäste taktvoll zustimmten, setzte er ermutigt hinzu: „Viel wichtiger bleibt doch deine Aufgabe, mein lieber Franz, die Genialität unseres Fürsten Blücher herauszustellen. Wie ich deinen bisherigen Schilderungen entnehme, steuerst du geradewegs auf die Schlacht bei Leipzig zu.“ In Ernsts Gesicht stand die große Bitte, jetzt nur nicht im Stich gelassen zu werden.
    Franz resignierte und ergab sich den Fängen gesellschaftlicher Konvention.
    „Nun gut, wenn Sie unbedingt meinem leidenschaftslosen Bericht folgen wollen“, brummte er verstimmt, „Blücher traf sich kurze Zeit später mit Bernadotte. Beide Heerführer vereinbarten den gemeinsamen Marsch nach Leipzig. Als jedoch Napoleons Armee auf der Meißner Straße vorrückte, beharrte Bernadotte bereits auf Rückzug hinter die Elbe. Aber Blücher schaffte es, ihn davon abzubringen. Die Nordarmee sollte Stellung hinter der Saale bei Wettin beziehen und eine Brücke über den Fluss bauen. Ein Rückzug über die Mulde, die ja noch vor der Elbe liegt, wäre ohnehin schwergefallen, weil sämtliche Muldebrücken zerstört worden waren.“
    „Wie lange dauert so ein Brückenbau“, fragte schüchtern ein dünnes Stimmchen, das einer mageren Dame mit außerordentlichem Appetit gehörte. Jedenfalls hatte Franz gesehen, wie jene Dame gewaltige Portionen verdrückt hatte.
    „Das kommt auf den Fluss und die örtlichen Gegebenheiten an, gnädige Frau. Die Elbe ist ein kräftig dahinströmendes Gewässer, das in jenem Spätsommer und Herbst viel Wasser führte. Unsere Pioniertruppe, natürlich tatkräftig unterstützt von einer Vielzahl Gemeiner, benötigte dennoch acht Tage, um die schwimmende Konstruktion fertigzustellen. So ein Bauwerk muss besonders den Belastungen beim Transport schwerer Geschütze standhalten. Ein Flussübergang ist immer ein strategisches Moment und darf nicht unterschätzt werden. Beschuss beim Überqueren eines Gewässers hat verheerende Folgen, besonders was die Verluste an Material betrifft. Zudem können Verbände geteilt oder ein neuerlicher Rückzug unmöglich gemacht werden, sollte eine Brücke zerstört werden. Aber ich schweife ab, wir wollten doch Blüchers Feldherrengeschick beleuchten.
    Also – wir befanden uns mit unseren Kolonnen auf der Chaussee von Magdeburg in Richtung Halle, als wir feststellen mussten, Bernadotte habe keine Saalebrücke bauen lassen, zog stattdessen in Eilmärschen die Chaussee entlang, jedoch nicht in Richtung Südosten, dem Feind entgegen, sondern in Richtung Norden.
    Unterdessen hatte Napoleon seine Kräfte bei Düben an der Mulde konzentriert und den vereinigt geglaubten Armeen eine Schlacht angeboten, zu der es jedoch nicht kommen sollte. Der Kaiser geriet zunehmend in die Klemme. Er hatte nur noch vier Tage Zeit, um eine Entscheidung zu seinen Gunsten zu erzwingen, weil unsere Hauptarmee von Süden nachrückte. Deshalb wich er nach Norden in Richtung Wittenberg aus. Der alte Fuchs wollte unserem ‚alten Teufel‘ glauben machen, er zöge sich auf das rechte Elbufer zurück. Er bezweckte mit der Finte, unsere und die Nordarmee ebenfalls auf diese Seite der Elbe hinüberzuziehen, um mit einer schnellen Rückwärtsbewegung die dann isolierte Hauptarmee zu schlagen. Bernadotte fiel auch prompt auf das Manöver herein und baute oberhalb Dessaus bei Aken eine Brücke, damit er den stets einkalkulierten Rückzug nach Norden ungehindert antreten könne. Blücher hingegen durchschaute Napoleons Absichten und beschwor Bernadotte, das rechte Elbufer aufzugeben, dann gemeinsam in Richtung Leipzig zu marschieren. Immerhin vereinten beide Armeen eine Kampfkraft von 200.000 Mann.
    Endlich – Mitte Oktober – erhielt unser Marschall die Zustimmung der Monarchen zur Entscheidungsschlacht bei Leipzig. Er rückte sofort gegen die Stadt vor. Bernadotte folgte ihm zwar über die Elbe, besetzte aber nur den Petersberg nördlich von Halle.
    Am nächsten Morgen begann die Schlacht um Leipzig, an der sich am dritten Tag auch die Corps Bernadottes beteiligten. Dem ging allerdings die Erfüllung

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